Auf der Agenda des 5. Innovationstags der Smartfactory KL stand eine Standortbestimmung der viel beschworenen Entwicklung hin zur Industrie 4.0 als technologische, aber auch als Geschäftsbasis. Dass Cyber-Physical Systems (CPS), die virtuelle Unterstützung von Engineering und Produktion und Anwendungen des \’Internet der Dinge\‘ in der Industrie ankommen, davon zeigt sich Professor Detlef Zühlke vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) überzeugt: Der Institutsdirektor beobachtet nach eigenen Angaben steigendes Interesse an dem Thema, das sich auch im Engagement der inzwischen 26 Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft in der Smart Factory widerspiegele. \“Es ist Zeit, gerade auch für kleine und mittlere Unternehmen, sich an der Entwicklung zu beteiligen und diese voranzutreiben\“, appelierte Zühlke auf der Veranstaltung in Kaiserslautern. Einblicke in Anwendungsbereiche wie Simulation, Condition Monitoring, Big Data und Auto-ID gaben am 10. September 2013 Vorträge u.a. von Dr. Paolo Pedralozzi, TTS Italy, Professor Dr. Jay Lee von der Univesity of Cincinnaty, Ole Scheller von der Schott AG und Dr. Jochen Schlick, Wittenstein AG sowie Marcus Schmidt, John Deere.
Die Wertschöpfung steht im Mittelpunkt
Dass die zentrale Frage für Betriebe dabei die quantifizierbare Wertschöpfung betrifft, betonten auch Lee und Schlick. Der Komponentenfertiger Wittenstein etwa prüft derzeit anhand verschiedener Anwendungsgebiete die Umsetzbarkeit von Industrie 4.0-Konzepten wie CPS und dem Internet der Dinge, sowohl in der eigenen Fertigung als auch als Geschäftsmodell. Als Herausforderung und Chance zugleich beschreibt Schlick den Wechsel der Perspektive von der produktgetriebenen Entwicklung hin zum Blick auf das Anwendungsszenario beim Kunden, der durch die Digitalisierung des Fabrikbetriebs vorangetrieben werden könne. Dabei fokussiert der Betrieb auch die Vorteile durchgängiger Datenwelten, um etwa im Bereich Engineering und Konfiguration die Brücke zwischen Anwender und Hersteller zu schlagen. Die Ausrichtung von Technologieeinsatz am Produktionsprozess zeigte auch das Beispiel von John Deere, der für die Steuerung paralleler Montageabläufe je nach Informationsbedarf ID-Verfahren vom Barcode-Label bis zu RFID einsetzt. Als wesentliche Herausforderungen für die breite Etablierung solch agiler Systeme macht Zühlke die in der Praxis häufig mangelhafte Standardisierung aus. Für zahlreiche Anwendungsgebiete stünden zwar Standards zur Verfügung, doch die Industrie sei nach wie vor gefordert, sich auf einheitliche Modelle zu einigen.
Forschung und Förderung gehen in die nächste Runde
Als Beweis für die Umsetzbarkeit einer schnellen Integration vom Stecker bis in die Endapplikation plant das Forscherteam bereits die nächste Version ihres Smart Factory-Demon-statrators. \“Wir wollen echtes Plug-and-play auf der Modulebene schaffen\“, erläuterte Zühlke anlässlich der Vorstellung des Vorhabens. Das DFKI geht davon aus, dass der Demonstrator ab Anfang 2014 in Kaiserslautern besichtigt werden kann. Die Lösung soll auf der Hannover Messe 2014 in einer Ausbautiefe von sechs bis acht Modulen der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Zugleich konnte das Institut die Weiterführung der Projektförderung vermelden: Auf der Veranstaltung sagte Dr. Joe Weingarten, Abteilungsleiter Innovation im Ministerium für Wirtschaft des Landes Rheinland-Pfalz, die weitere Beteiligung der Landesregierung an der Projektfinanzierung zu und hob dabei auch die Rolle der Forschung als Impulsgeber für Wirtschafts- und Innovationspotenzial des Standorts hervor. Als nächste Schritte plant das Institut eine Technologie-Roadmap zu erstellen, die einen Schwerpunkt in der Etablierung eines Zentrums für die Evaluierung und Anwendung von Technologien und Geschäftsmodellen der Industrie 4.0 für Unternehmen in Rheinland-Pfalz haben soll. (mec)