Herr Elmiger, es gibt ja nicht so viele Kompaktantriebe, die es ins Weltall geschafft haben. Wie ist es zu diesem Engagement gekommen und welche Vorarbeit hat es gekostet?
Eugen Elmiger: Wir sind schon seit Ende der 1980er-Jahre dabei. Damals haben wir einen kleinen 12mm-Antrieb an die Firma Spacelabs geliefert, um den Herzpuls der Astronauten auf der Raumfähre Atlantis aufzuzeichnen. Als es dann 1997 um den Sojourner ging, waren wir auch dabei. Damals wurde ein Motor benötigt, der bis -120°C standhält. Das war doch etwas kurios: Wer braucht denn einen Motor für bis -120°C auf der Erde? Nähere Informationen waren nicht zu bekommen. Wir haben uns dann auch aus der Neugier heraus an das Projekt gemacht.
Der Einsatz der beiden Zwillingsroboter auf dem Mars war eigentlich für wenige Monate vorgesehen, jetzt sind sie bereits seit zehn Jahren unterwegs. Welcher Anteil an diesem Rekord geht auf die Maxon Motoren zurück?
Elmiger: Egal ob Vibration, Temperatur, Schock oder Strahlung – unsere Motoren haben diese zehn Jahre in einer extremen Umgebung ausgehalten. Wir haben unseren Teil dazu beigetragen, der Rest kam natürlich von der NASA und vielen anderen Leuten. Aber ohne unseren Teil läuft der Rover nicht, das ist es.
Welche Erfahrungen haben Sie aus der Industrie für die Weltraummission mitnehmen können? Oder sollte man die Frage besser andersherum stellen?
Elmiger: Das gilt sowohl als auch. Wenn man ins Extreme mit den speziellen atmosphärischen Bedingungen bis -120°C geht, dann lernt man natürlich viel: von Toleranzen, über die Schmierung der Lagerung oder die Kommutierung der damals eingesetzten bürstenbehafteten Motoren. Man findet heraus, dass die strahlungsresistente Elektronik, die ja auch in der Medizin Anwendung findet, auch bei -120°C noch funktioniert. Oder man beschäftigt sich mit neuen Materialien: Wo kann man Keramik einsetzen und wo Titan? Und wie kann man solche Materialien verbinden? Solche Fragen haben uns angetrieben, wirklich das Extreme auszuprobieren.
Wie geht denn die Reise im Weltraum für Maxon Motor weiter?
Elmiger: Wir bleiben vorerst auf dem Mars. Wir haben weitere Projekte mit der NASA. Mit der ESA gibt es das Exo-Mars-Projekt, das mit Hochdruck zum Abschluss gebracht werden soll. Dann schauen wir weiter.
Das Stichwort Industrie 4.0 ist momentan in aller Munde. Wie stehen diese Trends im Vergleich zu den Anforderungen des Weltalls?
Elmiger: Im All sind wir schon bei Industrie 5.0, aber auch an Industrie 4.0 arbeiten wir natürlich. Das beste Beispiel ist die DCX-Produkteplattform mit allen zugehörigen Prozessen. Bei uns in der Firma haben wir verschiedene Projekte in der Mache, was das Thema Antriebstechnik angeht: Wir verknüpfen Systeme mehr und mehr und rüsten diese auch wireless oder mit mehr Intelligenz aus. Auch alternative Materialien sind hier ein Thema.
Kommen wir auf Ihr heutiges Geschäft zu sprechen. Welche Märkte sind denn für Maxon Motor besonders interessant?
Elmiger: Wenn wir die Absatzmärkte anschauen, sehe ich die USA als größten Absatzmarkt, gefolgt von Deutschland, der Schweiz und Frankreich. In Asien gibt es sehr viel Wachstum, hier sind es Länder wie China, Japan und Korea, die wir zukünftig beachten müssen.
Und auf welche Anwendungsgebiete zielen Sie dort ab?
Elmiger: Das ist sehr divers. In den USA beträgt der Anteil der Medizintechnik mehr als 50%, in der Schweiz sind es eher 30 bis 40%. Dann gibt es wieder andere Länder, die eher Industrie-, Automotive- oder halbleiterlastig sind. Jeder Markt ist anders, es sind andere Kulturen, Kunden sowie Anforderungen und da müssen wir flexibel mit speziellem Service aufwarten. In Zukunft werden wir unsere Kompetenz in der Luft- und Raumfahrt noch weiter ausbauen.
Wie unterscheiden Sie sich im Wettbewerb? Sind es die technischen Features oder ist es mehr der Service?
Elmiger: Unsere Motoren sind klein, leicht, leistungsfähig und haben einen hohen Wirkungsgrad. Das können andere aber auch – vielleicht noch nicht so gut. Ob sie jetzt Porsche, Audi oder Benz fahren – Sie geben in erster Linie viel Geld aus. Dann erwarten Sie aber auch einen unschlagbaren professionellen Service und einen Ansprechpartner, der 24 Stunden am Tag erreichbar ist. Das ist unser eigener Anspruch in punkto Service.
Inwieweit ist Ihre globale Aufstellung auch ein Alleinstellungsmerkmal?
Elmiger: Das ist ein zentraler Punkt. Wir haben viele eigene Gesellschaften weltweit und sind schon früh in Märkte wie etwa Asien eingetreten, während die Wettbewerber erst zehn bis 15 Jahre später gekommen sind.
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