Engineering-Prozesse einheitlich bewerten

Pipe-Initiative erarbeitet einen Leitfaden mit dem Ziel der Optimierung von Entwicklungsprozessen
Auf der Hannover Messe wurden die Ergebnisse der Pipe-Initiative und der erwartete Nutzen für Anwenderfirmen vorgestellt. Mit dieser Initiative sollen Mittel und Methoden zur Qualitätsmessung von Engineering-Prozessen zur Verfügung gestellt werden, um darüber kontinuierliche Verbesserungen im Produktentwicklungsprozess zu unterstützen.

Im Finanzwesen, im Vertrieb und der Produktion sind Prozessindikatoren als Mess- und Steuergrößen etabliert. Im Gegensatz dazu herrscht in der Produktentwicklung immer noch die Meinung, dass der Erfolg kreativer Entwicklungsprozesse nur schwer durch quantifizierbare Einheiten beschrieben werden kann. Durch steigenden Wettbewerbsdruck sind Industrieunternehmen dennoch zunehmend gefordert, Produktentwicklungsprozesse zu optimieren und flexibler und dynamischer zu gestalten. Im April 2010 haben die Unternehmen Contact Software, Dassault Systèmes, IBM Software Group, IBM Global Business Services und Transcat PLM Deutschland in Zusammenarbeit mit dem VDMA als ideelle Trägerschaft und wissenschaftlich begleitet vom Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg die Initiative \’Process Indicators for Product Engineering\‘ (Pipe) gestartet. In dieser Initiative wurde eine repräsentative Menge an Prozessindikatoren erarbeitet, aus denen klare Empfehlungen für die kontinuierliche Verbesserung von Entwicklungsprozessen abgeleitet werden können.

Zentrale Fragen als Ausgangspunkt

Die Pipe-Initiative hat zunächst zent-rale Fragestellungen aus den typischen Querschnittsprozessen analysiert und daraus insgesamt 24 Indikatoren abgeleitet. Diese Indikatoren sind in einem Pipe-Leitfaden beschrieben. Zusätzlich erhalten die Anwender ein Spreadsheet-Tool zum Erfassen und Auswerten:

  • Für jeden Querschnittsprozess werden Werte eingegeben, daraus die Indikatoren berechnet und in unterschiedlichen Auswertungen dargestellt.
  • Für jeden Querschnittsprozess können die Indikatoren zusätzlich in Bezug zu Kosten gesetzt werden.
  • Über das Reifegradmodell wird ferner der Zusammenhang der bewerteten Indikatoren über alle betrachteten Querschnittsprozesse dargestellt und implizit Handlungsbedarf aufgezeigt.

Nutzen Prozessindikatoren

Der Nutzen für die Anwender liegt in der Menge der vergleichbaren und aussagekräftigen Prozessindikatoren, in der einheitlichen Bewertungsmethodik zur Ist-Aufnahme und in der Zeitersparnis durch die standardisierte Vorgehensweise bei der eigenen Prozessbewertung.

Weitere Aktionen auf Basis der Ergebnisse der Pipe-Initiative sind:

  • Zurzeit werden die dargestellten Methoden und Tools bei zwei Pilotanwendern validiert.
  • Anfang Juli wird der VDMA Pipe-Leitfaden erscheinen, der die erarbeiteten Indikatoren beschreibt. Ende September werden erste Erfahrungen von Anwendern präsentiert.
  • Die Pipe-Projektmitglieder werden Lösungsansätze auf Basis der Pipe-Ergebnisse anbieten.
  • Der VDMA wird die Prozessindikatoren demnächst zur Standardisierung einreichen – vergleichbar zum VDMA-Einheitsblatt 66412-1 MES-Kennzahlen.

Praktischer Nutzen für die Unternehmen

Neben Erfassung, Analyse und Bewertung des aktuellen Unternehmensstatus ist eine Reihe von weiteren operationalen Anwendungsszenarien denkbar. So sind durch Anwendung der Pipe-Indikatoren u.a. messbare Optimierungen des Ressourceneinsatzes, Verbesserung der Produktqualität, Minimierung des Entwicklungsrisikos und Festlegung von Prioritäten möglich. Die nachfolgenden Beispiele ergeben sich u.a. aus aktuellen Projekten zur Optimierung von Entwicklungsprozessen und bestehenden Industrietrends (z.B. Industrie 4.0):

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Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
http://www.uni-magdeburg.de

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