Die China-Forschungsstudie analysiert Chancen und Risiken, denen sich der deutsche Maschinenbau durch die dynamische Entwicklung des chinesischen Marktes ausgesetzt sieht. China sei mit 678Mrd.E Umsatz (2012) der weltweit größte Markt für Maschinen (vor den USA mit 330Mrd.E). 2003 lag der Maschinenumsatz in China bei 77Mrd.E, neun Jahre später bereits bei 678Mrd.E. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (Compound Annual Growth Rate) in China lag von 2003 bis 2012 bei 27,3%. \“Hat man das Potenzial, in China langfristig orientiert vorzugehen, dann sollte man es auch anpacken. Ich meine, es ist besser, selbst in die Höhle des Löwen zu gehen, anstatt zu warten, bis die chinesische Konkurrenz irgendwann in der eigenen Höhle auftaucht\“, erklärte Dr. Thomas Lindner VDMA-Präsident und Vorsitzender der Geschäftsführung Groz-Beckert AG, anlässlich der Veröffentlichung der Studie. In drei bis fünf Jahren, so die Studie, werde fast jeder vierte deutsche Maschinenbauer über F&E-Einheiten in China verfügen.
Mittleres Marktsegment zukünftig besonders wichtig
Deutsche Unternehmen müssten deshalb den chinesischen Markt noch stärker in ihrer Strategie- und Geschäftsmodellentwicklung berücksichtigen. Denn viele deutsche Maschinen seien für die Bedürfnisse der Kunden in China \’überfunktioniert\‘. Die Gefahr der Abwanderung dieser Kunden zum lokalen chinesischen Wettbewerber sei daher groß. \“Das mittlere Marktsegment ist für die zukünftige Positionierung deutscher Maschinenbauer in China besonders wichtig, da es sich laut unserer Umfrage in den nächsten drei bis fünf Jahren zum größten Teilsegment des chinesischen Maschinenbaus entwickeln wird – von heute 34,3% des Gesamtmarktes auf 40,3% in drei bis fünf Jahren – und dort auch das stärkste Wachstum mit plus sechs Prozent zu beobachten ist\“, erklärte Wolfgang Albeck, ifm Mannheim. \“Mit ihren leistungsstarken und vergleichsweise teuren Angeboten treffen die deutschen Maschinenbauer allerdings nicht immer die Preis-Leistungserwartungen der lokalen Kunden im vollen Umfang.\“ Mit der Entstehung wettbewerbsfähigerer Anbieter in China – und anderen Emerging Markets – bestehen zunehmend Alternativangebote vor Ort, weshalb deutsche Unternehmen über eine verstärkte Anpassung ihrer Produkte und Geschäftsmodelle an die lokalen Bedürfnisse nachdenken müssten. Allerdings würden nur ein Viertel der befragten Unternehmen ihre chinesischen Rivalen ähnlich gut kennen wie ihre europäischen Konkurrenten.
Duale Geschäftsmodelle als Reaktionsmöglichkeit
Um in China zukünftig weiter wachsen zu können sowie sich gegenüber aufstrebenden chinesischen Wettbewerbern zu positionieren, sollten sich deutsche Maschinenbauer frühzeitig und ergebnisoffen mit der Verfolgung eines dualen Geschäftsmodells auseinandersetzen. Für deutsche Maschinenbauer heißt das: Erstens weltweiter Ausbau bzw. Absicherung des bestehenden Premiumangebots, vor allem durch Innovationen. Und zweitens die parallele Erschließung neuer Wachstumspotenziale im mittleren Marktsegment vor allem in Emerging Markets wie China. \“Die langfristige Marktentwicklung in China, hin zu leistungsfähigeren und qualitativ hochwertigeren Maschinen, begünstigt deutsche Unternehmen überproportional. Gleichzeitig muss die Erschließung neuer Kundengruppen im mittleren Marktsegment vorangetrieben werden\“, so die Analyse der Mannheimer Wissenschaftler. (afs)