Ju-Rami 4.0

Alles, was Recht ist

Die umfassende Vernetzung gemäß Industrie 4.0 wirft neue Fragen nach dem rechtlichen Rahmen von intelligenten Maschinen und Systemen auf. Datenschutz und IT-Sicherheit spielen hier ebenso eine Rolle wie Haftungsfragen bei Unfallszenarien oder Produktmängeln. Konstrukteure und IT-Entwickler können jedoch häufig nicht einschätzen, welche juristischen Rahmenbedingungen sie bei ihren Entwicklungen beachten müssen.

Durch die intelligente Vernetzung aller am Wertschöpfungsprozess beteiligten Menschen, Maschinen und Organisationen, von der Produktentwicklung über die Produktion und Logistik bis hin zum Kunden, entstehen in der smarten Fabrik nicht nur völlig neue Produktionsmöglichkeiten, sondern vor allem auch komplexe Rechtsfragen. So installiert z.B. ein Ingenieur eine neue Fertigungsanlage, deren Steuerungs-Software von einem Dienstleister programmiert wurde. Zunächst funktioniert sie fehlerfrei, im Verlauf der Produktion wird jedoch ein Arbeiter von einem Maschinenarm erfasst und verletzt. Hier zeigt sich die Vielschichtigkeit der nun zu klärenden Rechtsansprüche: Wer ist verantwortlich für den entstandenen Personenschaden oder einem zusätzlichen Sachschaden? Welche Rechtsgebiete sind dabei relevant, greift etwa das Arbeitsschutzrecht, oder auch das Strafrecht?

Juristisches Referenzmodell

Im vom BMWi geförderten Technologieprogramm \’Autonomik für Industrie 4.0\‘ hat die Begleitforschung mit Unterstützung von Eric Hilgendorf, Universität Würzburg, und Reinhold Pichler, DKEm nun – angelehnt an das Rami-Modell – die erste Version eines juristischen Referenzmodells für Industrie 4.0 erstellt. Mit Ju-Rami 4.0 sollen auch juristische Laien einschätzen können, welche juristischen Rahmenbedingungen sie bei ihrer Entwicklung beachten müssen. Das Referenzmodell ermöglicht es, rechtliche Risikobereiche, Schädigungen und Gefährdungen über den gesamten, vernetzten Wertschöpfungsprozess einzuordnen. Ebenso wie das Referenzarchitekturmodell zu Industrie 4.0 besteht Ju-Rami 4.0 aus einem dreidimensionalen Koordinatensystem, das die wesentlichen Rechtsgebiete und die juristischen Risikobereiche im Themenkomplex des Technologieprogramms beinhaltet. Die Schichten als erste Achse des Koordinatensystems dienen der Darstellung konkreter juristischer Risikobereiche, Schädigungen und Gefährdungen, die über den gesamten, vernetzten Wertschöpfungsprozess Industrie 4.0 auftreten können. Auf der zweiten Achse werden die Akteure als soziotechnische Wertschöpfungsebenen verortet. Auf Achse drei werden schließlich die Rechtsgebiete dargestellt, die den juristischen Rahmen für die einzelnen Risikobereiche bilden. Ju-Rami 4.0 soll den an Autonomik-Projekten beteiligten Akteuren kurzfristig einen ersten Orientierungsrahmen bieten, der dabei hilft, bestehende Rechtslücken aufzudecken und erste Lösungswege anbietet. Das Schichtenmodell soll 2016 in einer interaktiven Version zur Verfügung stehen.

Mit dem Technologieprogramm \’Autonomik für Industrie 4.0\‘ will das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) einen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung des Zukunftsprojekts Industrie 4.0 beitragen. 14 Projekte mit rund 100 Partnern aus Industrie und Wissenschaft haben sich für eine Förderung durch das Ministerium qualifiziert. Das BMWi unterstützt die Projekte mit einem Fördervolumen von rund 40Mio.€. Mit begleitenden Forschungsmaßnahmen werden zudem wichtige Querschnittsfragen zu IT-Sicherheit, Recht, Normen & Standards sowie Zukunft der Arbeit in Industrie 4.0 behandelt.

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
http://www.bmwi.de

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Werkzeuge – immer passend

Werkzeuge – immer passend

Eine digitalisierte Fertigung hat viele Gesichter… und Recker Technik aus Eschweiler setzt ihr auf jeden Fall einen Smiley auf. Dort bringt die Produktion mit digitalen Zwillingen mehr Effizienz in den Alltag sowie gleichzeitig mehr Überblick über das Toolmanagement und die Werkzeugkosten. Mit dabei: Zwei Tool-O-Maten, die intelligenten Werkzeugausgabesysteme von Ceratizit – dank denen immer das passende Werkzeug für den Job zur Hand ist.

mehr lesen
Bild: Hainbuch GmbH
Bild: Hainbuch GmbH
„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

Zunehmend individuellere Kundenanforderungen, mehr Schwankungen im Auftragseingang und weniger Fachkräfte – diese Faktoren beeinflussen die Fertigungsplanung zunehmend. Gerade bei kleinen Herstellungschargen mit Losgrößen unter 100 macht in diesem Spannungsfeld die Automatisierung, etwa von Hainbuch, den Unterschied. Ein entscheidender Ansatzpunkt in der Umsetzung ist neben Maschine, Roboter und Bediener der Rüst- und Spannprozess.

mehr lesen
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Futter für die Ewigkeit

Futter für die Ewigkeit

Siemens Energy setzt für die Präzisionsbearbeitung an einer Horizontaldrehmaschine Magnos Elektropermanent-Magnetspannfutter von Schunk ein. Dank der gleichmäßig dauerhaft wirkenden Magnetspannkraft erfolgt das Spannen der Werkstücke deformations- und vibrationsarm – für eine ausgezeichnete Bearbeitungs- und Oberflächenqualität. Mit der zugehörigen App lässt sich die Spannsituation simulieren und sicher parametrieren.

mehr lesen