Wehrspohn machte klar, dass er den sorgsamen Umgang mit kritischen Daten hierzulande als großen Standortvorteil ansieht. Zum Beleg dafür nannte er ein Beispiel aus seinem Berufsalltag und berichtete von einen koreanischem Unternehmen, das sich bewusst für Deutschland als F&E-Standort entschieden hat, weil es die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gibt. Der Schutz von implizitem, nicht codifiziertem Knowhow sei vor allem für den deutschen Mittelstand essenziell, so der Wissenschaftler. Genau hier setze die neue Lösung an.
Der Datenflut Herr werden
„Datenökonomie muss dezentral gedacht und die Daten dort verwaltet und aufbereitet werden, wo sie entstehen. Werden diese ungefiltert direkt in die Cloud transportiert, geht die Datenhoheit verloren“, bemerkte Dr. Sebastian Ritz, Geschäftsführer der German Edge Cloud, bei der Pressekonferenz zum Event in Herborn. Oncite begegnet dem steigenden Bedarf der echtzeitfähigen Datenverfügbarkeit mit einem skalierbaren Edge-Cloud-Rechenzentrum. Die Lösung steht direkt vor Ort in den Fabriken und damit dort, wo die Daten entstehen. In der Automobilzuliefererkette ermöglicht Oncite den sicheren Supply-Chain-übergreifenden Datenaustausch mit den kommenden digitalen Produktionsplattformen der Hersteller und Top Tier Supplier. Darüber hinaus bildet die Lösung mit ihren industriellen Anwendungen von Bosch Connected Industry, German Edge Cloud und Iotos die Basis für die Umsetzung von Industrie-4.0-Anwendungen zur weiteren Digitalisierung von Fabriken. „Dadurch, dass alle gesammelten Daten vor Ort bleiben, behält der Anwender die volle Kontrolle und entscheidet selbst, ob und wie er die verarbeiteten Daten an die verschiedenen digitalen Produktionsplattformen der OEMs und Top Tier Supplier übermittelt. Die Datenhaltung und der Austausch produktionsrelevanter Informationen mit Kunden und Lieferanten können über IoT-Plattformen wie SupplyOn oder Mindsphere von Siemens unter Erhalt der Datensouveränität erfolgen“, erklärte Ritz. Das skalierbare Edge-Cloud-System kann Maschinenmassendaten erfassen und so maschinenübergreifend harmonisieren, dass KI-basierte Produktionsoptimierungen angewendet werden können. Die Edge-Technologie, welche die Daten unmittelbar am Ort ihrer Entstehung verarbeitet, ermöglicht geringe Latenzzeiten.
Schnell einsetzbar, skalierbar und offen
Die industriellen Anwendungen von Bosch Connected Industry, German Edge Cloud, Iotos und Rittal können passgenau für definierte, aber auch prozessspezifische Anforderungen eingesetzt werden. „Der Betreiber hat mit Oncite sehr schnell eine Lösung und bedeutend geringere Kosten für die Integration in die bestehende fabrikinterne IT-Landschaft sowie den nachfolgenden laufenden Betrieb“, beschreibt Ritz die Vorteile und fährt fort: „Wachsen die Anforderungen, können weitere Services und Rechnerleistung schnell eingebunden bzw. hinzugebucht werden. Die Lösung wird inklusive skalierbarer Edge-Cloud-IT-Infrastruktur, einer offenen IIoT-Plattform sowie Off-Edge-Cloud-Nutzung und Full-Service angeboten.“ Die Abbildung von Verarbeitungsketten von der Edge zu digitalen Produktionsplattformen auf Basis der Hyper-Scaler-Public-Cloud-Infrastrukturen über das von German Edge Cloud implementierte Multi- bzw. Cross-Cloud-Management ist jederzeit möglich. Wichtig für den Anwender sei ferner, so Ritz, dass für die Nutzung von Oncite kein spezifisches Knowhow erforderlich sei. Lediglich zur Integration der Lösung in die jeweilige Fabrikumgebung setze sich der Anbieter mit der IT-Abteilung seines Kunden in Verbindung. Einen kompetenten Anwender hat das Edge-Cloud-Rechenzentrum bereits jetzt: Professor Wehrspohn kündigte in Haiger an, dass das Fraunhofer Oncite in seinen produktionstechnischen Instituten einsetzen wird – zunächst in Aachen und Berlin und dann in 20 weiteren Einrichtungen in den nächsten Monaten. (jwz)