Retrofit einer Kaschieranlage mit moderner Sicherheitstechnik

Das Beste der 90er und die Hits von heute

Eine elektronische Reihenschaltung von Sicherheitskomponenten in einer Kaschieranlage aus den 1990er-Jahren realisieren - so lautete die Aufgabe, der sich ZFR-Control zusammen mit Bernstein im Rahmen eines Retrofit-Auftrags stellte. Im diesem Zuge galt es die ein oder andere Herausforderung zu lösen. Doch am Ende erfüllt die Anlage nicht nur die modernen Anforderungen an die Sicherheitstechnik, sondern stellt nun auch umfangreiche Diagnosedaten zur Verfügung.
 Retrofit einer Kaschieranlage aus dem Jahre 1996: Unter anderem kommen darin nun Seilzugschalter und beleuchtete Nothalt-Geräte von Bernstein in einer elektronischen Sicherheitskette zum Einsatz.
Retrofit einer Kaschieranlage aus dem Jahre 1996: Unter anderem kommen darin nun Seilzugschalter und beleuchtete Nothalt-Geräte von Bernstein in einer elektronischen Sicherheitskette zum Einsatz.Bild: Bernstein AG

Die Firma ZFR-Control hat sich mit den Themen Elektrokonstruktion, SPS-Programmierung und dem Umbau von Maschinensteuerungen einen Namen gemacht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Ummantelungsmaschinen und Kaschieranlagen. So fragte auch das Unternehmen Friedrich Priess, ein Kunde aus Ostwestfalen, wegen des Retrofits einer Kaschieranlage für Spanplatten aus dem Jahre 1996 bei ZFR an. Die Modernisierung sollte sowohl den Tausch von Steuerungstechnik als auch von Sicherheitskomponenten umfassen. „Die Fehlersuche sollte einfacher und schneller durchzuführen sein. Außerdem galt es, Diagnosemöglichkeiten zu schaffen“, fasst Jürgen Föll, der das Projekt für ZFR-Control begleitete, die Anforderung zusammen. „Um darüber hinaus noch eine Reihenschaltung aller Komponenten realisieren zu können, fiel die Wahl auf das Smart Safety System von Bernstein.“

 Die sonst oft aufwendige und langwierige Suche nach dem betätigten Nothalt wird durch die Möglichkeit der optischen Wahrnehmung direkt am Gerät deutlich reduziert.
Die sonst oft aufwendige und langwierige Suche nach dem betätigten Nothalt wird durch die Möglichkeit der optischen Wahrnehmung direkt am Gerät deutlich reduziert.Bild: Bernstein AG

Nothalt mit Statusanzeige

Konkret entschieden die Verantwortlichen sich für den Einsatz von mehreren Seilzugschaltern. Sie konnten aufgrund der Anschlussbox ebenso einfach wie die eingesetzten berührungslosen Sicherheitssensoren SRF und die beleuchteten Nothalt-Geräte SEU in die elektronische Sicherheitskette eingebunden werden. Über die große LED-Statusanzeige ist direkt am Nothalt sichtbar, welcher betätigt wurde. „Die sonst oft aufwendige und langwierige Suche nach dem betätigten Schalter wird durch die optische Anzeige direkt am Gerät deutlich reduziert. Unnötige Stillstandzeiten kann die gut sichtbare LED-Anzeige verkürzen oder ganz vermeiden“, erklärt Sebastian König, der das Projekt für Bernstein begleitete.

Haben ihren Dienst getan: Seit 1996 sorgten diese Seilzugschalter von Bernstein für Sicherheit – jetzt wurden sie durch moderne Safety-Komponenten mit Diagnosefunktion ersetzt.
Haben ihren Dienst getan: Seit 1996 sorgten diese Seilzugschalter von Bernstein für Sicherheit – jetzt wurden sie durch moderne Safety-Komponenten mit Diagnosefunktion ersetzt. Bild: Bernstein AG

Umfangreiche Diagnose

Über das patentierte Daisy-Chain-Diagnosesystem (DCD) können mit der Sicherheitsauswertung vom Typ SCR P umfangreiche Diagnosedaten jedes angeschlossenen Gerätes ausgewertet werden, so etwa über Ethernet. Eine solche Sicherheitsauswertung kommt in der Hauptlinie der Anlage zum Einsatz, sowie zwei weitere an verschiebbaren Modulen. Alle verbauten Sicherheitskomponenten und die Möglichkeit, Diagnosedaten aller Geräte zu sammeln und auszuwerten, stammen aus dem Portfolio von Bernstein.

Herausforderung der Reihenschaltung

„Eine Herausforderung bestand darin, die Reihenschaltung aller Komponenten über die gesamte Länge der Kaschieranlage an einem Stück umzusetzen“, betont Jürgen Föll. Denn die Anlage von Friedrich Priess besteht aus einer Hauptlinie und zwei Modulen – Kaschierblock und Leimmaschine – welche in die Hauptlinie eingeschoben werden. Insgesamt erstreckt sie sich damit auf rund 30m, was eine Reihenschaltung der Sicherheitskomponenten auf insgesamt etwa 100m voraussetzt. „Die Kombination aus besonderer Leitungslänge und gleichzeitig stärkerer Belastung durch beleuchtete Nothalt-Geräte führte zu einem erhöhten Spannungsabfall im System. Aufgrund des Daisy Chain Diagnosesystems konnte dieser aber umgehend lokalisiert werden, da jeder Teilnehmer der Reihenschaltung auch seine aktuell anliegende Betriebsspannung übermittelt. So konnten wir schließlich mit einer gezielten zusätzlichen Einspeisung am Ende der Reihenschaltung, anstelle eines Abschlusssteckers, das Problem einfach und schnell lösen“, erklärt Marvin Schinkel von Bernstein. Gerade für den Retrofit von Maschinen und Anlagen überwiegen die Vorteile einer Reihenschaltung der Komponenten. So führt ein reduzierter Verdrahtungsaufwand z.B. zu geringeren Kosten, ohne Abstriche bei der Diagnosemöglichkeit machen zu müssen. „Das Smart Safety System liefert hier eine skalierbare Lösung für viele verschiedene Anforderungen“, verspricht Schinkel. Das Fazit beim Kunden Friedrich Priess fällt bereits wenige Tage nach Abschluss des Retrofit durchweg positiv aus. Unter anderem die Diagnosemöglichkeit habe in den vergangenen Tagen die Fehlersuche stark vereinfacht.

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: SSP Safety System Products GmbH & Co. KG / Indikar
Bild: SSP Safety System Products GmbH & Co. KG / Indikar
So wird eine Warmpressanlage mit Sicherheitstechnik abgesichert

So wird eine Warmpressanlage mit Sicherheitstechnik abgesichert

Indikar, ein Unternehmen mit Sitz in Wilkau-Haßlau bei Zwickau, ist auf automobile Sonderlösungen spezialisiert. Im individuellen Karosseriebau sind Kleinserien Alltag, dennoch wird mit einem hohen Automatisierungsgrad gefertigt. Jüngste Anschaffung ist eine Warmpressanlage für Umformteile. Die Anlage wird mit Komponenten von SSP Safety System Products abgesichert.

mehr lesen
Bild: Sick AG
Bild: Sick AG
2027 ist bald: Bereit für die neue EU-Maschinenverordnung?

2027 ist bald: Bereit für die neue EU-Maschinenverordnung?

Die bisher geltende EG-Maschinenrichtlinie stammt aus einer Zeit, in der viele moderne Technologien und Konzepte noch nicht weit verbreitet waren. Neue Technologien und Trends wie künstliche Intelligenz, Robotik, Digitalisierung und smarte Fabriken machen es nötig, die Sicherheitsstandards zu aktualisieren und neue Risiken zu berücksichtigen. Deshalb hat sich die Industrie für eine Modernisierung durch die neue EU-Maschinenverordnung ausgesprochen. Die Redaktion des SPS-MAGAZINs wollte von verschiedenen Safety-Experten wissen, was sich dadurch ändert, wer betroffen ist und wie die Anwender die damit verbundenen neuen sowie verbindlichen Herausforderungen angehen und meistern können.

mehr lesen
Bild: Bormann & Neupert by BS&B GmbH
Bild: Bormann & Neupert by BS&B GmbH
Produktion geschützt, 
Ernährung gesichert

Produktion geschützt, Ernährung gesichert

Bei Industrieprozessen mit Trockenlebensmitteln oder -futtermitteln kann durch aufgewirbelten Staub schnell eine zündfähige Atmosphäre entstehen. Fatal, denn Staubexplosionen bergen ein enormes Risiko: ungeplante Produktionstopps, Zerstörung von Anlagen und sogar Gefahr für Menschenleben. Die passenden Schutzsysteme ersticken Staubexplosionen effektiv bereits im Keim oder reduzieren ihre Auswirkungen.

mehr lesen
Bild: ©2rogan/stock.adobe.com
Bild: ©2rogan/stock.adobe.com
So gelingt mit einer Trusted Edge-Plattform der Weg in die Industrie 4.0

So gelingt mit einer Trusted Edge-Plattform der Weg in die Industrie 4.0

Die zunehmende Vernetzung in den Fabriken schafft neue Angriffsflächen für Cyber-Kriminelle. Um vor allem ältere Maschinen sicher ins Netzwerk einzubinden, braucht es eine robuste IIoT- und Edge-Computing-Plattform, die Schutz und effiziente Datenkommunikation gewährleistet. Secunet verspricht durch die Nachrüstung mit seiner Trusted-Edge-Plattform zuverlässigen Schutz vor Angriffen.

mehr lesen
Bild: ©kamonrat/stock.adobe.com
Bild: ©kamonrat/stock.adobe.com
So lässt sich der Risikofaktor Fernwartung effizient managen

So lässt sich der Risikofaktor Fernwartung effizient managen

Viele Maschinen sind bereits im IoT vernetzt, was neben erhöhter Produktivität aber auch Sicherheitsrisiken mit sich bringt. Laut dem BSI zählt der Einbruch von Cyberkriminellen über Fernwartungszugänge zu den besonders kritischen und am häufigsten auftretenden Bedrohungen. Welche Eigenschaften müssen robuste Sicherheitslösungen erfüllen, um Betriebsanlagen zuverlässig zu schützen?

mehr lesen