ZVEI-Außenhandelsreport „Spezial“: Ungarn

Bild: ZVEI e.V.

Im Juli 2024 übernimmt Ungarn zum zweiten Mal seit dem Beitritt zur Europäischen Union (EU) im Jahr 2004 den Ratsvorsitz. Die Wirtschaftsleistung des Landes mit seinen knapp 10 Millionen Einwohnern ist in den letzten beiden Dekaden um durchschnittlich 4 Prozent pro Jahr gewachsen. Mit 170 Milliarden Euro liegt das (nominale) BIP allerdings deutlich unter dem Niveau von z.B. Griechenland. Ungarn gehört nicht zur Eurozone, die Landeswährung lautet Forint. Der Anteil des Produzierenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung beträgt ein Viertel. Laut Europäischer Kommission dürfte das ungarische BIP im vergangenen Jahr 2023 um 0,8 Prozent geschrumpft sein. Für 2024 und 2025 werden wieder Wachstumsraten von 2,4 bzw. 3,6 Prozent erwartet. Der Elektromarkt Ungarns ist nach Schätzungen des ZVEI 2023 um (nominal) 4 Prozent auf 18,7 Milliarden Euro gestiegen. 2022 lag das Wachstum allerdings noch deutlich höher (+15 Prozent). Für das laufende Jahr 2024 wird ein Plus von 3 Prozent prognostiziert. Zwischen 2010 und 2023 lag die durchschnittliche Steigerungsrate des Marktes für elektrotechnische und elektronische Produkte in Ungarn bei knapp dreieinhalb Prozent pro Jahr. Im globalen Ranking belegte der ungarische Elektromarkt 2023 Platz 32 und ist damit kaum kleiner als der entsprechende Markt in Österreich (mit 19,9 Mrd. Euro), dessen BIP allerdings gut zweieinhalbmal höher liegt. Seit der Jahrtausendwende haben sich die Ausfuhren der deutschen Elektro- und Digitalindustrie nach Ungarn mehr als verdreifacht.

Im Jahr 2023 hat die heimische Elektrobranche Waren im Wert von insgesamt 8,5 Milliarden Euro nach Ungarn exportiert. Das waren 4,8 Prozent mehr als im Jahr davor und Rang 11 in der Liste der größten Abnehmerländer. Große Ausfuhrempfänger sind hier vor allem die Fachbereiche Elektronische Bauelemente (3,4 Mrd. Euro) und Automation (1,3 Mrd. Euro). Weitaus bedeutender ist Ungarn als Lieferant von elektrotechnischen und elektronischen Erzeugnissen für den deutschen Markt. Die Importe aus dem Land beliefen sich 2023 auf 16,6 Milliarden Euro. Damit ist Ungarn inzwischen der zweitgrößte Lieferant hinter China. Vor allem die Importe von Batterien (4,4 Mrd. Euro, +137 Prozent gegenüber dem Jahr 2022) haben sich seit 2020 verzwölffacht. Weitere große Importbereiche sind die Automation (3,5 Mrd. Euro) und die Unterhaltungselektronik (1,8 Mrd. Euro). Gemäß der Deutschen Bundesbank ist die deutsche Elektro- und Digitalindustrie mit einem Direktinvestitionsbestand von 570 Millionen Euro in Ungarn engagiert (2021). Das entspricht 1,2 Prozent des gesamten FDI-Bestandes der Branche in Höhe von 48,6 Milliarden Euro. Mit niedrigen Körperschaftssteuern und Arbeitskosten lockt Ungarn seit einigen Jahren vermehrt Investoren aus dem asiatischen Raum (Südkorea, China, Japan). Laut staatlicher Investitionsagentur HIPA war Südkorea 2022 der größte Auslandsinvestor, aber auch chinesische Unternehmen wie CATL oder BYD haben große Investitionsvorhaben in Ungarn.

ZVEI e.V.
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