Tanja Waglöhner im Interview

Zehn Jahre All About Automation

44 Mal Automation aus der Region: Auf diese Zahl wird es die lokale Messeserie All About Automation Ende des Jahres gebracht haben. Ihren Lauf nahm die Erfolgsstory mit der Premiere in Friedrichshafen vor zehn Jahren. Anlässlich dieses Jubiläums hat das SPS-MAGAZIN mit Veranstalterin Tanja Waglöhner über die Entwicklung der Messe, über aktuelle Themen sowie das gewachsene Angebot gesprochen.
Besucher sind beim ersten Mal immer überrascht, wie familiär sich die 
All About Automation anfühlt.

Tanja Waglöhner, Easyfairs
Besucher sind beim ersten Mal immer überrascht, wie familiär sich die All About Automation anfühlt. Tanja Waglöhner, EasyfairsBild: Easyfairs GmbH

Was waren die Voraussetzungen, um die Erfolgsstory der AAA möglich zu machen?

Tanja Waglöhner: Die Grundlage für den Erfolg bildet das außergewöhnliche Konzept: Es folgt einem außergewöhnlichen Serviceanspruch, der allen Seiten die Teilnahme so einfach wie möglich macht. Wir nehmen Ausstellern die Organisation so weit wie möglich ab. Genauso sorgen wir auf Besucherseite für hohe Attraktivität – etwa durch kostenfreie Parkplätze, Snacks und Getränke. Damit schaffen wir einen Rahmen, in dem Aussteller und Besucher ganz einfach in Kontakt kommen. Hemmschwellen werden konsequent beseitigt. Besucher sind beim ersten Mal immer überrascht, wie familiär sich die All About Automation anfühlt. Dieses Konzept hat sich über die letzten zehn Jahre nicht verändert und ist bei Ausstellern und Besuchern mittlerweile voll etabliert.

Ein besonderes Merkmal der Messen sind die begrenzten Standgrößen. Sind damit alle Aussteller einverstanden?

Mittlerweile durchaus. Als Aussteller begegnet man sich immer auf Augenhöhe, unabhängig von der Unternehmensgröße. Gerade im Mittelstand kommt das sehr gut an, aber auch auch die großen Unternehmen sehen die Vorteile. Denn es werden ja keine falschen Erwartungen geweckt: Jede All About Automation ist eine regionale Veranstaltung mit einem regionalen Besucherpotenzial. Deswegen sind die Messen hauptsächlich für den regionalen Vertrieb interessant, auch bei großen Namen wie Siemens oder Phoenix Contact. Das ist ein komplett anderer Anspruch als bei nationalen oder internationalen Fachmessen.

Wie sieht es bei den Exponaten aus?

Auf der All About Automation gibt es durchaus spannende Exponate zu bestaunen – aber ebenfalls in beschränktem Umfang. Denn die meisten Besucher kommen schon mit konkreten Fragen auf die Messe. Man kommt also auch ohne spektakuläre Highlights am Stand direkt ins Gespräch.

Bild: Easyfairs GmbH

Die erste All About Automation in Friedrichshafen hatte rund 80 Aussteller. Eine Zahl, die man in einem Tag gut bewältigen kann. In diesem Jahr waren es aber 380 Aussteller. Wie verändert sich das Besucherverhalten?

Der typische Besucher reist nicht an, um über die Messe zu bummeln, sondern sucht aktiv nach einer passenden Lösung für seine Aufgabe. Selbst bei den diesjährigen Dimensionen in Friedrichshafen bleibt noch ausreichend Zeit für Inspiration und Kontakte mit Firmen, die man noch nicht auf dem Schirm hatte. So kann es vorkommen, dass es nachmittags auf der All About Automation etwas ruhiger wird, weil ein Teil der Besucher schon fertig ist und zufrieden wieder abreist.

Erstmals war die Ausstellungsfläche der zwei Hallen in Friedrichshafen komplett ausverkauft. Kann die Messe noch weiter wachsen?

Als Veranstalter ist es nicht unser primäres Ziel, die Ausstellerzahlen weiter nach oben zu schrauben. Viel wichtiger ist es, die Zufriedenheit auf allen Seiten so hoch zu halten wie bisher. Dennoch wird es natürlich spannend: Der überwiegende Teil der Aussteller will auch im nächsten Jahr wieder dabei sein und es gibt viele neue Interessenten. Parallel gilt es aber, zu prüfen, wie weit sich das Besucherpotenzial in der Region noch entwickeln lässt. Wie die Zahl von über 5.000 Besuchern in diesem Jahr zeigt, erreichen wir rund um Friedrichshafen schon einen Großteil der passenden Kandidaten.

Lassen Sie uns einen Blick auf das Themenspektrum der All About Automation werfen. Dem Namen nach, dreht sich alles um Automation. Aber was heißt das konkret?

Das Themengebiet hat sich entlang der Wertschöpfungskette entwickelt: Vom Komponentenanbieter bis zum Anlagenbauer ist alles auf der All About Automation vertreten. Wir müssen also in gewisser Weise einen Spagat bewältigen – und es Geräteherstellern genauso recht machen wie Sondermaschinenbauern. Durch das breitgefächerte Besucherinteresse gelingt das aber sehr gut.

Wie steht es um die zunehmende Digitalisierung in der produzierenden Industrie?

Die Besucher fordern viel Praxisnähe, also Themen und Technologien, die wirklich anwendungsreif sind. Entsprechend belegen die Digitalisierungsthemen auf der All About Automation eindrucksvoll, dass sich die Branche bereits weitgehend mit dem industriellen IoT oder dem Einsatz von KI beschäftigt.

2019 hat der Messeveranstalter Easyfairs die All-About-Automation-Serie übernommen. Wie hat sich das auf die Regionalmessen ausgewirkt?

Wir profitieren von unseren Erfahrungshintergründen: Durch den Erfolg der All About Automation haben auch andere Veranstaltungen von Easyfairs – etwa die Maintenance oder die Logistics and Automation – erste Schritte in Richtung Regionalisierung gemacht. Gleichzeitig ergänzen sich gewisse Themenfelder wunderbar: So findet die All About Automation in Zürich erstmals parallel zur Maintenance statt.

Das Netz der All About Automation spannt sich mittlerweile ziemlich umfassend über den deutschsprachigen Raum. Ist durch die erstmalige Veranstaltung in Straubing 2024 die letzte Lücke geschlossen?

Nein, nicht ganz. Viele Aussteller wünschen sich einen österreichischen Ableger. Hier ist aktuell Bewegung im Markt. Berlin wurde ebenfalls schon als weiterer Wunschstandort genannt. Mit Blick auf das europäische Ausland scannen wir aktuell die Möglichkeiten. Easyfairs ist z.B. auch in Großbritannien, Italien und Skandinavien sehr gut aufgestellt.

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