Single Pair Ethernet für dezentrale Installationslösungen

SPE für Vision

Um Vision-Systeme effizienter und wirtschaftlicher zu integrieren, hat Murrelektronik dezentrale Installationslösungen zur Anbindung von Kamerasystemen entwickelt. Welche Rolle zukünftig Single Pair Ethernet (SPE) dabei spielt, erklärt Simon Knapp, Solution Manager Machine Vision, bei Murrelektronik.
Durch den Einsatz eines 
einzigen SPE-Steckers 
mit lediglich zwei Adern lässt 
sich die Größe von 
Feldbusmodulen für
Kameras weiter reduzieren.
Durch den Einsatz eines einzigen SPE-Steckers mit lediglich zwei Adern lässt sich die Größe von Feldbusmodulen für Kameras weiter reduzieren. Bild: Murrelektronik GmbH

Herr Knapp, auf der SPS vergangenen November hatten Sie ein IO-Modul für SPE vorgestellt: Ein Switch, an den sich sowohl Kameras als auch Vision-Sensoren anschließen lassen. Wie war das Feedback auf der Messe?

Simon Knapp: Mit der Resonanz waren wir äußerst zufrieden. Kernstück der Applikation ist der SPE Hybrid Switch, dieser vereint M12-Hybrid-Steckverbinder (IEC 63171-7) und X-kodierte Schnittstellen in einem Gerät. Der IP67-Switch hat vor allem bei Messebesuchern aus der Logistik Interesse geweckt. Das hat uns besonders gefreut, weil wir speziell in dieser Branche enormes Potenzial für den Concept Switch sehen. Bis heute stehen wir in regem Austausch mit Bestandskunden, strategischen Partnern und denen, die es noch werden wollen, um Erfahrungen von Anwendern in unsere Lösungen einfließen zu lassen. Das bestätigt unsere Überzeugung, dass es einen großen Bedarf für dezentrale Gesamtlösungen gibt, die unterschiedliche Technologien und Standards miteinander verbinden.

Bild: Murrelektronik GmbH

Warum der Fokus auf Logistik?

Für die Unternehmen innerhalb der Branche ist Interoperabilität – also die Fähigkeit einer nahtlosen Zusammenarbeit von verschiedenen Systemen – ein wichtiges Kriterium und Herausforderung zugleich. Denn in Logistikzentren findet sich häufig eine Vielzahl an unterschiedlichen Technologien und Standards vor, die es zu integrieren gilt. Unsere Schnittstellen-offenen Installationslösungen zielen genau darauf ab. Ferner trägt SPE dazu bei Effizienz und Präzision in logistischen Prozessen durch schnelle und zuverlässige Datenübertragung auf ein Neues Level zu heben.

Single Pair Ethernet für die Bildverarbeitung: Sind Sie da nicht Ihrer Zeit etwas zu weit voraus?

Als innovatives Unternehmen müssen wir immer wieder über den Tellerrand hinausblicken, Produkte und Technologien entwickeln, die unseren Kunden das Leben leichter machen. SPE ist in der Lage sämtliche Branchen und Industrien zu erschließen und eröffnet völlig neue Möglichkeiten bei der M2M-Kommunikation. Die industrieübergreifende Relevanz zeigt sich zudem in Gremien wie der SPE System Alliance oder dem SPE Industrial Partner Network, in denen führende Automatisierungsunternehmen kollaborieren – in beiden ist Murrelektronik vertreten.

Welche Vorteile hätten Vision-Anwender und -Integratoren von SPE?

Anwender und Integratoren gewinnen gleichermaßen an der Technologie. Der Einsatz standardisierter Kabel ermöglicht eine effizientere Lagerhaltung, weil nicht eine Vielzahl von individualisierten Kabeln vorgehalten werden muss. Anders als bei klassischer Ethernet-Kommunikation erfordert SPE lediglich eine Standardleitung mit zwei Adern für die Spannungs- und Datenübertragung bis zu 1GBit/s – Stichwort Power-over-Data-Line (PoDL). Integratoren profitieren außerdem von kompakteren Sensoren, die mit SPE-Technologie realisierbar wären.

Und was würde SPE für die Kamerahersteller bedeuten?

Einerseits ließe sich durch den Einsatz eines einzigen Steckers mit lediglich zwei Adern die Größe der Kameras weiter reduzieren – damit eröffnet SPE den Kameraherstellern gänzlich neue Optionen hinsichtlich Bauformen. Andererseits könnten Integratoren Industriekameras herstellerunabhängig in ihre Vision-Infrastruktur integrieren, eine systembedingte Bindung ist damit hinfällig. Ein weiterer Aspekt ist, dass die SPE-Technologie aufgabenspezifischere Sensoren etwa für die Robotik ermöglicht. Bleiben wir beim Beispiel Robotik-Anwendungen: Schleppketten- und Roboterleitungen unterscheiden sich vor allem durch individuelle Schirmung, die auf die Anforderungen von Biege- und Torsionsbelastungen ausgelegt ist. Dank ihrer unkomplizierten und robusten Bauweise, ihren äußerst kompakten Steckverbindern und der Fähigkeit hohe Leitungslängen zu bewältigen, eignet sich SPE auch bestens für diesen Anwendungsbereich.

Welche weiteren Vision-Neuheiten haben Sie im Programm?

Aktuell haben wir den Xelity IP67 Hybrid Switch mit Profinet gelauncht. Dieser ist ein wichtiger Baustein in der vernetzten Produktion und vereint Kommunikation und Stromversorgung in nur einem kompakten Gehäuse. Er verfügt über leistungsstarke Stromausgänge für den Anschluss von bis zu vier Kameras oder Lichtsystemen. Zudem ermöglicht er die Integration von externen Sensorsignalen wie Trigger für Lichtschranken. Der Hybrid Switch bietet erweiterte Diagnosefunktionen und diverse Netzwerk-Management-Optionen für eine effiziente Konfiguration und Auswertung.

Die großen Steuerungshersteller beschäftigen sich bereits seit einiger Zeit mit Vision, auf einmal steht auch IO-Link und SPE für die Bildverarbeitung zur Verfügung. Werden die künftigen Vision-Trends aus dem Bereich Automatisierung kommen und nicht länger von den Bildverarbeitungsherstellern?

Persönlich hoffe ich auf eine kooperative Entwicklung. Beide Seiten, sowohl die großen Steuerungshersteller als auch die Hersteller von Vision-Lösungen, haben langjährige Erfahrung in der Bewertung und Umsetzung von Technologietrends. Ich glaube, dass eine Zusammenarbeit beider Seiten dazu beitragen kann, Synergien zu schaffen und innovative Lösungen hervorzubringen. Dieses partnerschaftliche Vorgehen spiegelt sich auch in meiner Tätigkeit bei der European Machine Vision Association (EMVA) wider.

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