HMI-Konfiguration ohne Experten-Knowhow

Nahezu intuitiv

Für Thermoformmaschinen hat Kiefel eine neue HMI-Lösung auf Basis der Software Procon-Web entwickelt. Das Resultat stellt nicht nur eine moderne Funktionalität sicher. SPS- Programmierer können die Oberfläche zudem in gewohnter Arbeitsweise konfigurieren - ohne Spezialkenntnisse.
 Bei einer Kiefel-Verpackungsmaschine kann die HMI-Oberfläche mit Procon-Web ohne Programmier- und Web-Kenntnisse konfiguriert werden.
Bei einer Kiefel-Verpackungsmaschine kann die HMI-Oberfläche mit Procon-Web ohne Programmier- und Web-Kenntnisse konfiguriert werden. Bild: Weidmüller GmbH & Co. KG

Das Unternehmen Kiefel ist auf Maschinen, Werkzeuge und Automatisierungslösungen für Verpackungen spezialisiert, etwa für Lebensmittel oder technische Produkte. Im Angebot finden sich Turnkey-Lösungen für verschiedene Verpackungstypen, z.B. Schalen/Trays, Behälter, Klappboxen, Paletten oder Blister. Von der Produktentwicklung über das Verfahren bis zum Werkzeug und zu der maßgeschneiderten Automatisierung erhält der Anwender die gesamte Lösung aus dem Haus Kiefel.

Komplett neues HMI

Da sich, beeinflusst durch die Touch-Funktionen von Tablets und Smartphones, die Anforderungen an industrielle Bedienkonzepte enorm gewandelt haben, entschloss man sich bei Kiefel, die vorhandene HMI-Software der Thermoformmaschinen komplett zu ersetzen und auf eine moderne und zukunftsfähige Lösung umzustellen. Die Neuentwicklung sollte den komplexen Einstellprozess wesentlich vereinfachen und verständlicher gestalten. Hierfür wurde eine Visualisierung mit leicht konfigurierbarer Oberfläche gesucht, die keine speziellen Programmier- oder Web-Kenntnisse erforderte. Auch ein Automatisierungstechniker sollte mit der Software durch Konfiguration und Parametrierung eine HMI erstellen können. Dabei sollten auch grafische und gestalterische Kundenanforderungen berücksichtigt werden. Die Wahl fiel schließlich auf Procon-Web. Die Software von Weidmüller GTI ist auf moderne Anforderungen an Bedienoberflächen ausgelegt und bringt alle notwendigen Funktionen für komplexe Maschinenanwendungen und Datenverarbeitung mit.

HMI-Lösungen mit Procon-Web sind keine starren Einzelplatzanwendungen mehr, sondern basieren auf einer Client/Server-Architektur. Sie sind auf einem HMI-Host installiert, auf den beliebige Clients, z.B. Industrie-PCs oder Embedded-Geräte, per Browser zugreifen. Software-Installationen sind hierfür nicht nötig. Durch die Möglichkeit, externen JavaScript-Code einzubinden, ist es Entwicklern möglich, auf Codebasis die Funktionalität anzupassen bzw. zu erweitern. Die erweiterte Funktionalität findet sich wiederum als konfigurierbares Control in der Bibliothek, sodass der SPS-Programmierer sie in seiner gewohnten Arbeitsweise verwenden kann.

Immer die passenden Informationen

Für Kiefel hat sich die Entwicklung gelohnt. Inzwischen sind mehrere Maschinentypen mit der neuen HMI-Lösung ausgestattet. Procon-Web unterstützt über das integrierte Rollen- und Rechtekonzept einen kompletten Wechsel in der Bedienphilosophie – weg von der gerätespezifischen Darstellung, hin zum User Centered Design. Damit bekommen die zugreifenden Personenkreise wie Anlagenbediener, Produktionsleiter, Qualitätsmanager, Instandhalter genau die Informationen in der Form angezeigt, die ihren Aufgaben und der Beschaffenheit der Bediengeräte entsprechen. Kiefel war nach zwei fünftägigen Produktschulungen in der Lage, das Engineering der HMI weitgehend selbstständig durchzuführen.

Ein Beispiel für die vielen Vorzüge der neuen Software ist die vereinfachte Anmeldung. Die Bediener müssen sich an Maschinen, die zu einer Linie zusammengefasst sind, nur einmal anmelden. Das macht ihre Arbeit einfacher und komfortabler. Darüber hinaus war es Kiefel wichtig, dass sich die User per RFID-Chip identifizieren und einloggen können. Das Konzept und die Gestaltung haben nicht nur die Endanwender überzeugt. Die Jury des Red Dot Award hat die HMI-Lösung mit folgende Begründung ausgezeichnet: „Das Design der Benutzeroberfläche ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Design und Technik intelligent kombiniert werden können, um nicht nur eine höhere Leistung und Effektivität, sondern auch eine höhere Benutzerfreundlichkeit zu erreichen. Das durchdachte Design sorgt für eine nahezu intuitive Steuerung des Systems und ein schnelles Verständnis seiner Funktionen.“

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