Von der Weide auf den Tisch

Damit aus dem Rind auf der Weide irgendwann ein saftiges Steak werden kann, bedarf es eines umfangreichen Prozesses. Nur eine Handvoll Betriebe weltweit hat sich auf die Herstellung kompletter, automatisierter Schlachtlinien spezialisiert. Als Technologieführer gilt hier die hessische Firma Banss. Für die Fernwartung ihrer Anlagen setzt sie auf industrielle Fernwartungsrouter der Serie eWon von Wachendorff.

Tier- und Verbraucherschutz nehmen einen immer höheren Stellenwert ein. Gerade die aktuellen Lebensmittelskandale sorgen dafür, dass viele Verbraucher wieder mehr Wert auf Qualität legen. Eine artgerechte Haltung der Tiere zu Lebzeiten ist dabei genau so wichtig wie die Einhaltung von Hygienestandards während des gesamten Schlachtprozesses und der anschließenden Zerlegung. Damit aus dem Rind auf der Weide irgendwann ein saftiges Steak werden kann, bedarf es eines umfangreichen Prozesses. Zunächst muss das Rind geschlachtet werden – möglichst sanft, ohne das Tier unnötig körperlich und psychisch zu belasten. In einzelnen Arbeitsschritten werden dann die Haut abgezogen, die Organe entnommen und das Rind am Ende so in Hälften oder Viertel gespalten, dass ein Zerlegebetrieb das Fleisch weiter verarbeiten kann. Untersuchungen durch Veterinäre sind fester Bestandteil des Prozesses wie die Kühlung des Fleisches nach der Verarbeitung.

Automatisierungsgrad steigt

All diese Arbeitsschritte wurden früher durch Schlachter von Hand ausgeführt. Heute verlangt der Markt nach immer effizienteren Methoden, sodass der Automatisierungsgrad in der Fleischproduktion stetig ansteigt. Hinzu kommt die Nachfrage nach internationalen Standards. Wenn Länder ihr Fleisch nach Europa oder in die USA exportieren wollen, dann sind bestimmte Hygiene- und Qualitätsvorgaben zu erfüllen. Mit kleinen Schlachtereien in Hinterhöfen ist das nicht zu stemmen – kontrollierte Prozesse müssen her, die sich nur mit leistungsfähiger Maschinentechnik realisieren lassen. So setzen immer mehr Fleischproduzenten auf moderne Linien, die von Reinigungsmöglichkeiten bis zu Kontrollfunktionen alle wichtigen Komponenten enthalten.

Ein besonderer Auftrag

Die hessische Firma Banss Schlacht- und Fördertechnik GmbH mit Sitz in Biedenkopf hat sich auf genau diese Linien spezialisiert. Vom letzten Weg des Tieres in die Betäubungsbox über die einzelnen Schritte der Schlachtung und die Fördertechnik zwischen den Stationen bis hin zum Kühlen der Hälften bietet Banss komplette, schlüsselfertige Anlagen für die Tiergattungen Rind, Schwein und Schaf an. \“Eine besondere Nachfrage verzeichnen wir momentan aus Ländern, die bisher noch keine derart hohen Leistungs- und Hygienestandards aufweisen können\“, erklärt Marketingleiter Josef Pham. Ein ganz besonderer Auftrag ereilte das Unternehmen 2012. Das saudi-arabische Königshaus ließ in Mekka von Banss einen gigantischen Schlachthof errichten, in dem die rituelle Schlachtung, die die Pilger traditionell dort vornehmen, ausgeführt werden soll. Vier Linien wurden hier errichtet – bis zu 200 Rinder, Schafe oder Kamele sollen hier bei Bedarf pro Stunde geschlachtet und zerlegt werden können – nämlich einmal jährlich zur Hadj, wenn mehrere Millionen Pilger nach Mekka kommen. \“Dadurch war auch der Zeithorizont klar: Zur Hadj musste der Schlachthof laufen – das bedeutete, dass wir nur die Hälfte der Zeit zur Verfügung hatten, die wir üblicherweise für so ein Projekt benötigen\“, erzählt Josef Pham stolz, denn alles lief planmäßig und war pünktlich fertig.

Bedeutung der Prozesssicherheit

Besonders wichtig ist bei solchen Mengen die Prozesssicherheit. Wenn die Tiere angeliefert werden, dann muss der Schlachtvorgang beginnen – sie dürfen kaum, weil vielleicht die Anlage ausgefallen ist, ohne Wasser und Futter längere Zeit auf dem Parkplatz am Schlachthof stehen bleiben. Auch während des Schlachtvorgangs ist Eile geboten. Nur eine grundlegende Prozesssicherheit gewährleistet einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlage und eine optimale Verwertung der Fleischwaren. Folglich ist es in dieser Branche besonders wichtig, dass von der einzelnen Maschine bis zur Fördertechnik alles optimal und reibungslos läuft. Treten Störungen auf, muss unverzüglich reagiert werden, um nicht den Verlust der gesamten Ware zu riskieren. \“Darum setzen wir konsequent auf Fernwartung\“, erklärt ein Mitarbeiter der Banss Elektrotechnik. \“Treten Störungen auf, dann können wir sofort auf die Steuerung zugreifen, uns alle wichtigen Parameter anschauen und so den Fehler schnell eingrenzen\“, erklärt der Fachmann. Das ist besonders wichtig, weil Banss weltweit liefert und dadurch ein Techniker nicht so schnell vor Ort sein kann, wie es nötig wäre. Außerdem gibt es häufig Sprachbarrieren, wenn ein Bediener sich vom anderen Ende der Welt im hessischen Biedenkopf mit einem Problem meldet. Wenn dann durch einen Blick in die Anlagendaten der Fehler schnell gefunden werden kann, dann ist das für alle Seiten bares Geld wert. \“Früher haben wir mit unterschiedlichen Fernwartungslösungen gearbeitet\“, laut Banss. Das Ergebnis ist ein Service-Raum, in dem gleich mehrere Computer stehen – für jedes System einer, denn die einzelnen Systeme blockieren sich zum Teil gegenseitig, sodass man sicherheitshalber für jedes Fernwartungstool einen eigenen PC nutzt. \“Eine Software davon blockiert sogar alles – auf dem Rechner läuft dann neben dem Fernwartungstool gar kein anderes Programm mehr\“, erklärt Banss. Dass diese Vorgehensweise ebenso anstrengend wie unpraktisch ist, kann man sich vorstellen.

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Wachendorff Prozesstechnik GmbH & Co. KG
http://www.wachendorff-prozesstechnik.de

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