(Teil 1) Mitarbeitersuche: Von der Kunst, Adler statt Enten einzustellen

Seit Langem ist in unserer Branche vom Fachkräftemangel die Rede. Da gibt es ganz erschreckende Zahlen von Verbänden, die aufzeigen, wie schwierig es in Zukunft sein wird, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen. Im Fokus stehen dabei die Ingenieure, aber in Wirklichkeit ist das zu kurz gegriffen. Der Erfolg eines Unternehmens steht und fällt mit seinen Führungskräften und mit der Qualität seiner Mitarbeiter. Da dieses Thema solch eine große Bedeutung hat, veröffentlichen wir eine dreiteilige Serie über die Mitarbeitersuche von Stefan Merath.

Erschreckend viele Unternehmer stellen die falschen Mitarbeiter ein. Das gilt vor allem in Segmenten, wo Fachkräfte heiß umworben sind, sowie dann, wenn das Unternehmen noch klein oder gerade in der Start-Up-Phase ist. Wie man in Zukunft verhindert, auf Adler zu zielen und nur Enten zu treffen Für falsche Mitarbeiter gibt es sieben Gründe: 1. Unsicherheit über die gewünschten Kriterien von Mitarbeitern bzw. fehlende oder falsche Auswahlkriterien. Hier helfen auch die frei verfügbaren Checklisten nicht, solange die Ziele hinter den Checklisten nicht verstanden werden. 2. Keine klaren Einstellungsverfahren 3. Das Unternehmen hat zu wenig Anziehungskraft für die wirklich guten Mitarbeiter. 4. Der einstellende Mitarbeiter ist kein Top-Manager (\“A-Mitarbeiter stellen A-Mitarbeiter ein. Aber B-Mitarbeiter stellen C-Mitarbeiter ein.\“). 5. Falsche Einstellung zur Tätigkeit, die der neue Mitarbeiter ausführen soll 6. Keine klar definierten Trennungskriterien 7. Mitarbeitersuche erst dann, wenn man selbst unter Hochdruck steht – damit entfallen Wahlmöglichkeiten. Genetische Programmierfehler Das Problem ist: Wenn man einmal ein Team zusammengestellt hat, dann zieht dieses Team ähnliche Mitarbeiter an. Hat man ein grottenschlechtes Team, dann werden die Spitzenmitarbeiter, selbst wenn man sie finden sollte, nicht bleiben. Natürlich gilt auch das Umgekehrte: Hat man ein Team mit Champions-League-Qualitäten aufgebaut, dann halten es die Nieten dort nicht sehr lange aus. Beides pflanzt sich fort wie ein Gen. Fehler an dieser Stelle werden genetisch in das Unternehmen einprogrammiert. So lange, bis irgendwann die Kosten eines Neuanfangs niedriger werden als die Kosten einer Reorganisation. Deshalb gilt: Gerade bei den ersten Mitarbeitern sehr wählerisch sein! Einstellungskriterium: Adler statt Ente Meist stellen Unternehmen nach Zeugnissen oder Sympathie ein. Beides ist relevant, taugt als Einstellungskriterium aber nicht. Fachliche Kenntnisse sind viel weniger wichtig, als man gemeinhin glaubt! Wenn die Motivation und die Einstellung nicht stimmen, helfen die fachlichen Kenntnisse auch nicht. Umgekehrt lassen sich alle notwendigen fachlichen Kenntnisse entwickeln, wenn die Motivation und die Einstellung stimmen. Es gibt im Englischen folgende Aussage: \’Hire for attitude, train for skills.\‘ Sie trifft den Nagel auf den Kopf. Es gibt im Prinzip zwei Typen von möglichen Arbeitskräften: – Die einen suchen einen Arbeitsplatz, – die anderen suchen eine Aufgabe. Diejenigen, die den Arbeitsplatz suchen, haben ihr Ziel erreicht, wenn sie ihn gefunden haben. Wer am Ziel ist, dessen Aktivität lässt nach. Er wird sich auf seinen Arbeitsplatz setzen und nur noch das Nötigste tun. Diese Arbeitskräfte sind die Enten. Diejenigen, die eine Aufgabe suchen, haben hingegen mit der Anstellung ihr Ziel konkretisiert und die Aktivität beginnt. Diese heißen Adler. Knackpunkt ist die Arbeitseinstellung Das heißt, die wesentliche Frage ist die nach der Einstellung. Und die kann jeder Mensch frei wählen. Der Psychologe Viktor Frankl, dessen Familie im KZ ermordet und der dort selbst gefoltert wurde, sagt: \“Die letzte aller menschlichen Freiheiten ist die, seine Einstellung in jeder gegebenen Situation selbst wählen zu können.\“ Die Verbindung zu seiner eigenen Biografie zeigt: Man kann in absolut jeder Situation die eigene Einstellung frei wählen. Für Unternehmer bedeutet das: Die Einstellung von Mitarbeitern ist nur bedingt beeinflussbar. Man kann sie mit der Peitsche antreiben oder mit Geld und Ehrungen überhäufen, sie werden ihre Einstellung trotzdem in jeder Situation selbst wählen. Deshalb ist es wichtig, die Mitarbeiter zu finden, die schon von vornherein die entsprechende Einstellung haben. Man sollte sich besser nicht auf die Lotterie verlassen, dass der entsprechende Mitarbeiter im Lauf der Zeit seine Einstellung schon anpasst. Wenn also jemand schon beim Bewerbungsgespräch mit Schuldzuweisungen kommt: \“Die Arbeitsbedingungen bei meinem früheren Arbeitgeber waren so schlecht, da konnte ich nicht\“, dann handelt es sich um eine Ente. Umgekehrt kann man sich ziemlich sicher darauf verlassen, dass Mitarbeiter mit der richtigen Einstellung Mängel in den Fachkenntnissen irgendwann ausgleichen werden. Menschen finden, die eine Aufgabe suchen Wie viele Menschen gibt es überhaupt, die eine Aufgabe suchen? Antwort: Weniger als 12 bis 16%. Eine regelmäßige Untersuchung des Gallup-Instituts unter Angestellten geht der Frage nach, wie viele der Mitarbeiter motiviert sind, wie viele Dienst nach Vorschrift machen und wie viele innerlich gekündigt haben. Die Gruppe der motivierten Mitarbeiter schwankt bei etwa 12 bis 16%. Und die Gruppe der Nicht-Angestellten dürfte kaum motivierter sein als die Gruppe der Angestellten. Deshalb: Es sind weniger als 12 bis 16%, die eine Aufgabe suchen. Das bedeutet, dass überhaupt nur jeder achte Bewerber infrage kommt. Und das ist dann auch noch nicht unbedingt der Richtige. Typischerweise ist gerade in kleinen Unternehmen spätestens nach dem dritten oder fünften Vorstellungsgespräch Schluss. Ein Lotteriespiel. Wie findet man die Mitarbeiter mit der richtigen Einstellung? Indem man sie regelmäßig und systematisch sucht! Die meisten Unternehmer suchen nur dann nach einem Mitarbeiter, wenn sie einen brauchen. Das ist genauso sinnlos, wie mit dem Verkaufen erst dann anzufangen, wenn das Konto leer ist. Der Beitrag erschien zuerst auf dem Wissensportal für Interaktive www.ibusiness.de.

Thema: Allgemein
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