Rockwell Automation will Europas OEMs: \“Das Ziel ist zwar nicht einfach zu erreichen, aber wichtig\“

Kai Binder im Gespräch mit Keith Nosbusch, CEO von Rockwell Automation Auf der Automation Fair hatte ich Gelegenheit, mit Keith Nosbusch, dem Chef von Rockwell Automation, ein Interview zu führen. Zur gegenwärtigen Ausrichtung des Unternehmens, Kooperationen und Rockwell Automations Ziele in Europa gab er bereitwillig Auskunft. Am Ende hatte ich den Eindruck, Rockwell Automation habe Europa mehr denn je fest im Visier.

SPS: Vor ein paar Jahren haben Sie mit Flex eine Plattform vorgestellt, die mehr sein sollte als nur eine neue SPS. Keith Nosbusch: Ja, die Flex-Plattfom ist wirklich mehr als eine reine SPS. Wenn wir dabei von einer Steuerungsplattform sprechen, meinen wir die Möglichkeit, die Anforderungen aller Steuerungsdisziplinen abzudecken. Wir können damit also die diskrete Fertigung ebenso steuern, wie Batch- oder Konti-Prozesse. Auf dieser einen Hardware laufen Antriebstechnik-, Motion Control und Safety-Anwendungen. Dadurch erleichtern wir dem Kunden seine Arbeit erheblich. Darum sprechen wir bei Logix von einer Steuerungsplattform und nicht von einer SPS. SPS: Welche Rolle spielt die Hardware überhaupt noch? Ist sie ein wesentlicher Bestandteil oder liegen wichtige Veränderungen nur noch in der Software? Keith Nosbusch: Dies ist eine weitere weitreichende Entwicklung bei Rockwell Automation. Wir werden zunehmend zu einer softwareorientierten Firma. Der Wert des Produktes – besonders der Integrated-Architecture-Produkte – wird allein durch die Software bereitgestellt. Dadurch wird die Hardware zwar nicht bedeutungslos, der wesentliche Nutzen für den Kunden liegt jedoch in der Software. SPS: Wie sie bereits erwähnten, adressiert Rockwell Automation mit der Flex-Plattform auch die Prozessindustrie. Sie haben heute von ihrer Partnerschaft mit Endress+Hauser gesprochen. Was bedeutet diese Partnerschaft für Ihre Kunden? Keith Nosbusch: Nun, unsere Kunden können jetzt auf eine umfassende Lösung für die Prozessindustrie zurückgreifen, die auch die Instrumentierung einschließt. Sie profitieren dabei von der angepassten, engen Integration von Leitsystem und Instrumentierung. Ein solches System ist einfacher zu installieren, einfacher einzurichten und einfacher zu pflegen. Vereinfacht wird auch die Integration von Asset-Management-Funktionen, die wichtig sind für Kallibrierung und andere Aspekte des Gerätemanagements. Durch die nahtlose Integration der Instrumentierung in das Gesamtsystem erhalten unsere Kunden ein System, von dem sie wissen, dass es funktioniert und eine bessere Lösung für ihre Anwendungen. SPS:Heute Morgen erwähnten Sie eine weitere Partnerschaft mit Cisco. Keith Nosbusch: Das ist tatsächlich eine weitere wichtig Partnerschaft für uns. Gegenwärtig verändern sich die IT- und Steuerungs-Strukturen in den Fabrikhallen: Die direkte informative Verbindung der Büro- zur Produktionsebene wird immer wichtiger. Cisco ist Marktführer der IT-/Ethernet-Welt soweit es um das unmodifizierte, offene Standard-Ethernet geht. Die Zusammenarbeit mit Cisco erlaubt uns, unseren Kunden dabei zu helfen, die Welten der Informationstechnologie mit denen der Automatisierungstechnik zu verbinden. So können wir dem Kunden eine einheitliche Lösung bieten, die sogar die standardmäßigen Sicherheitsbestimmungen, die in der IT-Branche gelten, miteinbezieht. Denn jetzt, wo Ethernet auch Einzug in die Produktionsebene hält, müssen dort die gleichen Sicherheitsbestimmungen realisiert werden wie in der IT. Wir wollen dem Kunden die Vorzüge dieser Technologie bieten, indem wir sie lückenlos in die Produktionsebene der Firma integrieren. Die IT bekommt weiterhin die Informationen in der für sie bewährten Form und kann darauf vertrauen, dass die Integrität des Netzwerkes gewahrt bleibt, auch wenn Ethernet in der Produktionhalle zum dominierenden Netzwerk wird. SPS: Warum nutzen Sie nicht eigene Produkte um dies zu gewährleisten? Keith Nosbusch: Nun, weil in diesem Bereich Cisco einfach der etablierte Standard ist. Genauso wenig wie jemand auf den Gedanken kommen würde, Cisco zu nutzen, um eine Maschine zu steuern, würden Leute aus der IT auf die Idee kommen, Allen Bradley zu nutzen, um ihre IT Infrastruktur zu führen. Darum bedient man sich hier der Stärken zweier Firmen. Bereits jetzt helfen wir bei der Überbrückung zwischen Büro- und Produktionsorganisation, die es in der Geschichte immer schon gegeben hat. SPS: Welche Rolle spielt Europa, im besonderen Deutschland mit seinen starken Maschinenbauern für die Realisierung ihrer Pläne, mehr als 50% ihrer Umsätze außerhalb der Vereinigten Staaten zu erwirtschaften? Keith Nosbusch: Europa ist sehr wichtig. Europa ist der größte Automatierungsmarkt der Welt, an dem wir keinen besonders großen Marktanteil besitzen, sodass wir der Meinung sind, in Europa große Wachstumschancen zu haben – schon aufgrund unserer gegenwärtigen Position. Deutschland im Speziellen ist sehr wichtig für uns, sie haben es eben erwähnt: Deutschland ist die Heimat der größten Maschinenbauer und OEMs, und diese bieten auf der ganzen Welt ihre Produkte an, sodass wir große Bestrebungen haben, mit Europa und vor allem in Deutschland zusammenzuarbeiten. Wir möchten von stärkerer Bedeutung für die OEMs sein und das erreichen wir nur, wenn wir in Deutschland bedeutender werden. Deutschland ist wahrscheinlich der Schlüsselmarkt Europas. Das Ziel ist zwar nicht einfach zu erreichen, aber wichtig. SPS: Für den Kunden bedeutet es einen großen Aufwand, die Automatisierungs-Plattform zu wechseln. Wie unterstützen Sie ihn dabei? Keith Nosbusch: Genau deshalb haben wir in Europa ein großes Service- und Lösungsteam aufgebaut, um dem Kunden bei der Erstellung der Anwendungen und der Bibliotheken behilflich zu sein und den Übergang von bestehenden Code zu dem Code, den Rockwell Automation benutzt, zu vereinfachen. Sie arbeiten mit den OEMs zusammen und helfen bei der Lösung von Problemen. Wir konzentrieren uns dabei auf zwei Hauptaufgabenbereiche: Einmal auf das Neudesign von Maschinen. In dem Bereich muss gar nichts geändert werden und unsere Kunden können den Wert der Integrated Architecture sofort sehen. Wir wollen es dem Kunden einfacher machen, seine Maschinen zu verkaufen. Je früher wir mit den OEMs zusammenarbeiten können, umso besser können wir Maschine und Automatisierungskomponenten aufeinander abstimmen und das Beste aus der Maschine herausholen. Innerhalb dieses Stadiums arbeiten wir recht intensiv mit. Zweitens gibt es Situationen, in denen ein Automatisierungs­system obsolet wird und ohnehin ein Wechsel notwendig ist. Dann ist es natürlich leichter für uns. Bei einer Maschine, die einwandfrei funktioniert, ist es nicht notwendig, irgendetwas zu ändern. Also müssen wir andere Gelegenheiten finden und uns dort einschalten, um den Wert von Rockwell Automation zu demonstrieren.

Rockwell Automation GmbH
http://www.rockwellautomation.de

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Werkzeuge – immer passend

Werkzeuge – immer passend

Eine digitalisierte Fertigung hat viele Gesichter… und Recker Technik aus Eschweiler setzt ihr auf jeden Fall einen Smiley auf. Dort bringt die Produktion mit digitalen Zwillingen mehr Effizienz in den Alltag sowie gleichzeitig mehr Überblick über das Toolmanagement und die Werkzeugkosten. Mit dabei: Zwei Tool-O-Maten, die intelligenten Werkzeugausgabesysteme von Ceratizit – dank denen immer das passende Werkzeug für den Job zur Hand ist.

mehr lesen
Bild: Hainbuch GmbH
Bild: Hainbuch GmbH
„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

Zunehmend individuellere Kundenanforderungen, mehr Schwankungen im Auftragseingang und weniger Fachkräfte – diese Faktoren beeinflussen die Fertigungsplanung zunehmend. Gerade bei kleinen Herstellungschargen mit Losgrößen unter 100 macht in diesem Spannungsfeld die Automatisierung, etwa von Hainbuch, den Unterschied. Ein entscheidender Ansatzpunkt in der Umsetzung ist neben Maschine, Roboter und Bediener der Rüst- und Spannprozess.

mehr lesen
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Futter für die Ewigkeit

Futter für die Ewigkeit

Siemens Energy setzt für die Präzisionsbearbeitung an einer Horizontaldrehmaschine Magnos Elektropermanent-Magnetspannfutter von Schunk ein. Dank der gleichmäßig dauerhaft wirkenden Magnetspannkraft erfolgt das Spannen der Werkstücke deformations- und vibrationsarm – für eine ausgezeichnete Bearbeitungs- und Oberflächenqualität. Mit der zugehörigen App lässt sich die Spannsituation simulieren und sicher parametrieren.

mehr lesen