Kommunikation für die Steuerungstechnik

Robin Hood im Datenwald

Die Begriffe Offenheit, Datentransparenz sowie durchgängige Kommunikation in der Automatisierungstechnik gewinnen in Zeiten von Industrie 4.0 weiter an Bedeutung. Sie sind jedoch nicht neu. Als Spezialist für die Kommunikation in der Steuerungstechnik beschäftigt sich Deltalogic schon seit langem mit diesen Themen - gerade im Zusammenhang mit Siemens-Technologie. Anlässlich des 20-jährigen Firmenjubiläums sprachen wir mit Geschäftsführer Rainer Hönle über Evolution und Trends in der Steuerungstechnik.

Herr Hönle, in Rückschau, welche Themen bewegten damals die Steuerungstechnik und Sie persönlich?

Rainer Hönle: Vom Studium her bin ich in der Fertigungstechnik verwurzelt. Bereits während meiner ersten Erfahrungen in der Praxis kam ich mit Siemens-Steuerungen in Berührung. In den Anfängen habe ich mich mit Messdatenerfassungssoftware und Zugriffsmöglichkeiten auf die S5-Steuerung beschäftigt. Das Ziel bestand darin, die Automatisierungsprozesse an Aluminiumdruckgussmaschinen zu optimieren. Hierfür bedurfte es der Möglichkeit, den Steuerungen Rückmeldung zu den Prozessen zu geben. Ich vermutete früh einen breiteren Bedarf im Markt und wagte 1987 mit einem Ingenieurbüro, das sich auf Messdatenerfassung und -auswertung mit dem Schwerpunkt Gießereitechnik konzentrierte, den Schritt in die Selbständigkeit. 1991 kam mein Geschäftspartner Kurt Bachmann mit ins Boot, der heute ebenfalls Geschäftsführer ist und die technische Entwicklung unseres Portfolios verantwortet. Zu unseren ersten Produkten gehörte die alternative S5-Programmiersoftware Accon-PG, die zum Teil heute noch läuft und gerade in den USA gefragt ist. Die Frage \“Wie kommt man am besten an die Daten einer Siemens-Steuerung heran?\“ bewegt mich also bereits seit über 25 Jahren. Wir sind als eine Art moderner Robin Hood unterwegs, der den Datenaustausch mit einem Siemens in marktbeherrschender Stellung ermöglicht. Mit Entwicklungen wie dem TIA Portal und neuen Dateiformaten ergeben sich neue Herausforderungen.

Sie gehören zu den Pionieren im Bereich der Fernwartung. Was hat sich seit den Anfängen verändert?

Rainer Hönle: Dieses Thema wurde damals bereits heiß diskutiert. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, wie und in welchem Umfang Fernwartung überhaupt möglich und sicher ist. Bereits in unserem Gründungsjahr waren wir bei der ersten SPS IPC Drives Messe, damals noch in Sindelfingen, als Aussteller. Highlight war unsere Fernwartung Accon-TeleControl – die erste Lösung für S5-Steuerung, die in Accon-PG integriert war. Sie sorgte für große Aufmerksamkeit und kam dann kurz darauf selbst bei Siemens in der Elektroniksparte zum Einsatz, und zwar zur Steuerung eines Werks in Brasilien. Im Vergleich dazu geht es heute vor allem darum, wie Fernwartung am effizientesten zu realisieren ist. Speziell für die S7 stellen wir mit unserer Software Accon-TeleService IE eine kostengünstige und zuverlässige Möglichkeit zur Verfügung, um über das Internet auf S7-Steuerungen zuzugreifen, ohne dabei Änderungen am S7-Projekt vornehmen zu müssen. Auch mit dieser Lösung waren wir übrigens die ersten am Markt. Heute bieten wir Anwendern zudem mit dem VPN-Portal Deltalogic24 einen extrem hohen Sicherheitsstandard – ein Service, der in unseren Fernwartungspaketen enthalten ist.

Mit welchem Portfolio positioniert sich Deltalogic heute am Markt?

Rainer Hönle: Wir positionieren uns als Technologieführer in der PC-SPS-Kommunikation im Siemens-Umfeld. Wobei der Begriff \’PC\‘ heute umfassender zu sehen ist und auch embedded und mobile Systeme umfasst. Mit unserer Kommunikations-Bibliothek Accon-AGLink sind wir die einzigen am Markt, die mit einer Software alle S5- bis zu den aktuellen S7- sowie Sinumerik- und Antriebssteuerungen unterstützen können – und dies unabhängig vom Betriebssystem. In Kürze stellen wir eine Lösung für Smartphones vor, die es Anwendern erlaubt, mobil zu programmieren. Unser Portfolio umfasst zudem Soft-SPSen für S7-Simulationen, Datalogging, Fernwartungslösungen bis hin zu vielfältiger Kommunikations-Hardware. Dabei lassen sich mit unserer Soft-SPS Accontrol z.B. bis zu 50 SPSen mit einem einzigen Computer nachbilden. Mit Features wie diesen demonstrieren wir Technologieführerschaft. Wir sind stolz, dass auch Siemens selbst an einigen Stellen auf unsere Lösungen wie Accon-AGLink setzt. Gerade mit unserer Anbindung an Linux und Solaris bieten wir einen echten Mehrwehrt. Zudem sind wir ins Projektgeschäft involviert, bei dem es um Messdatenerfassung und auswertung an Druckgussmaschinen geht. Ein weiteres Standbein haben wir in der Härtereitechnik.

Welchen Stellenwert hat das Projektgeschäft für Sie als Komponentenanbieter?

Rainer Hönle: Die Druckgussindustrie stellt höchste Anforderungen an Anlagen und Software, da ein stabiler und zuverlässiger Betrieb erforderlich ist – und das rund um die Uhr. Die Einsatzbedingungen unseres Projektgeschäfts sind ideal, um die Industrietauglichkeit unserer eigenen Produkte zu bestätigen sowie um dicht an den Bedürfnissen unserer Kunden zu bleiben. Auch bei unseren Tätigkeiten in der Härtereitechnnik handelt es sich zum Teil um Projekte. Namhafte Unternehmen wie Heidelberger Druckmaschinen, INA, FAG, SKF und Getrag zählen seit langem zu unseren Kunden. Derzeit engagiere ich mich in diesem Bereich auch persönlich stark, u.a. im Arbeitskreis des CQI-9 (Heat Treatment System Assessment), das an Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung in der Wärmebehandlung arbeitet – ein Thema, das in Zukunft auch bei uns an Bedeutung gewinnen wird.

In letzter Zeit treten Sie auch gemeinsam mit Insys Microelectronics GmbH aus Regensburg am Markt auf. Können Sie hierzu etwas sagen?

Rainer Hönle: Der Kontakt mit Insys besteht seit langem, hat sich aber nun intensiviert. Als Insys icom sein Certified-Partner-Programm ins Leben rief, haben wir uns als eines der ersten Unternehmen daran beteiligt. Im Rahmen der Kooperation hat unser Team Accon-AGLink auf die Insys icom-Geräte portiert, sodass wir Nutzern der Insys-Sandbox nun die Möglichkeit geben, aus der Ferne vom Web-Client, FTP-Server oder Mobiltelefon über Ethernet auf Steuerungen wie die S7 von Siemens zuzugreifen. Gleichzeitig stellen wir unseren Kunden Insys-icom-Technologie als Bestandteil unserer Kommunikationssysteme zur Verfügung. Die intensive Zusammenarbeit zeigt sich in diesem Jahr auch auf der SPS IPC Drives, wo wir mit einem aufeinander abgestimmten Erscheinungsbild an den benachbarten Ständen 109 und 201 in Halle 7 zu finden sind.

Mit Blick in die Zukunft und auf die aktuellen Entwicklungen aus dem Hause Siemens, wie meinen Sie wird sich der Markt entwickeln?

Rainer Hönle: Unserer Ansicht nach wird Siemens mit seinen Technologien wie dem TIA Portal und der S7-1500 am Markt erfolgreich sein, unter anderem aufgrund des guten Preis-Leistungsverhältnisses. Wir gehen auch davon aus, dass Profinet an Marktanteilen zulegt. Mit unseren Produkten sind wir in diesem Marktumfeld weiter gut positioniert und sehen viele Chancen. Zum einen ist der Nachrüstbedarf im S5- und Profibus-Bereich immer noch sehr groß, denn die Anlagen mit diesen Technologien sind auf Laufzeiten von rund 30 Jahren ausgelegt. Zum anderen bleibt für viele Player am Markt die Herausforderung, einfache Wege zu finden, wie sie mit der Siemens-Welt, dem TIA Portal und der S7-1500 kommunizieren können. Ich denke z.B. an Hersteller von Panels und Visualisierungssoftware. Unsere Vorreiterrolle auf diesem Gebiet werden wir auch in Nürnberg demonstrieren und laden Besucher herzlich auf unseren Stand ein.

Deltalogic Automatisierungstechnik GmbH
http://www.deltalogic.de

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Werkzeuge – immer passend

Werkzeuge – immer passend

Eine digitalisierte Fertigung hat viele Gesichter… und Recker Technik aus Eschweiler setzt ihr auf jeden Fall einen Smiley auf. Dort bringt die Produktion mit digitalen Zwillingen mehr Effizienz in den Alltag sowie gleichzeitig mehr Überblick über das Toolmanagement und die Werkzeugkosten. Mit dabei: Zwei Tool-O-Maten, die intelligenten Werkzeugausgabesysteme von Ceratizit – dank denen immer das passende Werkzeug für den Job zur Hand ist.

mehr lesen
Bild: Hainbuch GmbH
Bild: Hainbuch GmbH
„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

Zunehmend individuellere Kundenanforderungen, mehr Schwankungen im Auftragseingang und weniger Fachkräfte – diese Faktoren beeinflussen die Fertigungsplanung zunehmend. Gerade bei kleinen Herstellungschargen mit Losgrößen unter 100 macht in diesem Spannungsfeld die Automatisierung, etwa von Hainbuch, den Unterschied. Ein entscheidender Ansatzpunkt in der Umsetzung ist neben Maschine, Roboter und Bediener der Rüst- und Spannprozess.

mehr lesen
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Futter für die Ewigkeit

Futter für die Ewigkeit

Siemens Energy setzt für die Präzisionsbearbeitung an einer Horizontaldrehmaschine Magnos Elektropermanent-Magnetspannfutter von Schunk ein. Dank der gleichmäßig dauerhaft wirkenden Magnetspannkraft erfolgt das Spannen der Werkstücke deformations- und vibrationsarm – für eine ausgezeichnete Bearbeitungs- und Oberflächenqualität. Mit der zugehörigen App lässt sich die Spannsituation simulieren und sicher parametrieren.

mehr lesen