Intuitives Bedienen und Beobachten

Prozesse auf den Laib geschneidert

Einen globalen Markt vom kleinen Ort Altendorf in der Schweiz aus bedienen - das geht nur mit einer effizienten Automatisierungslösung. Sie ermöglicht es der Käserei Altendorf, mehr Käse mit weniger Ressourcen zu produzieren. Der Systemintegrator Solinaut und Siemens setzten die Automatisierung erstmals vollständig mit dem Engineering-Framework TIA Portal um.

Mit seiner Dorfkäserei hat Erich Keller in den letzten vier Jahren einige große Veränderungen durchlebt. Angefangen vom Neubau der Käserei am Rand von Altendorf über das Einführen von Automatisierungstechnik für die Käseherstellung bis hin zum Einsatz eines Roboters im Lager ist die Dorfkäserei vom kleinen, handwerklich geführten Betrieb zu einer modernen Produktion gewachsen. \“Vor dem Neubau war die Käseproduktion ein harter Job\“, erklärt Erich Keller. \“Wir verarbeiten pro Tag zwischen 14.000 und 16.000l Milch – das ist an und für sich nicht viel. Aber in unserer alten Käserei hatten dafür zwei Käser oft von fünf Uhr morgens an bis zum späten Abend alle Hände voll zu tun. Dazu kamen körperlich anstrengende Tätigkeiten wie das Wenden der bis zu 30kg schweren Käselaibe im Lager. Ich bin mit Leib und Seele Käser, aber natürlich musste man sich die Frage stellen, ob diese Methoden noch zeitgemäß sind – und wir haben uns entschieden, mit dem Neubau auch in der Produktion neue und effizientere Wege zu gehen.\“

Flexibles Engineering

Der neue Weg war die Automatisierung der Prozesse, die der Systemintegrator Solinaut gemeinsam mit Siemens realisierte. Das Projekt bedeutete nicht nur für die Käserei Neuland, sondern war auch für Solinaut die erste Automatisierungs- und Visualisierungslösung in der Schweiz, die komplett mit dem Engineering-Framework TIA Portal umgesetzt wurde. \“Das war für uns ein großer Schritt\“, erinnert sich Reto Keller, einer der beiden Projektverantwortlichen bei Solinaut, einem Unternehmen, das 2012 mit dem Schwerpunkt Engineering-Dienstleistung und Softwareentwicklung für Automatisierungslösungen gegründet wurde. Sein Kollege Florian Ruegg ergänzt: \“Wir haben viel Zeit bei der Entwicklung gespart und sind im Engineering flexibler geworden. Weil alle Daten in einem Projekt liegen und automatisch miteinander verknüpft werden, lassen sich neue Anforderungen rasch und mit nur wenigen Klicks umsetzen.\“ Positiv bewerten Ruegg und Keller von Solinaut, dass das TIA Portal Aufgaben wie das Anlegen einer Messstelle deutlich vereinfacht, da es alle benötigten Parameter – HMI-Variable, SPS-Baustein und die entsprechende Verknüpfung – in einem Schritt anlegt. Das spart viel Zeit. Die zentrale Datenhaltung hat auch im Hinblick auf kommende Projekte Vorteile: Bausteine lassen sich in Bibliotheken ablegen und wiederverwenden.

Intuitive Bedienung

Eine wichtige Komponente der Automatisierungslösung war auch eine übersichtliche und intuitiv zu bedienende Visualisierung der Abläufe in der Käserei. Dazu entwickelte Solinaut spezielle Panel-Bilder mit Fließschemata, über die das Personal auf dem Simatic HMI Comfort Panel in der Käserei alle wichtigen Parameter ablesen und den Prozess steuern kann. \“Und das ohne Programmierkenntnisse, man muss nur den Prozess verstehen\“, so Erich Keller. Die Automatisierung in seiner neuen Käserei sorgte für große Einsparungen und Vereinfachungen. \“Wir verbrauchen jetzt aufgrund einer besseren Prozessführung deutlich weniger Energie und Wasser pro Käse, und der Zeitaufwand für eine Tagesproduktion hat sich praktisch halbiert.\“ Dennoch ist sich Erich Keller sicher, dass es noch etwas zu verbessern gibt, auch bei der Visualisierung: \“Die neuen Panels in unserer Produktion sind schon ein großer Schritt, aber die Technik bleibt nicht stehen. Also haben wir uns gemeinsam mit Solinaut überlegt, ob und wie die Bedienung der Anlage noch einfacher und intuitiver werden kann. Dazu haben wir Siemens mit ins Boot geholt.\“

Funktionales Design

Das Ergebnis präsentierte Siemens Mitte dieses Jahres gemeinsam mit Solinaut bei der Käserei Altendorf: eine auf die Anforderungen der Käserei abgestimmte Visualisierung, die besonderes Augenmerk auf intuitive Bedienung und den Zugriff auf alle wichtigen Informationen legt. Dazu nutzte das Engineeringteam die neuen Funktionen bei WinCC im TIA Portal, z.B. das Realisieren von Slide-In- und Pop-Up-Fenstern für Schnellzugriffe auf wichtige Tools oder Dokumente. So lassen sich oft genutzte Werkzeuge wie Taschenrechner, Stoppuhr oder die entsprechende Dokumentation über eine zentrale Schaltfläche erreichen. Kritische Eingaben erfolgen jetzt über eine sichere Zweihandbedienung oder über Dialogboxen, die sich mithilfe der Pop-Up-Fenster bestätigen lassen. Gleichzeitig wurde auch das Design in den Bedienbildern vereinfacht und intuitiv gestaltet. Mithilfe des zentralen Style-Editors im TIA Portal lässt sich diese spezifische Anmutung auch auf weitere Projekte anwenden. Florian Ruegg: \“Wir haben unseren eigenen Style, können aber genauso gut ein spezielles Look&Feel für unsere Kunden entwickeln, und zwar ohne großen Aufwand und auf professionellem Niveau. So wird die Visualisierung zu einem Aushängeschild für die gesamte Produktion.\“

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Siemens AG
http://www.siemens.de

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Werkzeuge – immer passend

Werkzeuge – immer passend

Eine digitalisierte Fertigung hat viele Gesichter… und Recker Technik aus Eschweiler setzt ihr auf jeden Fall einen Smiley auf. Dort bringt die Produktion mit digitalen Zwillingen mehr Effizienz in den Alltag sowie gleichzeitig mehr Überblick über das Toolmanagement und die Werkzeugkosten. Mit dabei: Zwei Tool-O-Maten, die intelligenten Werkzeugausgabesysteme von Ceratizit – dank denen immer das passende Werkzeug für den Job zur Hand ist.

mehr lesen
Bild: Hainbuch GmbH
Bild: Hainbuch GmbH
„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

Zunehmend individuellere Kundenanforderungen, mehr Schwankungen im Auftragseingang und weniger Fachkräfte – diese Faktoren beeinflussen die Fertigungsplanung zunehmend. Gerade bei kleinen Herstellungschargen mit Losgrößen unter 100 macht in diesem Spannungsfeld die Automatisierung, etwa von Hainbuch, den Unterschied. Ein entscheidender Ansatzpunkt in der Umsetzung ist neben Maschine, Roboter und Bediener der Rüst- und Spannprozess.

mehr lesen
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Futter für die Ewigkeit

Futter für die Ewigkeit

Siemens Energy setzt für die Präzisionsbearbeitung an einer Horizontaldrehmaschine Magnos Elektropermanent-Magnetspannfutter von Schunk ein. Dank der gleichmäßig dauerhaft wirkenden Magnetspannkraft erfolgt das Spannen der Werkstücke deformations- und vibrationsarm – für eine ausgezeichnete Bearbeitungs- und Oberflächenqualität. Mit der zugehörigen App lässt sich die Spannsituation simulieren und sicher parametrieren.

mehr lesen