LTi mit neuer Ausrichtung als Lösungsanbieter Von Motion-basierter Antriebstechnik in die Steuerungstechnik

Die Geschichte der LTi-Unternehmensgruppe begann vor 40 Jahren mit der Gründung der Lust Antriebstechnik GmbH. Damals konzentrierte sich die Produktion auf Antriebe für Vakuumturbinen. Später folgten eigene Frequenzumrichter- sowie Servoreglerbaureihen. Mitte der 90er-Jahre hat LTi Steuerungstechnik für Motion Control in die Antriebe integriert. Über die Zukunft des Unternehmens sprachen wir mit den Geschäftsführern der LTi Drives GmbH Dr.-Ing. Josef Wiesing, verantwortlich für die Bereiche Entwicklung und Produktmanagement und Ralf Prechtel, verantwortlich für die Bereiche Vertrieb und Applikation der LTi Drives.

SPS: Das Unternehmen LTi kommt historisch aus der Antriebstechnik. Wie wird die zukünftige Ausrichtung aussehen? Ralf Prechtel: LTi ist ab jetzt der Komplettanbieter für Automatisierungslösungen. Wir kommen von der Antriebstechnik – Motoren und Servoregler – und gehen über Motion-basierte Antriebstechnik in die Steuerungstechnik. Wir werden also zukünftig Antriebstechnik, Steuerungstechnik und Sicherheitstechnik unter einem Dach vereinen. Das zeigen wir auch auf der diesjährigen Hannover Messe. Dort sind wir erstmals in Halle 9 zu finden, in der traditionell die Steuerungshersteller sind. Schon heute liefern wir Komplettlösungen für die Photovoltaikindustrie und gemeinsam mit andron komplette Systeme für die Werkzeugmaschine. SPS: Wie sieht eine Steuerungslösung von LTi aus? Ralf Prechtel: Eine Steuerungslösung von LTi beinhaltet Bedieneinheit, Antriebstechnik sowie die Steuerung, das Herz der ganzen Anlage – optional erweitert um die Sicherheitssteuerung. Unser Angebot richtet sich an Maschinenbauer, die Serienmaschinen mit dem Schwerpunkt Motion-Control bauen. SPS: Wie hat sich LTi die Kompetenz als Lösungsanbieter erarbeitet? Dr.-Ing. Josef Wiesing: Wir blicken auf mehr als 15 Jahre Erfahrung im Bereich Steuerungstechnik zurück. Wir haben verschiedene Systeme selbstständig im Haus entwickelt und in den Markt eingeführt. Bislang waren alle Lösungen in Antriebe integriert. Das Know-how, diese Steuerungen auszulegen, zu programmieren und unsere Kunden zu beraten, haben wir uns in den vergangenen Jahren angeeignet. Vor etwa vier Jahren haben wir begonnen, das Thema Sicherheitssteuerungen im Hinblick auf die Funktionale Sicherheit nach den neuen Sicherheitsnormen zu bearbeiten. Dazu haben wir eigene Teams in der Entwicklung und in der Applikationsabteilung sowie Wissen im Vertrieb aufgebaut, um in allen Sicherheitstechnikfragen 100%ig handlungsfähig zu sein. Im Bereich Safety verfügen wir über ein umfangreiches Produktportfolio mit verschiedenen Safety-Steuerungen, und im Bereich der sicheren Bewegungsführung bieten wir eine komplette Produktpalette mit entsprechend sicheren I/Os. Darüber hinaus haben wir vor etwa drei Jahren das Thema CNC-Steuerungen für Werkzeugmaschinen durch die Übernahme der Firma andron aufgegriffen. Aus unserer Sicht ist das Thema der CNC-Steuerungen für Werkzeugmaschinen die Königsklasse der Steuerungstechnik. Wer das beherrscht – einschließlich Visualisierungsthemen, Auslegungsfragen und hochdynamischer, präziser Antriebstechnik – kann von sich behaupten, das Know-how zu haben, um auch in anderen Maschinen gute Steuerungslösungen liefern zu können. Mit diesem Know-how bieten wir nun neben CNC-Steuerungen und Safety-Steuerungen als dritte Säule auch Steuerungstechnik für allgemeine Motion-Control-Applikationen an. SPS: Was machen Sie besser als andere Unternehmen? Dr.-Ing. Josef Wiesing: Wir sind in den Marktsegmenten stark, in denen die Anforderungen an die Antriebstechnik nicht mit Standardprodukten bedient werden können. Genauso sehen wir das in der Steuerungstechnik. Mit dem neuen Automatisierungssystem und unseren Komponenten haben wir eine technologische Basis, um auch in der Steuerungstechnik Sonderlösungen realisieren zu können. Solche Sonderlösungen passen dann optimal zu uns, wenn sie Motion-Control-lastig sind. Da sind wir richtig stark, da haben wir viel Erfahrung. In diesem Bereich kann für uns keine Aufgabe zu komplex sein: Je komplizierter, desto besser. SPS: Welche Umsatzziele wollen Sie mit dieser Ausrichtung erreichen? Ralf Prechtel: Mittelfristig – also über zwei oder drei Jahre – rechnen wir mit einem zusätzlichen Umsatz im einstelligen Millionenbereich. Diese Umsätze beziehen sich zunächst nur auf die Steuerungstechnik. Dabei muss man berücksichtigen, dass vermutlich zu jeder Steuerung ein Antriebspaket gehören wird. Zum Vergleich: In diesem Jahr haben wir einen Umsatz von 190Mio.E für die gesamte Unternehmensgruppe geplant. SPS: Welche neuen Produkte werden Sie dazu auf der Hannover Messe präsentieren? Ralf Prechtel: Wir stellen das Steuerungssystem MotionOne vor. Das Herz ist die Steuerungskomponente ­Control­One mit einer skalierbaren Prozessorausstattung. Ergänzend zu dieser Steuerungskomponente präsentieren wir auf der Hannover Messe unterschiedliche Anzeige- und Bediengeräte. Außerdem wird es I/Os und Softwarebibliotheken geben. Später werden Leistungserweiterungen der Control­One folgen. Außerdem wird auf der Hannover Messe die neue CNC-Steuerung von andron vorgestellt. SPS: Verraten Sie uns noch ein paar Details zu Ihren neuen Produkten? Dr.-Ing. Josef Wiesing: Die Steuerung ControlOne basiert auf CoDeSys. Wir haben in den vergangenen Jahren über die CoDeSys-Integration in die Drives schon umfangreiche Funktionsbibliotheken zur Motion-Control-Steuerung aufgebaut. Die können wir jetzt weiterverwenden. Bei der Verbindung zu den Antrieben setzen wir im normalen Maschinenbau in unserem geschlossenen System auf die Bussysteme CAN und Ethercat. In der Werkzeugmaschine führen wir jetzt über die neue andron-Steuerung 3060 Sercos III in den Markt ein. All diese Bussysteme sind auch in unseren Antrieben verfügbar. SPS: Welche Funktionen bietet das neue Steuerungssystem, z.B. im Bereich der Robotiksteuerung? Dr.-Ing. Josef Wiesing: Wir fokussieren uns zurzeit auf die beiden Steuerungsfelder CNC-Steuerungen für Werkzeugmaschinen und CoDeSys-basierte Motion-Steuerung für den allgemeinen Maschinenbau. Den Bereich der Robotik-Control für Robotik- und Handling-Applikationen werden wir in der nächsten Zeit nicht besetzen – aber dafür die beiden anderen Felder umso besser und mit viel Erfahrung. Das ist eine unserer Stärken. Wir kommen aus der Antriebstechnik und haben ein tiefgehendes Verständnis u.a. für Mehrachs­applikationen im Maschinenbau sowie im Werkzeugmaschinenbau. SPS: Smart Efficiency ist das zentrale Thema der diesjährigen Hannover Messe. Welche Rolle spielt Energieeffizienz bei Ihren neuen Produkten bzw. Automatisierungslösungen? Dr.-Ing. Josef Wiesing: Über unser Engagement in der Photovoltaik sind wir Spezialisten für das Thema Energierückspeisung ins Netz. Vor allem in hochdynamischen Servoapplikationen ist das eine gute Alternative zur Vernichtung kinetischer Energie beim Einsatz von Bremswiderständen. Wir bieten in unserer Servoreglerbaureihe in einem weiten Leistungsbereich rückspeisefähige Einspeiseeinheiten an und tun damit das Beste, was man überhaupt für die Energieeffizienz in Produktionsmaschinen tun kann. SPS: Für neue Aufgaben braucht man genügend qualifizierte Mitarbeiter. Entstehen durch Ihre neue Ausrichtung neue Arbeitsplätze? Ralf Prechtel: Aktuell suchen wir Wirtschaftsingenieure in den Bereichen Vertrieb und Applikation für Deutschland und für Europa. Wir freuen uns über jede Bewerbung. Das Interview entstand im Februar 2011. Kasten: Motion-based Automation Ergänzend zum bestehenden Produktportfolio stellt LTi auf der Hannover Messe das universell einsetzbare Automatisierungssystem MotionOne vor. Dazu gehören die Visualisierungsgeräte VisuOne und die Steuerungskomponenten ControlOne. Die Visualisierungsgeräte wird es als stationäre und mobile Varianten mit Displays von 4,2 bis 15\“ geben. Die Steuerungskomponenten mit dem Namen ControlOne bieten eine skalierbare Rechenleistung bei gleichzeitiger Unabhängigkeit vom Automatisierungsprojekt – aktuell von 400MHz-Power-PCs bis 1,1GHz Atom-Prozessoren. Systemeigene I/O-Komponenten für digitale und analoge I/Os, Temperatursensor und Encoder-Auswertung sowie die neue CNC-Steuerung 3060 von andron ergänzen das Spektrum. Mithilfe von Motion-Bibliotheken werden Einzelachsbewegungen und gekoppelte Achsen programmiert. Das beinhaltet beispielsweise elektronisches Getriebe, fliegende Säge und Kurvenscheibe mit diversen Einkoppelmethoden. Unter dem Namen MotionCenter stellt das Unternehmen Tools u.a. zur Konfiguration, Programmierung und Diagnose aller Systemkomponenten oder zur Einbindung der Systemkomponenten ohne Spezialistenwissen zur Verfügung. Hannover Messe 2011: Halle 9, Stand A54

Keba Industrial Automation Germany GmbH
http://www.lt-i.com

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Werkzeuge – immer passend

Werkzeuge – immer passend

Eine digitalisierte Fertigung hat viele Gesichter… und Recker Technik aus Eschweiler setzt ihr auf jeden Fall einen Smiley auf. Dort bringt die Produktion mit digitalen Zwillingen mehr Effizienz in den Alltag sowie gleichzeitig mehr Überblick über das Toolmanagement und die Werkzeugkosten. Mit dabei: Zwei Tool-O-Maten, die intelligenten Werkzeugausgabesysteme von Ceratizit – dank denen immer das passende Werkzeug für den Job zur Hand ist.

mehr lesen
Bild: Hainbuch GmbH
Bild: Hainbuch GmbH
„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

Zunehmend individuellere Kundenanforderungen, mehr Schwankungen im Auftragseingang und weniger Fachkräfte – diese Faktoren beeinflussen die Fertigungsplanung zunehmend. Gerade bei kleinen Herstellungschargen mit Losgrößen unter 100 macht in diesem Spannungsfeld die Automatisierung, etwa von Hainbuch, den Unterschied. Ein entscheidender Ansatzpunkt in der Umsetzung ist neben Maschine, Roboter und Bediener der Rüst- und Spannprozess.

mehr lesen
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Futter für die Ewigkeit

Futter für die Ewigkeit

Siemens Energy setzt für die Präzisionsbearbeitung an einer Horizontaldrehmaschine Magnos Elektropermanent-Magnetspannfutter von Schunk ein. Dank der gleichmäßig dauerhaft wirkenden Magnetspannkraft erfolgt das Spannen der Werkstücke deformations- und vibrationsarm – für eine ausgezeichnete Bearbeitungs- und Oberflächenqualität. Mit der zugehörigen App lässt sich die Spannsituation simulieren und sicher parametrieren.

mehr lesen