Der Tag begann mit interessanten Neuigkeiten: Sie haben die Übernahme von Jacobs Automation durch Rockwell Automation bekanntgegeben.
Nosbusch: Das stimmt: Jacobs Automation wird eine gute Ergänzung für unsere Kunden aus dem OEM-Maschinenbau sein. Durch die Akquisition ergänzen wir unser Portfolio um eine wichtige Technologie. Bereits seit langer Zeit sind Linear-Motoren Bestandteil unseres Lösungsangebotes. iTRAK von Jacobs Automation erhöht die Leistungsfähigkeit und Flexibilität vieler Maschinen und Anlagen weltweit in einer Vielzahl von Anwendungsbereichen, unter anderem in der Verpackungs- und Fördertechnik.
Werden Sie die Lösung von Jacobs Automation in die integrated Architecture integrieren?
Nosbusch: Bereits heute haben wir ein Interface für die Integration der Jacobs-Technologie in unsere \’Integrated Achitecture\‘. Diese Integration werden wir in Zukunft weiter vertiefen. Das ist einer der Gründe für die Akquisition gewesen. Jetzt sind wir in der Lage, diese Technologie tief in unser System einzubetten. Die engere Verbindung der Motor-Steuerung – also die Servo-Aktivität – mit der Steuerungs-Logik verbessert die Informationen über das System und erhöht Flexibilität und Leistungsfähigkeit von Maschinen und Anlagen erheblich.
Wie beurteilen Sie das abgelaufene Geschäftsjahr 2013?
Nosbusch: Angesichts der schwierigen Marktlage sind wir sehr zufrieden mit der Performance im abgelaufenen Jahr. Wir verzeichnen ein Wachstum in allen drei Weltregionen. Die Geschäfte in Asien begannen zwar sehr schwierig, was sich aber durch das Jahr verbesserte. Sehr gute Zuwächse hatten wir in Latein-Amerika und auch in den USA sind wir mit unserer Performance zufrieden. Unser Wachstum in Europa kann sich sehen lassen. Dort ist die wirtschafliche Lage zwar ebenfalls schwierig, aber insgesamt wuchsen wir in der Region – und zwar schneller als der Markt. Insgesamt verzeichnen wir gerade schwierige makro-ökonomische Bedingungen, haben aber insgesamt haben wir ein solides Wachstum erreicht mit guter Produktivität im Unternehmen. Es war uns möglich, einige Investitionen in die neue Technologie zu tätigen, und wir gehen für 2014 von steigenden Wachstumsraten aus.
Welche Bedeutung hat der europäische Markt für Rockwell Automation?
Nosbusch: Wie Sie sicherlich wissen, ist Europa nicht unser größter Markt. Es ist auch ein Markt, der von großer Konkurrenz geprägt ist. Aber auch hier sind wir zufrieden mit unserem Auftreten. Wir haben große Chancen in Europa und Hedwig Maes, der Präsident von EMEA, macht einen großartigen Job. Wir arbeiten gut mit den OEMs zusammen, haben ein erfolgreiches Prozess-Geschäft in der Region.
Im vergangenen Jahr wurde Ihr neues Midrange-Portfolio vorgestellt. Welchen Einfluss hatte dies auf die Unternehmensentwicklung?
Nosbusch: Ich denke, wir hatten ein gutes Jahr. Das Midrange-Portfolio ist ein Teil des Grundes, warum wir in Europa erfolgreich sind. Die Ausweitung der Integrated Archetecture auf das Midrange-Segment kommt gerade bei Maschinenbauern sehr gut an und es ermöglichte uns, mehr der Maschinenbauer zu erreichen. Es ist gerade für die OEM-Kunden von enormer Bedeutung, mit integrated Architecture eine leistungsfähige Plattform mit skalierbaren Lösungen zu haben, damit ihre Maschinen international konkurrenzfähig bleiben. Das Midrange-Segment, egal ob Sie die Steuerungen, die Servoantriebe oder das Safety-Portfolio betrachten, ist ein sehr gutes Lösungs-Packet, das wir anbieten können.
Sie haben das Konzept der \’Conntected Enterprise\‘ vorgestellt. Können Sie unseren Lesern erklären, was Sie darunter verstehen?
Nosbusch: Bei \’Connected Enterprise\‘ geht es um die Verbindung und die erweiterte Zusammenarbeit aller am Produktionsprozess Beteiligter. Bisher arbeiten diese Teilnehmer mehr oder weniger isoliert: Die Herstellung arbeitet isoliert, das Business arbeitet isoliert, die Supply-Chain arbeitet isoliert und die Kunden agieren isoliert. Wir sehen hier in Zukunft deutlich mehr Zusammenarbeit zwischen diesen Bereichen und wir sehen die Information als den wichtigsten Treiber dieser Entwicklung. Für uns bedeutet das: Integrierte Steuerungen und Informationen sind die Basis von Echtzeit-Entscheidungen. Echtzeit-Daten werden damit zur Basis von \’Connectet Enterprise\‘. Eine sichere Umgebung ist dabei die Voraussetzung für den Erfolg von \’Connected Enterprise\‘, denn sie entscheidet darüber, ob Unternehmen bereit sind, diesen Weg zu gehen.
In welcher Weise profitieren die Produzenten von \’Connected Enterprise\‘?
Nosbusch: Die Verbreitung/Ermöglichung echter \’Connected Enterprises\‘ wird die globale Wettbewerbsfähigkeit steigern: die Produzenten profitieren von den Echtzeit-Daten, die aus dem industriellen Ökosystem über Ethernet angebundener Knoten generiert werden. Voraussetzung dafür ist eine intelligente, sichere und internetfähige Architektur, die dabei hilft, diese Daten in verwertbare Informationen umzuwandeln. Dies wird zu einer nachhaltigen Differenzierung im Wettbewerb, mit optimierten Anlagen und Versorgungsnetzen führen. Rockwell Automation überwindet die klassichen Kommunikationsbarrieren, die bisher in der Produktion vorhanden waren. Die auf diese Art gesammelten Prozessdaten können von Unternehmen gewinnbringend genutzt werden. Die Connected Enterprise nutzt dafür alle modernen Kommunikationswege, wie die Cloud, mobile Endgeräte, Big Data, Analytics und die ganze Welt des Internet der Dinge. Das Ergebnis der Connected Enterprise sind sicherere Lebensmittel und andere Produkte, gleichzeitig entstehen in Produktionsprozessen weniger Abfälle.
Auf welche regionalen Märkte konzentrieren Sie sich in der Unternehmensentwicklung?
Nosbusch: Ebenso wie Rockwell Automation sind die meisten unserer Kunden global aufgestellt. Wir können unseren Kunden daher weltweit unsere Unterstützung bieten. Gleichzeitig können wir überall dort unser Geschäfts ausbauen, wo Möglichkeiten vorhanden sind. Letztes Jahr war Latein-Amerika beispielsweise für uns die schnellst-wachsende Region. Wir investieren aber auch in Asien, da es dort längerfristige Wachstumsmöglichkeiten gibt. Wir denken außerdem, dass die Möglichkeiten der \’Connected Enterprise\‘ auch den entwickelten Märkten wie den USA oder Europa neue Möglichkeiten des Wachstums bieten. Die steigende Produktivität in diesen Produktionsstandorten wird mit den Informationen und der Technologie, über die wir bereits gesprochen haben, erst möglich. Das macht es Rockwell Automation möglich, ebenfalls weiter zu wachsen. Wir versuchen also, das Portfolio auf die jeweiligen Anforderungen der Märkte auszubalancieren. Wir arbeiten also in den unterschiedlichen Regionen und mit einer Menge an unterschiedlichen Kunden und Industrien. Jedem dieser Anwender bieten wir eine passende Lösung und helfen ihm dabei, konkurrenzfähiger zu sein. Es geht darum, gemeinsam mit unserem Kunden eine Strategie zu entwickeln, global konkurrenzfähig zu sein. Wir können ihm helfen, dieses Ziel zu erreichen.
Was ist die größte Herausforderung für die Automations-Technologie im kommenden Jahrzehnt?
Nosbusch: Menschen und Talent. Wir benötigen viele Menschen, die die Fähigkeit haben, unsere Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Wir bieten unseren Kunden eine neue Technologie, die neue Fähigkeiten brauchen wird und neue Kompetenzen. Ich denke, das wird die größte Herausfordern für die Industrie und für die Weiterentwicklung dieser Technologie in der Zukunft sein. Wir arbeiten daher bereits heute gemeinsam mit Schulen und Universitäten und helfen dabei, das Interesse an diesen Arbeitsfeldern bereits sehr früh zu wecken. Ich denke, das wird die größte Herausforderung.
Das Interview wurde im November 2013 im Rahmen der Automation Fair in Houston geführt.