Dr. Thomas Cord, Lenze Automation: Know-how für Branchenlösungen

eit Anfang Januar ist Dr. Thomas Cord neuer Geschäftsführer der Lenze Automation GmbH. Wir sprachen mit ihm über seinen neuen Posten, über seine Ziele und neue Herausforderungen, aber auch über seine bisherigen Erfahrungen im Bereich der Automatisierungstechnik.

Welche Ziele haben Sie sich als neuer Geschäftsführer der Lenze Automation GmbH gesetzt? Am Markt ist seit einiger Zeit ein Trend hin zu Komplettanbietern zu verzeichnen, die ihren Kunden ein integriertes Gesamtsystem anbieten können, von der Automatisierung über die Antriebstechnik bis hin zu elektromechanischen Komponenten. Auch Lenze hat diesen Wandel zu einem Komplettanbieter in den vergangenen Jahren vollzogen, und die Automatisierungstechnik ist heute für unsere Unternehmensstrategie von zentraler Bedeutung. Deshalb ist es mein Ziel, Lenze als einen der weltweit führenden Anbieter von integrierten Automatisierungslösungen im Maschinenbau zu positionieren. Die Kernkompetenz von Lenze liegt im Bereich der Antriebstechnik. Darüber hinaus bewegen wir uns ganz gezielt in Richtung Steuerungstechnik. Hier wollen wir unseren Kunden eine skalierbare und durchgängige Systemlösung anbieten. In den vergangenen Jahren haben wir leistungsfähige Systeme entwickelt, die heute je nach Anwendung als Drive-based- oder PC-based-Variante zum Einsatz kommen. Hier liegt unser Fokus derzeit im Bereich Logic & Motion Control. Werden Sie demnächst auch neue Produkte in diesen Bereichen vorstellen? Wir arbeiten mit Hochdruck daran. Zum Jahresende – zur SPS/IPC/Drives – werden wir mit Neuheiten im Bereich PC-basierte Steuerungstechnik aufwarten. Auch das Engineering von Maschinen wird immer wichtiger. Gerade in Europa sind die Kosten für die Entwicklung von Maschinen, die Inbetriebnahme usw. entscheidend. Deshalb haben wir in den vergangenen Jahren Kompetenzen im Bereich der Engineering-Tools geschaffen. Durch das Verschmelzen der Steuerungs- und Antriebstechnik lässt sich so in vielen Bereichen ein echter Mehrwert durch eine deutliche Vereinfachung des Engineerings schaffen. Diesen strategischen Ansatz verfolgen wir bereits seit einigen Jahren mit großer Konsequenz. Welchen Vorsprung hat Lenze im Engineering gegenüber Wettbewerbern? Praktisch niemand hat so ein durchgängiges Know-how von der Steuerungswelt über die Antriebstechnik bis zu Motoren und Getriebe wie wir. In unserem Drive-Solution-Ansatz beraten wir unsere Kunden intensiv, um für ihre Antriebsaufgabe die richtige Lösung zu finden. Hier können wir uns von den klassischen Steuerungsanbietern abheben. Mit einer eigenständigen Tochtergesellschaft bieten wir auch Engineering-Dienstleistungen an. Basierend auf unserem System-Know-how können wir Kunden bei der Automatisierung von Maschinen unterstützen, wenn diese Ressourcen-Engpässe haben. Dieses Angebot wird immer wichtiger, denn so sind wir in die Entwicklungen unserer Kunden sehr eng eingebunden. Wie wollen Sie ihre strategischen Ziele – trotz der wirtschaftlich schwierigen Situation – umsetzen? Die derzeitige Wirtschaftssituation bietet auch Chancen. In der Boomphase vor der Krise waren viele unserer Kunden überhaupt nicht in der Lage, Innovationen den notwendigen Raum in ihrem Tagesgeschäft einzuräumen. Das hat sich grundsätzlich verändert. Viele Unternehmen des Maschinenbaus arbeiten derzeit mit Hochdruck an neuen Maschinenkonzepten. Denn die aktuelle Wirtschaftssituation hat vielen Unternehmen die Chance, aber auch die Erkenntnis gebracht, sich jetzt wieder neu für die Zukunft ausrichten zu müssen. Damit bietet sich uns die Möglichkeit, neue Kunden zu gewinnen und mit bestehenden Kunden innovative Maschinen zu bauen. Wieviele Kapazitäten steckt Lenze derzeit in die Entwicklung? Wenn man alle Lenze-Standorte betrachtet, ist etwa ein Zehntel der Mitarbeiter in der Entwicklung beschäftigt. Das hat sich in der vergangenen Zeit nicht geändert, im Gegenteil: Auch in den Zeiten der Wirtschaftskrise haben wir unsere Innovationen und Neuentwicklungen mit unveränderter Geschwindigkeit vorangetrieben. Welche Auswirkungen hat die Umwandlung der Lenze AG in die Lenze SE auf die Unternehmensstrategie? Durch die Umwandlung der Lenze AG in eine Aktiengesellschaft europäischen Rechts wollen wir uns ganz konsequent als global agierende Unternehmensgruppe positionieren. Unser Fokus sind Kunden in der ganzen Welt, in Europa, den USA und in Asien. Auch bei meinen bisherigen Arbeitgebern habe ich mich sehr intensiv bei der Internationalisierung des Vertriebs engagiert. Deshalb glaube ich, dass ich ganz gut weiß, wie der europäische Automatisierungsmarkt tickt und welche Bedürfnisse unsere Kunden haben. Diese Erfahrungen in der Vermarktung von Automatisierungslösungen in den verschiedenen Märkten in Europa, aber auch in den USA und in China, möchte ich bei Lenze einbringen. Welchen Einfluss haben Ihre CoDeSys-Erfahrungen auf die Lenze-Produktpalette? Wir arbeiten zur Zeit intensiv an einer Weiterentwicklung unserer Engineering-Tools, um für unsere Kunden eine noch bessere Durchgängigkeit des Engineerings entlang des gesamten Lebenszyklus einer Maschine zu gewährleisten. Durch eine engere Integration der Tools zur Auswahl der einzelnen Komponenten des Gesamtsystems, zur Parametrierung und Programmierung sowie für Service und Fehlerdiagnose wollen wir Kundennutzen durch ein einfacheres Handling schaffen. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Thema Engineering-Kosten in Zukunft für unsere Kunden der entscheidende Faktor bei der Auswahl einer Automatisierungslösung sein wird. Im Bereich der Engineering-Tools haben wir in den vergangenen Jahren eigene Kompetenzen geschaffen und das Werkzeug L-Force Engineer entwickelt. Außerdem arbeiten wir mit Partnern wie Inosoft im Bereich der Maschinenvisualisierung oder 3S im Bereich der SPS-Programmierung zusammen. Was sehen Sie als Ihre größte persönliche Herausforderung in Ihrer neuen Position? Die größte Herausforderung wird sicherlich die Etablierung einer schlagkräftigen Vermarktungsstrategie für unsere Automatisierungs-Systeme sein. Wir wollen uns gezielt auf die drei Maschinensegmente Fördertechnik, Robotik & Handling und Verpackungstechnik in den Anwendungsbereichen Intralogistik, Food & Beverage und Automotive konzentrieren. Die Verpackungstechnik gibt´s übrigens bei Lenze schon länger als \’Cord\‘. Ich habe in meinen bisherigen Berufsleben gelernt, wie wichtig diese Branchenkompetenz ist. Deshalb wollen wir branchenspezifisches Lösungs-Know-how in unseren Vertriebsorganisationen schaffen, um so eine langfristig angelegte Innovationspartnerschaft mit den OEMs zu etablieren. Wer alles macht, weiß viel, aber nichts richtig gut. Unser Branchenfokus soll in den Zielmärkten klar erkennbar sein, bei unseren Kunden im Maschinenbau aber auch bei den Endusern in den verschiedenen Branchen. (afs) www.lenze.de (Kasten) Zur Person: Dr. Thomas Cord Dr. Thomas Cord hat in Karlsruhe Informatik studiert. Im Anschluss arbeitete er am Forschungszentrum Informatik (FZI) an industrieorientierten Forschungs- und Entwicklungsaufträgen und leitete einen Forschungsbereich, der sich mit Robotik und Steuerungstechnik beschäftigte. 1996 promovierte er an der Universität Karlsruhe und wechselte 1998 zur Elau AG – zunächst als Entwicklungsleiter. Ab 2005 trug er als Vorstandsvorsitzender die Gesamtverantwortung für die Elau-Gruppe. Im November 2008 wechselte Dr. Cord zu Sigmatek und verstärkte als Director Technology & Markets das Management des österreichischen Unternehmens. Im Januar 2010 übernahm Dr. Thomas Cord die Geschäftsführung der Lenze Automation GmbH in Hameln.

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