Die Bedeutung der USA für die deutsche Industrie

Die Vereinigten Staaten sind zum ersten Mal in der fast siebzigjährigen Geschichte der Veranstaltung Partnerland der Hannover Messe. Präsident Obama ist der erste amtierende Präsident, der die Messe besucht. Diese Aufmerksamkeit gegenüber der deutschen Industrie ist kein Zufall: Im Jahre 2015 waren die USA wieder der größte Absatzmarkt für deutsche Elektroexporte und auch für den Maschinen- und Anlagenbau sind die USA einer der wichtigsten Absatzmärkte. Auch Reindustrialisierung, Industrial Internet of Things sowie TTIP sind weitere wichtige gemeinsame Themen.

\“Die Hannover Messe 2016 ist eine einmalige Gelegenheit und die Teilnahme von Präsident Obama verdeutlicht, wie wichtig diese Messe für die US-Geschäftswelt sein wird\“, erläuterte Wirtschaftsministerin Pritzker. Sie hatte im Januar die größte US-Delegation angekündigt, die je eine Hannover Messe besucht hat. Im laufenden Registrierungsverfahren haben sich bisher 166 US-Unternehmen und Forschungseinrichtungen sowie 34 Wirtschaftsförderungsorganisationen aus den Bundesstaaten und Regionen angemeldet. Die Messe wird mit den Vereinigten Staaten als Partnerland in fünf konkreten Industriebereichen US-Pavillons sowie einen U.S. National Investment Pavillon ausstellen. Der auswärtige Handelsdienst des US-Wirtschaftsministeriums wird der US-Delegation im Rahmen der Präsenz als Partnerland 2016 eine Reihe zusätzlicher Dienstleistungen anbieten, darunter individuelle Beratung durch Wirtschaftsexperten aus 25 globalen Märkten, Unterstützung der US-Delegationsmitglieder bei Werbung und Marketing sowie Führungen, bei denen Besucher die jeweiligen US-Aussteller kennenlernen können.

USA wieder größter Absatzmarkt für deutsche Elektroexporte

Das Timing mit den USA als Partnerland könnte kaum besser sein:

Das USA-Geschäft der deutschen Elektroindustrie hat sich 2015 dynamisch entwickelt. Die Exporte legten im Jahr 2015 um 16,4 Prozent auf 15,9Mrd.E zu. Damit sind die Vereinigten Staaten wieder der größte ausländische Absatzmarkt für die Branche, China rutschte auf Platz zwei ab. Insgesamt legten die deutschen Ausfuhren im gleichen Zeitraum um 6,7 Prozent auf 174,1Mrd.E zu. Auch die Importe aus den USA wuchsen kräftig um 16,6 Prozent auf 10,4Mrd.E. Das Land ist nach China der zweitwichtigste Lieferant für den deutschen Markt. \“Die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern entwickeln sich schwungvoll\“, sagt Dr. Klaus Mittelbach, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. \“Die Elektroindustrie konnte ihre Exporte in die Vereinigten Staaten seit dem Krisenjahr 2009 um rund 80 Prozent steigern.\“ Der ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie ist überzeugt, dass die guten Handelsbeziehungen beider Länder durch die transatlantische Handelspartnerschaft TTIP weiter ausgebaut werden können.

Große Erwartungen an TTIP

Voraussetzung ist, dass noch bestehende tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse beseitigt werden. Für die deutsche Elektroindustrie ist insbesondere wichtig, dass bestehende Marktzugangshindernisse abgebaut werden. \“Die Marktzulassung in den USA ist reformbedürftig – TTIP muss gleiche Wettbewerbsvoraussetzungen für alle Marktteilnehmer schaffen\“, erklärt Dr. Mittelbach. \“Statt einer voreiligen Anerkennung der momentan unterschiedlichen Standards ist eine Harmonisierung der bestehenden technischen Vorschriften anzustreben.\“ Für Europa ist TTIP eine große Chance. Der ZVEI erwartet, dass von dem Freihandelsabkommen zusätzliche Impulse für Wachstum und Investitionen ausgehen können. Eine gemeinsame Studie mit der Helaba zeigt, dass bisherige Abkommen sich regelmäßig positiv auf die Exporte der Elektroindustrie ausgewirkt haben. \“TTIP kann nicht nur Europas Wirtschaft stärken\“, so Dr. Mittelbach. \“Mit den USA verbinden uns enge historische, politische und kulturelle Verbindungen. Ein gut verhandeltes, partnerschaftliches Freihandelsabkommen könnte den transatlantischen Beziehungen insgesamt zusätzlichen Schwung verleihen.\“

Harting: \“Die USA sind ein wichtiger Zukunftsmarkt für uns\“

Auch für die Harting Technologiegruppe beispielsweise sind die USA ganz klar ein Zukunftsmarkt. Dabei setzt Harting vor allem auf die Digitalisierung. Sie bietet nach Ansicht von Dr. Frank Brode, Vorstand Neue Technologien, enormes Wachstumspotenzial. \“Die IT- und Software-getriebene, hoch dynamische US-Wirtschaft bietet für Harting, als klassischer Lösungsanbieter für den Maschinen- und Anlagenbau und als Experte für Integrated Industry, große Chancen. Harting kann diese beiden Welten – Cyberwelt und reale Produktion – hervorragend zusammenbringen. Wir sehen uns hier in der Rolle des Enablers\“, sagte Brode während einer Pressereise in den USA. Brode betonte in diesem Zusammenhang, dass die unterschiedlichen Betrachtungsweisen aus US-Sicht und durch die \’europäisch-deutschen Brille\‘ keinen Widerspruch darstellen. \“Jede kontinentale Betrachtungsweise und ihre Herleitung hat ihre Berechtigung. Den Digitalisierungsprozess können wir nur gemeinsam mit unseren US-Partnern gestalten\“, brachte es Brode auf den Punkt. \“Die Digitalisierung wird die Welt von heute auf den Kopf stellen. Prozesse, Geschäftsmodelle und ganze Branchen werden sich ändern – oder untergehen\“, sagte Brode. Harting ist seit Jahren in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien, Verbänden und Organisationen vertreten, führte Brode weiter aus und nannte die Mitgliedschaften in den Wirtschaftsverbänden, wie beispielsweise ZVEI, VDMA und BDI, oder auch in den Technologieverbänden wie u.a. Zukunftsallianz Maschinenbau, it\’s OWL, Plattform Industrie 4.0, DFKI oder SmartFactory KL. Die Technologiegruppe kann so einerseits technologische Entwicklungen als Wegbereiter vorantreiben, anderseits profitiert Harting auch von den Erfahrungen anderer Unternehmen aus der Branche. Nun ist Harting seit wenigen Monaten auch Mitglied im Industrial Internet Consortium (IIC), wie Brode unterstrich. Dadurch hat Harting einen engen Kontakt zu den High-Tech-Unternehmen der USA. \“Die durch das Internet of Things ausgelösten Entwicklungen werden auch in den nächsten Jahren das Mega-Thema bleiben. Harting wird sich aktiv bei der Entwicklung neuer Technologien beteiligen und diese zur Marktreife führen. Mit unserer Mitgliedschaft im IIC oder auch beim MIT sind wir stets am Puls der Zeit\“, konstatierte Brode. Die Vereinigung IIC mit Sitz in Needham (US-Bundesstaat Massachusetts) hat das Ziel, Internet-Technologien für den industriellen Einsatz weiterzuentwickeln. Gegründet wurde die Vereinigung im März 2014 von den US-Firmen AT&T, Cisco, General Electric, IBM und Intel. Derzeit gehören über 200 Unternehmen, darunter nun auch Harting, weltweit der Organisation an. Harting schaut in den USA nach Unternehmen, um die komplexen Herausforderungen zu bewältigen und überzeugende Kundenlösungen gemeinsam zu entwickeln. \“Wir führen derzeit Gespräche mit echten Spezialisten und Top-Partnern\“, sagte Brode. Die starke und intensive Reindustrialisierung der US-Wirtschaft bietet für Harting nicht nur mit neuen Technologien große Potenziale, sondern stellt bereits heute den wichtigsten Treiber für das Harting-Geschäft dar, erläuterte das Vorstandsmitglied. Zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit setzt sich bei immer mehr US-Unternehmen die Erkenntnis durch, dass sie ihre Produktivität durch Plug&Play-Industrietechnik verbessern und Kosteneinsparungen realisieren können. Solche Produkte lassen sich vergleichsweise einfach installieren. Neben den dadurch erzielten Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen entfällt bei diesen Produkten auch der Bedarf an zusätzlichen Komponenten – oder wird zumindest deutlich reduziert. Die Han-Modular-Systeme von Harting bieten beispielsweise die Möglichkeit, Strom-, Signal- und Datenverbindungen in einem einzigen Verbindungsstecker-System zu kombinieren, was die Montage erheblich vereinfacht und rationalisiert. In Kürze will Harting im mexikanischen Silao mit einer Produktion beginnen. Dort sollen dann umspritzte Kabel und Kabelbäume gefertigt werden. \“Überall, wo unsere Kunden sind, ist auch Harting\“, sagte Brode und verwies auf die großen Produktionswerke des VW-Konzerns und vieler Zulieferer, die in Mexiko fertigen lassen. Das Werk in Mexiko ist der richtige Schritt, um die Marktposition von Harting in Nord- und Mittelamerika auszubauen. \“Für gesamt Mittel- und Nordamerika haben wir die Zielmärkte Automatisierungstechnik, Energie, Verkehrstechnik, Rundfunk-, Bühnen- und Veranstaltungstechnik, Maschinenbau, Medizintechnik und Infrastruktur im Fokus\“, so Brode abschließend.

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