Den Kurs festlegen Nachbericht zur EMVA Business Conference 2012

Bereits zum zehnten Mal lud die EMVA (European Machine Vision Association) zur jährlichen Business Conference. Treffpunkt dieses Jahr für die Bildverarbeiter war vom 19.-21. April Lissabon, Portugal. Neben Vorträgen und Networking-Events stand vor allem eins im Mittelpunkt der Tagung: die Zukunft des EMVA.

Bereits zum zehnten Mal trafen sich die europäischen Bildverarbeiter im Rahmen der Business Conference und ca. 130 Teilnehmer nutzten die Gelegenheit zum Networken. Allerdings standen bereits am ersten Tag wichtige Entscheidungen an. Im Rahmen der Vollversammlung wurde über die zukünftige Aufstellung des Verbandes diskutiert. Dabei wurde beschlossen, das Executive Comittee des EMVA damit zu beauftragen, die Weichen für einen unabhängigen Verband zu stellen. Was dies alles für den EMVA bedeutet und welche Änderungen sich daraus ergeben, können Sie im Interview mit Vorstandsmitglied Gabriele Jansen (Vision Ventures) auf der nächsten Seite nachlesen. Zudem wurde das neue Executive Comittee gewählt, das zukünftig aus Pierre-Alain Champert (Coherent, Frankreich), Gabriele Jansen (Vision Ventures, Deutschland), Dirk Käseberg (Mettler Toledo Garvens, Deutschland), Ignazio Piacentini (Imaging Lab, Italien) und Toni Ventura Traveset (Datapixel, Spanien) besteht. Neuer Präsident des EMVA ist Toni Ventura, zukünftiger Geschäftsführer wird Cor Maas, der bislang dem Vorstand des Verbandes abgehört hatte. Knapp zehn Prozent Wachstum für Europa Die ersten Ergebnisse der EMVA Market Study 2012 zeigen, dass das Wachstum der europäischen Bildverarbeitung anhält, sich aber deutlich abschwächt. So rechnet der VDMA zwar für Deutschland nach 20% Wachstum im letzten Jahr für 2012 mit einem Anstieg von 5%. Für Europa ist dagegen laut EMVA mit einem Wachstum von 9% (2012) zu rechnen. Dies ist deutlich mehr, als die anderen Bildverarbeitungsverbände für das aktuelle Jahr prognostizieren. So rechnet der amerikanische Bildverarbeitungsverband AIA nach 5% (2011) mit 4,2% (2012). Ähnlich sind die Zahlen der Bildverarbeitungs-Verbände aus Japan (JIIA) und Korea (KMVIA), die beide von jeweils knapp 5% für 2012 ausgehen. EMVA Young Professionals Award Erstmals verliehen wurde der EMVA Young Professional Award an Florian Oefelein. Er wurde für seine Masterarbeit im Studiengang Optotechnik und Bildverarbeitung der Hochschule Darmstadt mit dem Thema \“Tiefenaufgelöste Defektinspektion an Glasprodukten\“ ausgezeichnet. Mittels einer Flächenkamera und eines Triangulationsverfahrens auf der Basis der \“depth-from-focus\“-Methode hat er bei der Schott AG ein Verfahren realisiert, Blasen und Einschlüsse ab 100 µm Durchmesser in Glasbarren zu erkennen und deren Tiefenlage zu vermessen. Daneben wurden in den Vortragssessions an den beiden Tagen viele weitere Themen vorgestellt. Neben Präsentationen zu den Bildverarbeitungsmärkten Brasilien und Portugal sprach Hervé Copin (Xenics, Belgien) über Infrarot-Bildverarbeitung und zeigte Applikationen im Bereich Highspeed-SWIR-Bildverarbeitung sowie Möglichkeiten für Food & Beverage mittels IR-LineScan-Kameras auf. Derzeit nutzen übrigens nur 1% aller Bildverarbeitungskameras IR-Technologie, Tendenz steigend. Henning Staerk (Allied Vision Technologies, Deutschland) diskutierte, inwieweit durch Marketing es möglich ist, Preiskämpfe auf dem Kameramarkt zu vermeiden. Prof. Dr. Bernd Jähne (Universität Heidelberg) sprach über aktuelle Entwicklungen beim EMVA 1288 Standard, der zum Vergleich von Kameradaten mittels objektiver Spezifikationen dient und erstmalig einen Vergleich von Kameras unterschiedlicher Hersteller ermöglicht. Derzeit ist der Release 3.1 in Planung, und eine Erweiterung für 3D-Kameras und Spektrometer angedacht. Prof. Robert Schmitt (WZL, RWTH Aachen) stellte den Defect Defender vor, mit dem mittels 3D-Inspektion Einsparungen von bis zu 30% möglich sein sollen. Auch 2013 wird es wieder eine EMVA Business Conference geben. Termin und Ort festzulegen wird eine der ersten Aufgaben des neuen Vorstands sein. (peb) Kasten: Bildverarbeitung mehr Gewicht verleihen Interview mit Gabriele Jansen (EMVA / Vision Ventures) Auf der 10. EMVA Business Conference hat sich die EMVA umstruktruriert. Das SPS-Magazin hat bei dem EMVA Executive Committee Mitglied Gabriele Jansen (Vision Ventures) kurz über die Gründe und Folgen dieses Schrittes nachgefragt. Die EMVA hat sich auf der Business Conference in Lissabon umstrukturiert. Warum war diese Neuausrichtung notwendig? Jansen: Im April dieses Jahres haben sich die EMVA-Mitglieder in Lissabon zusammengefunden um über eine wichtige Weichenstellung für die zukünftige Entwicklung des europäischen Bildverarbeitungs-Verbandes zu entscheiden. Dies ist notwendig geworden durch die positive Entwicklung der EMVA in den letzten Jahren und das damit einhergehende Wachstum sowohl an Mitgliedern als auch an Aufgaben und Projekten. Für die weitere Entwicklung des Verbands, für das Stärken der europäischen Position und für das Angehen neuer Aufgaben wurde nun in Lissabon die Basis geschaffen. Die EMVA wird überführt in einen rechtlich unabhängigen europäischen Verband mit eigener Geschäftsführung, eigenem Office und eigenem Personal. Was hat sich geändert bzw. wird sich zukünftig ändern? Jansen: Wachstum erfordert eine geeignete Wachstumsfinanzierung. Dies ist nicht nur bei Unternehmen der Fall, sondern gilt auch für eine non-for-profit Organisation. Wenn mehr Aufgaben wahrgenommen werden sollen, wie dies der Wunsch der EMVA-Mitglieder ist, dann sind mehr Ressourcen erforderlich und eine Finanzierung dieser Ressourcen muss in Übereinstimmung mit den Statuten und den Zielen des Verbands gesichert werden. Mit großer Mehrheit haben die EMVA-Mitglieder in Lissabon den turnusgemäß neu gewählten Vorstand nun beauftragt, die Sicherstellung des weiteren Wachstums und die dafür notwendigen Maßnahmen umzusetzen. Zu diesen Maßnahmen gehören eine moderate Erhöhung des Mitgliedsbeitrags (der seit der Gründung des Verbands im Jahr 2003 unverändert war), die Überführung des Verbands in eine eigene europäische Rechtsperson mit Bestand vor der Europäischen Kommission und eine Verbreiterung des Angebots an außerhalb des Mitgliedsbeitrags liegenden Networking-Events, Schriften und Weiterbildungsmaßnahmen. Was sind die Ziele der EMVA? Jansen: Die EMVA ist die Interessenvertretung der europäischen Bildverarbeitungsindustrie. Darunter sind alle Markteilnehmer zu verstehen, die sich aus Europa heraus mit Bildverarbeitung beschäftigen. Dazu zählen Unternehmen der Bildverarbeitung ebenso wie Institute und Hochschulen, aber auch nationale Bildverarbeitungsverbände. Bildverarbeitung ist hier als weite Klammer zu verstehen mit ihren Anwendungsbereichen in Industrie, Verkehr, Logistik, Medizin, Sicherheit oder auch Entertainment. Unter den Mitgliedern finden sich die Großen der Branche ebenso wie das innovative Start Up, die Bildverarbeitungsbereiche von Technologie-Multinationals ebenso wie spezialisierte Komponentenanbieter, Distributoren und Integratoren. Die EMVA vertritt die Interessen ihrer Mitglieder mit internationalen Standardisierungsaktivitäten ebenso wie mit Branchen-, Technologie- und Mitgliedermarketing. Der Verband bietet darüber hinaus eine hervorragende Networking-Plattform mit einer jährlichen hochkarätigen Business Konferenz und verschiedenen Aktivitäten rund um die wichtigen Messen. Mit der jährlichen Marktdatenerhebung (die aktuelle Ausgabe erscheint im Juni 2012) bietet die EMVA ihren Mitgliedern eine exzellente Planungsgrundlage für ihre strategischen Entscheidungen und schafft aber auch für Kunden, Mitarbeiter, die financial community oder auch Behörden die Möglichkeit zur umfassenden Information. Zu den zukünftigen Zielen der EMVA gehört es, der Bildverarbeitung mehr Gewicht in Brüssel zu verleihen unter anderem durch die Erarbeitung einer Technology Roadmap als Beitrag zur Forschungs- Road Map, die zyklisch von der Europäischen Kommission festgeschrieben wird und Basis ist für die Förderung von Forschungsvorhaben und -schwerpunkten.

Thema: Allgemein
Ausgabe:
EMVA European Machine Vision Association
http://www.emva.org

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