Automobilindustrie: Potenziale elektronischer Kommunikation

Die Ablösung papierbasierter Vorgänge wie etwa Auftragserfassung und Rechnungsstellung durch elektronische Prozesse wird vielfach nicht ausreichend genutzt. Das Verfahren des Electronic Data Interchange (EDI) soll helfen, das Potenzial auszuschöpfen. Doch wie sieht die Realität bei Herstellern, Zulieferern und Logistikunternehmen aus?

Das Marktforschungsunternehmen Agamus Research hat 3.206 Unternehmen der Automobilbranche kontaktiert und kommt zu dem Ergebnis, dass 89% von ihnen über eine EDI-Schnittstelle verfügen. Jedoch wickeln lediglich 16,2% der befragten Unternehmen die Geschäftsprozesse mit ihren Lieferanten elektronisch ab. 33,3% setzen das EDI-Verfahren bei der Kommunikation mit Kunden ein. Weit verbreitet sind Lösungen von Seeburger (42,9%) und Actis (22,9%). 6,1% der Unternehmen wickeln ihre EDI-Kommunikation über externe Dienstleister ab, 3,1% vertrauen auf eigene Entwicklungen. Auf 13,5% verteilen sich weitere 23 Anbieter wie Hüngsberg, SAP, Schmitt, Siemens, Sterling. Diese Heterogenität scheint einer der großen Stolpersteine für einen flächendeckenden Einsatz von EDI in der Automobilbranche zu sein. Der im Vergleich zur Lieferantenseite deutlich höhere EDI-Durchdringungsgrad bei Kundenbeziehungen erklärt sich durch den direkten Kundendruck. Hier spiegelt sich das Vorgehen der Automobilproduzenten wieder, die auf die Erfüllung ihrer jeweiligen EDI-Standards und Anforderungen bestehen. Die Studie zeigt, dass Zulieferer genau diesen Druck umgesetzt haben – nicht mehr und nicht weniger. Das tatsächliche Potenzial elektronischer Geschäftsprozessabwicklung in der Zusammenarbeit mit Lieferanten ist in der deutschen Automobilindustrie noch weitestgehend unausgeschöpft. Die am häufigsten genannten Hinderungsgründe für eine intensivere EDI-Nutzung mit Geschäftspartnern sind zu hohe Komplexität bei der Anbindung der vielen unterschiedlichen EDI-Systeme, fehlendes Know-how sowie fehlende personelle IT-Kapazitäten. Daher spielen nach wie vor klassische Kommunikationsmedien mit den bekannten Verfahrens- und Kostennachteilen die Hauptrolle. Die so genannte fremdinduzierte Verschwendung bleibt auch in der Automobilindustrie als Vorzeigebranche des elektronischen Datenaustausches ein ernstzunehmender Kostenblock. Abhängig von der Unternehmensgröße kosten ein- und ausgehende Prozesse zwischen 2 und 15E. Daraus errechnet sich bei kleineren Unternehmen, bezogen auf den jeweiligen Jahresumsatz, ein Verschwendungsanteil von 2,5%. Stiege der Grad der elektronischen Kommunikation auf 80%, wären bei Firmen mit bis zu 20Mio. E Umsatz Einsparungen in Höhe von 1,25% möglich. Dieses Potenzial haben die Unternehmen erkannt: 84,3% sehen in der Nutzung der EDI-Technologie ein Instrument zur Kostensenkung. In den untersuchten Unternehmen sind heute bereits durchschnittlich 7,9 Mitarbeiter mit der Implementierung und dem Betrieb von EDI beschäftigt. Ein flächendeckender EDI-Rollout ist quasi unmöglich, da die Anbindung eines einzigen Geschäftspartners selbst bei Vorhandensein eines EDI-Systems schlichtweg zu teuer ist. Mehr als 70% der Befragten würden die EDI-Infrastrukturen anderer nutzen, um damit selbst mehr Geschäftspartner anbinden zu können. Eine einheitliche Infrastrukturplattform, an der all die verschiedenen EDI-Systeme andocken und die zudem ein externer Dienstleister betreiben kann, ist eine sinnvolle Lösung. Diese Möglichkeit der Kommunikation heterogener Systeme über eine so genannte Business Integration Platform wird bereits von mehr als 470 Unternehmen der Automotive-Branche (Zulieferer, OEMs, Spediteure) genutzt.

Thema: Allgemein
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Indatex AG
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