Automation House: Funktionale Sicherheit und Standardfunktionen integriert

Eine Analyse von Unfällen mit Personenschaden an Produktionsmaschinen zeigt: In den meisten Fällen wurden eine oder mehrere Sicherheitsmaßnahmen vorübergehend oder dauerhaft außer Kraft gesetzt. Nach einer Studie der Berufsgenossenschaft oftmals sogar mit dem Wissen des Maschinenbetreibers. Als Gründe für die Manipulation werden Zeitersparnis, höhere Maschinenproduktivität und letztendlich Bequemlichkeit genannt.

Wenn Sicherheitsmaßnahmen nicht im Dienste des Bedieners stehen, nimmt das Gefahrenpotential durch Manipulation zu. Folglich müssen moderne Sicherheitssysteme zum Prozess passen. Der Bediener benötigt Zugang zum Prozess und die Möglichkeit, Störungen schnell zu beheben bzw. Maschinenstillstandszeiten bei der Umrüstung auf ein Minimum zu reduzieren. Dafür bietet Rexroth mit dem House of Automation eine Lösung.

Sicherheit in Antrieb und Steuerung

Die antriebsintegrierte Sicherheitstechnik (SafeMotion) und die sichere Steuerung (SafeLogic) mit der zugehörigen Sicherheitsperipherie sind Bausteine der Safety on Board-Lösungen von Rexroth. Mit ihnen lassen sich die Standard-Komponenten des House of Automation, ob Antrieb oder Steuerung, optional erweitern, um neben der Funktionalen Applikation auch die Aufgaben der Funktionalen Sicherheit bis SIL3 erfüllen zu können. Dabei ist eine absolute Rückwirkungsfreiheit garantiert, so dass die Sicherheitsapplikation nicht durch die Standard-Applikation beeinflusst werden kann. Dies gilt insbesondere für die zu garantierende Reaktionszeit und ermöglicht Modifikationen an der Funktionalen Applikation, ohne dadurch die Validierung einer bereits abgeschlossenen Sicherheitsapplikation wiederholen zu müssen. Mit den Safety on Board-Komponenten können Automationstopologien realisiert werden, die sowohl Standard- als auch Sicherheitskomponenten an einem Sercos Netzwerk vereinen. Die sichere Verkettung einzelner Maschinenmodule erfolgt dabei ebenfalls mit Sercos III.

Sicherheitsfunktionen steigern die Produktivität

Die im Antrieb integrierten Sicherheitsfunktionen sind der Schlüssel zur Produktivitätssteigerung. Neben den klassischen, sicheren Stillsetzungsfunktionen wie \’Sicherer Halt\‘ und \’Sicherer Betriebshalt\‘, sind es vor allem die sicheren Bewegungsfunktionen, die die Anlagenproduktivität steigern. Funktionen wie die \’Sicher reduzierte Geschwindigkeit\‘ bei gleichzeitiger Überwachung der Drehrichtung bzw. der Schrittweite erlauben es dem Bediener, sich im Gefahrenbereich der Anlage aufzuhalten, um die Maschine entweder umzurüsten oder Störungen zu beseitigen, ohne die Maschine abschalten zu müssen. Sämtliche Sicherheitsfunktionen sind lediglich im Antrieb zu parametrieren und stehen dem Anwender zertifiziert und ohne komplexe Programmierung zur Verfügung. Mit der neuen Funktion des \’Sicher überwachten Brems- und Haltesystems\‘ gemäß Kategorie 3 der EN954-1 ist es dem Anwender möglich, sich unter hängenden Lasten aufzuhalten. Dies ist selbst im energielosen Zustand, das heißt bei Not-Aus oder Netzausfall möglich, da das Motorhaltemoment zum Halten der Achse neben dem redu-ndanten Bremssystem einen dritten Kanal darstellt.

Flexibilität in der Safety-Applikation

Mit einem SIL3 Safety-Funktionsmodul können Steuerungstypen zur Sicherheitssteuerung erweitert werden: Dies gilt für alle IndraControl Steuerungskomponenten, sowohl für die embedded Controller als auch für die PC-Steuerungen mit integrierter Visualisierung. So können sowohl die Standard-Peripherie als auch die Safety-Peripherie mit ein und derselben Steuerung verarbeitet werden. Das Safety-Funktionsmodul nutzt dabei die Schnittstellen der Standard-Steuerung. Aufgrund der integralen Sicherheitssteuerung ist ein Datenaustausch über ein separates Netzwerk zwischen Funktions-Steuerung und einer separaten Sicherheits-Steuerung hinfällig. Das reduziert nicht nur die Topologiekosten, sondern auch den Aufwand in Bezug auf Synchronisierung der Prozesse. Zudem ermöglicht es eine leistungsfähige Diagnose im Kontext des Standardprozesses. Das Portfolio der \’Sicheren Steuerung\‘ schließt auch die \’Sichere Peripherie\‘ ein. Entsprechend der Sicherheitsanforderung werden sichere Peripheriesignale über verschiedene I/O-Baugruppen der Rexroth Inline Baureihe eingelesen. Diese können sowohl lokal an dem embedded Controller (IndraControl L) als auch dezentral genutzt werden. Darüber hinaus können auch die im Antrieb vorhandenen, sicheren Ein- und Ausgänge genutzt werden – nicht nur zur antriebsinternen Verarbeitung, sondern auch um die Signalzustände auf der sicheren Steuerung entsprechend zu verknüpfen.

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Bosch Rexroth AG
http://www.boschrexroth.de

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