Horváth-Studie

Automatisierungsbranche investiert weiter in Europa und zunehmend in Indien

Bild: Horváth AG

Die internationale Automatisierungsbranche befindet sich im Preiswettkampf. Denn, auch wenn die Nachfrage nach Automatisierungsprodukten und -lösungen steigt, sehen sich die Unternehmen zunehmender Konkurrenz aus Asien gegenüber. Nun gilt es, die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und die Stellhebel mit dem größten Einfluss auf Umsatz und Profitabilität zu identifizieren. Erkenntnisse bringt hier die aktuelle Horváth-Studie ‚Future of Industrial Automation 2030‘, für die Automatisierungsunternehmen aus Deutschland, Europa und Nordamerika mit mindestens 100 Millionen Euro Jahresumsatz im Jahr 2022 befragt wurden.

Europäische Unternehmen: Indien gewinnt an Bedeutung im Vergleich zu China

Gefragt nach geplanten Investitionen zeigt sich: Automatisierungsunternehmen konzentrieren ihre Investitionen auf neue Produktionsanlagen in der Nähe ihres Hauptsitzes. Beim Ländervergleich fällt auf: In Nordamerika ansässige Firmen haben zusätzlich Mittel- und Südamerika sowie Westeuropa im Fokus. Süd- und Osteuropa spielen dagegen keine Rolle. Europäische Unternehmen investieren zu 63% in Westeuropa, gefolgt von den USA und Kanada (49%) und Osteuropa (33%).

In Indien und China wollen die Europäer ebenfalls zu jeweils 33% investieren – nordamerikanische Player sind bei Investitionen (19%) in China zurückhaltender als europäische Unternehmen und etwas mutiger, was Indien angeht (37%). In der Gesamtschau liegt Indien dann mit 35% vor China (27%). „Indien gilt als vielversprechender Wachstumsmarkt, sowohl als Absatzmarkt als auch als Investitionsstandort. Das Land hat als Produktionsstandort im Vergleich zu China deutlich an Bedeutung gewonnen. Unternehmen sollten ihre Ausrichtung auf China kritisch hinterfragen und neu bewerten“, sagt Horváth-Automationsexperte Daniel Kittelberger.

Zweistellige Rentabilitätsziele

Ein deutlich gestiegenes Margenziel sichert die Finanzierungsmöglichkeiten für zukünftiges Wachstum und soll die Umgestaltung des Geschäfts weiter vorantreiben. Aktiengesellschaften im Besitz von privatem Beteiligungskapital haben hier mit bis zu 18,2% deutlich ehrgeizigere Ziele als öffentlich gelistete (15%); oder Unternehmen im Privatbesitz (12,4%) und im Familienbesitz (11,8%). Familienunternehmen agieren konservativer und konzentrieren sich auf eine bessere langfristige Widerstandsfähigkeit.  Prozesseffizienz und Automatisierung werden von den meisten Automatisierungsunternehmen als die wichtigsten Stellschrauben erachtet, um die Rentabilität zu verbessern. Unternehmen in Private-Equity-Besitz dagegen sehen in der Optimierung der Arbeitskosten den wichtigsten Stellhebel.

Mehr Umsatzwachstum mit größerem Dienstleistungsangebot

Die Stärkung des Dienstleistungsportfolios ist mit 85% der wichtigste Umsatzhebel für künftigen Erfolg, gefolgt von kontinuierlicher Produktinnovation (80%) und der Entwicklung neuer Branchenanwendungen (78%). Letzteres ist insbesondere für Unternehmen der Antriebstechnik und der elektrischen Komponenten relevant, um das Potenzial der vertikalen Integration zu nutzen. Fast zwei Drittel (62%) der Befragten denken beim Umsatzwachstum aber auch an Unternehmenszukäufe.

Kundenerlebnis auf Platz 2 vor technischen Features

Qualität und Zuverlässigkeit gelten als die entscheidenden Kriterien, die den Mehrwert gegenüber dem Kundenkreis vermitteln, und die häufig verfolgte Hochpreisstrategie stützen. Während technische Produktmerkmale als Preistreiber nach wie vor von hoher Relevanz sind, hat das insgesamt wahrgenommene Kundenerlebnis diesen Faktor überholt, selbst im technikverliebten B2B-Markt.

Kapital fließt in Künstliche Intelligenz

95% der Unternehmen investieren bereits in Künstliche Intelligenz. Getrieben von Industrie 4.0 ist die Produktion bei weitem der führende Investitionsbereich, gefolgt von Vertriebs- und Serviceaktivitäten. „Wer bis jetzt noch nicht in KI investiert hat, wird morgen keine Rolle mehr am Markt spielen. Top-Manager müssen hier einen Fokus setzen, die vielen Einsatzmöglichkeiten im Blick haben und dann auch umsetzen“, sagt Daniel Kittelberger.

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