Visualisieren statt programmieren

Zukünftige Herausforderungen verlangen neue Werkzeuge
Neidisch wird häufig in die USA geschielt, wenn es um die Gründerkultur geht. Aber auch in Deutschland gibt es viele Neugründungen im technologischen Umfeld. Eine davon ist das junge Unternehmen Monkey Works. Gegründet und geleitet von Henning Hager und Stefan Hennig. Das Produkt ist ein Werkzeug, mit dem Visualisierungskonzepte für unterschiedliche Visualisierungssysteme und -plattformen einmal entworfen werden können und das den Anwender dann von wiederkehrender Programmierung befreit. Ein Interview mit Dr. Stefan Hennig über die Idee, das Produkt und die Herausforderungen einer Unternehmensgründung.

Wie beeinflusst die Welt der Consumerelektronik Ihrer Ansicht nach die Automatisierungstechnik im Bereich \’Bedienen und Beobachten\‘? Hennig: Die Consumerelektronik liefert seit Jahren innovative Geräte, die uns im Alltag ständig begleiten. Die bestechenden Leistungseigenschaften, die hohe Qualität und die geringen Kosten machen diese Geräte auch für die Prozessvisualisierungen der Automatisierungstechnik attraktiv. Allerdings sorgen die Heterogenität der Geräte und die erforderlichen Technologien für völlig neue Herausforderungen in der industriellen Softwareentwicklung. Es sind neuartige Tools und Entwicklungsprozesse notwendig, um die Leistungsfähigkeit der innovativen Geräte in vollem Umfang nutzen zu können. Sie haben eine Lösung entwickelt, die es ermöglicht Prozessvisualisierungen plattformübergreifend zu realisieren. Welche Plattformen sind das und was war der Auslöser für diese Idee? Hennig: Mit unserer Lösung lassen sich Prozessvisualisierungen plattformunabhängig beschreiben und werden automatisiert in jede beliebige Technologie – z.B. C#, HTML, Java oder Objective-C – exportiert. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Visualisierung als eigenständige Anwendung auf Microsoft Windows PCs, Android Smartphones oder Apple iPads betrieben oder als Webanwendung mit HTML5 bereitgestellt werden soll. Auslöser unserer Idee war, als wir im Jahr 2000 webbasierte Prozessvisualisierungen mit Java entwickelten und kaum später die Java-Unterstützung in den gängigen Webbrowsern abgekündigt wurde. Damit war unsere Lösung nicht mehr nutzbar und wir mussten auf Basis anderer Technologien die Lösung vollständig neu entwickeln. Dieser Fehler soll uns und speziell unseren Kunden nicht mehr widerfahren! Für welche Zielgruppe ist Ihre Lösung interessant? Hennig: Unsere Zielgruppe sind Anlagenausstatter, Anlagenbetreiber und Maschinenbauer, die innovative Endgeräte der Consumerelektronik einsetzen wollen, allerdings das Know-how für die notwendigen Technologien nicht vorhalten können. Der Einsatz unserer Lösung führt zu erheblichen Einsparungen bei Entwicklungsaufwänden sowie zu einer Reduktion von erforderlichem Know-how. Dies rechnet sich besonders, sobald die Visualisierung einer Anlage bzw. Maschine auf unterschiedlichen Endgeräten genutzt werden soll. Mit klassischen Entwicklungsansätzen ist dafür jeweils eine Neuentwicklung notwendig – mit Monkey Works kann die Visualisierung für jede Plattform automatisch exportiert werden. Wie lassen sich die bekannten Scada-Tools wie WinCC oder Tools von Wonderware gemeinsam mit Ihrer Lösung nutzen? Hennig: Unser Werkzeug ist in der Lage, die Visualisierung für alle Technologien zu erstellen. Sobald SCADA-Tools Schnittstellen für das Einbringen von eigenem Quellcode bieten, kann die Visualisierung auch für diese Tools exportiert werden. Gängige Visualisierungssysteme wie WinCC oder Zenon bieten solche Schnittstellen. Wann wird Ihre Lösung auf dem Markt verfügbar sein? Hennig: Während sich unser Unternehmen Monkey Works noch in der Gründungsphase befindet, wird unsere Lösung bereits in ersten Projekten eingesetzt. In den kommenden Monaten arbeiten wir intensiv an der Weiterentwicklung, sodass wir sie Mitte des nächsten Jahres offiziell vorstellen werden. Sie sind klassisch das, was man ein Startup-Unternehmen bezeichnet. Was waren die größten Hürden auf dem Weg zum eigenen Unternehmen und was haben Sie als hilfreich erlebt? Hennig: Die größte Herausforderung war für uns der Wechsel unserer Argumentationen von der wissenschaftlichen, technologischen Sicht unserer Innovation auf die wirtschaftlichen Vorteile und den Kundennutzen. Gespräche mit vielen interessierten Unternehmen sowie unzählige, teilweise kritische Fragen von Mitarbeitern des Dresdener Gründernetzwerks \’dresden exists\‘ halfen uns dabei sehr. Welche Tipps würden Sie jemandem geben, der sich von der Hochschule weg selbstständig machen will? Hennig: Diesen Gründern empfehlen wir, sich frühzeitig mit dem an der Hochschule vorhandenen Gründernetzwerk in Verbindung zu setzen und sich mit anderen Gründern – egal welcher Fachrichtung – auszutauschen. So bekamen wir ein erstes Gefühl für eine eher wirtschaftliche Denkweise sowie viele nützliche Hinweise, Tipps, Tricks und Warnungen vor Stolperfallen. Herzlichen Dank für das spannende Interview! Kasten 1: Download Monkey Works Factsheet Unter dem folgenden Link steht ein Factsheet zum Download bereit, in dem das grundsätzliche Prinzip der Lösung von Monkey Works beschrieben wird: www.monkey-works.de Kasten 2: Zur Person

Elco Industrie Automation GmbH
http://www.monkey-works.de

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