Personen-Notsignal-Anlagen für mehr Sicherheit: Kommunikation im Ex-Bereich

Kommunikation bedeutet generell sich anderen mitzuteilen, sei es verbal oder nonverbal: im direkten Gespräch, über Telefon, per Mail, mit Mimik oder Gestik. Wie sicher und erfolgreich kommuniziert wird, hängt unter anderem von der rein physikalischen Übertragungsqualität des Kommunikationsmediums ab. Das gilt gerade auch für Industriebereiche, wo laute Umgebungsgeräusche die Kommunikation erschweren können. Dabei ist die Bandbreite ausgetauschter Informationen groß: Sie reicht vom Übermitteln individueller Arbeitsanweisungen bis hin zum Auslösen standardisierter Alarme in Notfällen. Werden in Ex-Bereichen für die verschiedenen Arten der Kommunikation technische Geräte eingesetzt, müssen diese natürlich auch immer die nötigen Zertifizierungen vorweisen.

Viele Arbeiten lassen sich von einer Person allein ausführen, dann ist aus wirtschaftlichen Aspekten natürlich Alleinarbeit sinnvoll. Zugleich müssen Arbeitgeber aber auch die Sicherheit des Mitarbeiters gewährleisten. Ist dies nicht der Fall, muss ihn z.B. eine zweite Person begleiten, die im Notfall Hilfe rufen kann. Bei hohen Personalkosten gehen solche Sicherheitsmaßnahmen natürlich ins Geld. Wo technische Alternativen erlaubt sind, werden diese daher gerne eingesetzt. Gefahr für Alleinarbeiter beurteilen Die berufsgenossenschaftliche Regel zum Einsatz von Personen-Notsignal-Anlagen (BGR 139) oder die BGI-Empfehlung 5032 definieren beispielsweise unter welchen Umständen technische und organisatorische Maßnahmen zur Risikominimierung am Alleinarbeitsplatz zu treffen sind. In die Formel zur Risikobewertung der BGR 139 gehen verschiedene Faktoren ein: Eine Gefährdungsstufe, abhängig davon wie handlungsfähig eine Person nach einem eventuellen Unfall bleibt, die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Notfall beim Ausführen einer bestimmten Arbeit auftreten kann sowie die Zeit bis zum Beginn von Hilfsmaßnahmen am Einzelarbeitsplatz. Überschreitet die für den konkreten Fall errechnete Risikozahl einen bestimmten Wert oder werden Gefährdungsstufe als erhöht und Wahrscheinlichkeit eines Notfalls als hoch eingestuft, ist eine ständige Überwachung durch eine zweite Person, eine Personen-Notsignal-Anlage (PNA) oder einen Monitor notwendig. Sofern einschlägige Unfallverhütungsvorschriften den Einsatz einer PNA nicht untersagen, ist dies meist der wirtschaftlichste Weg, um im Fall eines Falles die Kommunikation zwischen Alleinarbeiter und einer Zentrale zu gewährleisten. Die leitet im Notfall die nötigen Maßnahmen ein. Rechtssicherheit für Anlagenbetreiber Personen-Notsignal-Anlagen bestehen dabei aus Personen-Notsignal-Geräten (PNG) und einer Personen-Notsignal-Empfangszentrale (PNEZ). Ein PNG (siehe Kastentext rechts auf dieser Seite) ist üblicherweise ein drahtloses Gerät, das einer allein arbeitenden Person eindeutig zugeordnet ist und das diese immer bei sich trägt (Bild 3). Ein integrierter GPS-Chip ermöglicht die Lokalisierung von verunglückten Personen im Freien; in Innenräumen werden ergänzende Lokalisierungskonzepte benötigt. Im Notfall lässt sich mit einem PNG vor Ort und in der Zentrale willensabhängig und willensunabhängig ein optischer und akustischer Alarm auslösen. Je nach Gerät führen unterschiedliche Bedingungen zu willensunabhängigem Alarm: Wenn das Gerät einen bestimmten Winkel überschreitet (Lagealarm), Bewegungslosigkeit über einen bestimmten Zeitraum hinweg eintritt (Ruhealarm), das Quittieren eines Voralarms ausbleibt (Zeitalarm), das Gerät von der gefährdeten Person entfernt wird (Verlustalarm) oder beim hektischen Bewegen (Fluchtalarm). Zum Übertragen des Notsignals kann ein öffentliches Netz wie z.B. GSM genutzt werden. Fällt das genutzte Kommunikationsnetz aus, muss das PNG durch akustische Warnung darauf hinweisen. Alternative Sicherheitsmaßnahmen sind dann sofort einzuleiten. Zweite Komponente der Anlage ist die Personen-Notsignal-Empfangszentrale (Bild 4). Hier werden Notsignale empfangen, verarbeitet und unverzüglich Hilfsmaßnahmen eingeleitet. In der PNEZ werden aber auch alle Alarme und Entscheidungen dokumentiert. Um die nötige Rechtssicherheit zu schaffen, benötigt die Anlage als Ganzes eine BG-Zertifizierung. Vorbeugende Maßnahmen für Ausfälle im Strom- und Kommunikationsnetz müssen ergriffen werden. Sicher kommunizieren Wer schon einmal erlebt hat, wie durch ein Missverständnis Fehler oder Probleme entstanden sind, versteht wie wichtig gute Kommunikation auch außerhalb von Notfällen im ganz normalen Berufsalltag ist. Gerade in Industrieanlagen ist zuverlässige Kommunikation aber nicht immer einfach, denn hier geht es meist alles andere als leise zu und telefonieren beispielsweise gestaltet sich oft schwer. Gleichzeitig stellen explosionsgefährdete Umgebungen besondere Anforderungen an die darin eingesetzten Kommunikationsgeräte. In solchen Fällen ganz auf das Mitführen eines Telefons zu verzichten und somit nicht erreichbar zu sein, kann man sich heute fast nicht mehr leisten. Je nach Arbeit in der Anlage kann es zudem oft hilfreich sein, per Telefon den Rat eines Kollegen oder Experten einzuholen, der nicht vor Ort ist. Die Anforderungen an ein solches Telefon sind also vielfältig: Je nach Bereich braucht man ein Gerät mit entsprechender Ex-Zulassung, gleichzeitig soll der Umgebungslärm gefiltert werden und die Hörerlautstärke so einstellbar sein, dass man auch trotz lauten Geräuschen im Umfeld alles sicher versteht und schließlich muss es auch nach Stößen oder Stürzen noch zuverlässig arbeiten. Hierzu bietet der Markt heute verschiedene Ex-sichere Mobiltelefone, die zudem auf die Anforderungen des Industrieeinsatzes ausgelegt sind. Ein Beispiel hierfür ist die X.com-Serie von ecom, die im Kastentext auf der linken Seite näher erläutert ist. In vielen Fällen ist es zudem hilfreich, während des Telefonierens die Hände zum Arbeiten frei zu haben. Dazu das Telefon zwischen Ohr und Schulter zu klemmen, ist auf Dauer sicher keine gute Lösung. Entsprechende Headsets mit integrierter Schalldämmung und Mikrofonen mit Lärmkompensation erhöhen hier auf beiden Seiten der Leitung die Kommunikationsqualität (Bild 5). Lässt sich ein solches Headset wie beispielsweise das ex-sichere Gehörschutz-Headset Ex-TRA BT (siehe Kastentext unten auf dieser Seite) zudem kabellos ans Mobiltelefon anschließen, ist auch während des Telefonierens die Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt. Fazit Sowohl im normalen Arbeitsalltag als auch in Notfallsituationen können entsprechende Kommunikationsgeräte mit Zulassung für den Ex-Bereich die Arbeit nicht nur deutlich erleichtern, sondern auch die Gefahren für Mitarbeiter wesentlich reduzieren. Entsprechende BG-Zertifizierungen sorgen hier zudem für die nötige Rechtssicherheit. Kasten1: Personen-Notsignal-Anlage in der Praxis Die ecom instruments GmbH bietet die robuste Mobiltelefone-Familie X.com an, die je nach Modell Ex-Sicherheit für die Zonen 1, 1/21, 2 und 2/22 vorweisen können. Die Typen X.com 401, 5×1 und 6×1 sind zudem Teil einer BG-zugelassenen Personen-Notsignal-Anlage. Dazu wurde in die Mobiltelefone ein GPS-Chip und ein Lagesensor integriert. In einer Notfallsituation wird am Mobiltelefon ein Voralarm ausgelöst. Ist der Mitarbeiter nicht in der Lage, diesen zu quittieren, sendet das Telefon einerseits eine SMS an die Zentrale mit den letzten fünf gespeicherten GPS-Koordinaten der in Gefahr geratenen Personen. Andererseits baut es automatisch im Freisprechmodus eine Rufverbindung zu einer individuell vordefinierten Nummer auf. Kann die verunglückte Person das eventuell entfernt gelegene Telefon nicht erreichen, stellt ein zusätzliches Mikrofon an der Telefonunterseite sicher, dass dennoch ein Gespräch zwischen beiden Teilnehmern möglich wird. Zudem erleichtert ein akustischer Alarm am Telefon das Auffinden der Person. Mithilfe der Ortung per GPS kann das Mobiltelefon weltweit als Personen-Notsignal-Gerät eingesetzt werden. Kasten 2: Die Experten für Ex-Sicherheit Geräte in explosionsgefährdeten Bereichen müssen besondere Anforderungen erfüllen. Das Unternehmen ecom instruments GmbH ist seit über 20 Jahren in diesem Bereich tätig und hat sich umfangreiches Know-how im Explosionsschutz für den täglichen Industrieeinsatz in explosionsgefährdeten Bereichen erworben. Dieses Know-how fließt in die Herstellung von Geräten für den Einsatz in den Branchen Öl und Gas, Chemie, Petrochemie, Bergbau, Pharmazie, Energie und Umwelt. Kasten 3: Hände frei zum sicheren Arbeiten Das Ex-sichere Gehörschutz-Headset Ex-TRA BT lässt sich durch den integrierten Bluetooth-Chip kabellos an Bluetooth-Einheiten in einem Umkreis von 10m anschließen. Nach einmaligem Einrichten steht eine Vollduplex-Kommunikationsverbindung zur Verfügung. Über Tasten am Headset lassen sich eingehende Gespräche annehmen sowie die Lautstärke verändern. Integrierte Schalldämmung im Kopfhörer und Lärmkompensation im Mikrofon sorgen für eine hohe Kommunikationsqualität. Mit dem Headset sind auch sprachgesteuerte Anrufe möglich, sofern das angeschlossene Telefon diese unterstützt. Mit dem enthaltenen Akku hat das Headset eine Standby-Betriebszeit von ca. 750 und eine Sprechzeit von ca. 20h. Verschiedene Varianten mit Kopf-, Nackenbügel oder Helmbefestigung werden angeboten. Die Headsets haben die Ex-Kennzeichnungen Ex II 2G Ex ia IIC T4, Ex II 2D Ex iaD 21 T130 °C und Ex I M1 Ex ia I.

Thema: Allgemein
Ausgabe:
ecom instruments GmbH
http://www.ecom-instruments.com

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