Hauptgrund für die Zusammenlegung der beiden Ausstellungsschwerpunkte liegt in der Tatsache begründet, dass im Zuge von Industrie 4.0 die Branchengrenzen weitgehend verschwinden und Automatisierungssysteme zunehmend integrierte Lösungen sind. Zudem reichte der zweijährige Turnus den ehemaligen MDA-Ausstellern nicht mehr aus. „Im Zeitalter der Digitalisierung kommen Produkte immer schneller zur Marktreife. Dementsprechend wollen die Unternehmen ihre Innovationen regelmäßiger zeigen. Ein einjähriger Messe-Rhythmus für die Aussteller der Antriebs- und Fluidtechnik ist darauf die passende Antwort“, bemerkt Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstandes des Veranstalters Deutsche Messe. Köckler weiter: „Technologisch betrachtet sind die Industrial Automation und die MDA in den vergangenen Jahren schon immer weiter zusammengerückt. Mit der Fusion folgen wir der Logik eines Marktes, der immer mehr branchen- und systemübergreifende Lösungen sowie vernetzte Produkte anbietet und nachfragt.“ „Antriebs- und Fluidtechnik liefern Schlüsselkomponenten für die Performance der Maschinen“, sagt Christian H. Kienzle, Vorsitzender im Vorstand des Fachverbandes Fluidtechnik im VDMA und Geschäftsführer bei Argo-Hytos. „Mit der Digitalisierung sind diese Produkte nun auch entscheidende Datenquellen. Zwei Jahre sind eine neue Ewigkeit in Zeiten der Digitalisierung – wir müssen und können unseren Kunden in der Welt schneller bessere Lösungen für morgen zeigen.“ Dr. Gunther Kegel, Vorstand des ZVEI-Fachverbands Automation und Geschäftsführer bei Pepperl+Fuchs, äußert sich wie folgt:“Produkte, Systeme und Lösungen der Automation rund um Sensoren, Steuerungstechnik und Konnektivität sind die ‚Enabler‘ der vierten industriellen Revolution. Gemeinsam mit den elektronischen und mechanischen Antriebssystemen können wir unter dem Dach der neuen Leitmesse ‚Integrated Automation, Motion & Drives‘ den gesamten ‚Shopfloor‘ und dessen Integration in die Industrie-4.0-Vernetzung zeigen.“
Helfen, Potenziale zu erkennen
Industrie 4.0, Integrated Energy, Digitaler Zwilling, Machine Learning, Predictive Maintenance, Smart Materials, vernetzte und kollaborative Roboter (Cobots) – Großkonzerne, aber auch kleine Unternehmen sind heute mit einer Vielzahl von technologischen Möglichkeiten konfrontiert, deren Nutzen sie oft nur schwer einschätzen können. Hier setzt die Hannover Messe 2017 an. Köckler: „Die weltweit wichtigste Industriemesse bildet alle für die industrielle Wertschöpfung relevanten Industriezweige ab. Die Grenzen zwischen Maschinenbau und IT verschwinden. In Hannover erfahren die Besucher, wie sie die Potenziale der Digitalisierung erkennen und für sich nutzen können.“ Bei der Digitalisierung der Produktion fallen eine große Menge von Daten an, die an verschiedenen Stellen ausgewertet werden. Durch Machine-Learning-Technologien werden diese Daten künftig zentral ausgewertet und an die Maschine zurückgespielt. So erhalten Systeme die Fähigkeit, sich selbstständig zu optimieren. Damit ist das maschinelle Lernen ein wichtiges Instrument bei der Einführung der sogenannten ‚vorausschauenden Wartung‘ (Predictive Maintenance), einem Schwerpunktthema in Hannover. Ein weiteres Anliegen der Messeverantwortlichen ist es, dass bei aller technischer Innovation der wesentliche Faktor für den Unternehmenserfolg der Mensch bleibt. Durch Industrie-4.0-Technologien würden die Tätigkeiten des Fabrikarbeiters abwechslungsreicher, denn dieser sei zunehmend Problemlöser, Entscheider, Innovator und Treiber für mehr Wertschöpfung. Entscheidend sei allerdings, dass Qualifizierungsmaßnahmen Fachkräfte auf die neue Arbeitswelt vorbereiten. „In einer agilen und flexiblen Fabrik wird der Facharbeiter lernen, mit Virtual Reality und Augmented Reality, Datenbrillen und Tablets umzugehen. All diese spannenden neuen Werkzeuge der Digitalen Fabrik werden auf der Hannover Messe eine prominente Rolle spielen“, erklärt Köckler.
Neue Geschäftsmodelle
Das Konzept von Industrie 4.0 endet nicht am Tor der intelligenten Fabrik. Produkte bleiben künftig nach der Auslieferung mit dem Hersteller vernetzt und versorgen ihn permanent mit wertvollen Daten. So können Unternehmen zusätzliche internetbasierte Dienstleistungen entwickeln und auch außerhalb ihrer klassischen Branchengrenzen Märkte erobern. In Hannover zeigen Zulieferunternehmen, dass sie mit den Mitteln der Digitalisierung Lösungen anbieten können, die schneller, innovativer und stärker individualisiert sind als bisher. „In der Entwicklung ganz neuer Geschäftsmodelle und der Erschließung entsprechender Märkte liegt das größte Wertschöpfungspotenzial der Digitalisierung“, sagt Köckler. „In Hannover werden Kooperationen zwischen IT und Maschinenbau, zwischen Startup und Konzern geschlossen. Tragfähige 4.0-Geschäftsmodelle, aber auch disruptive Business-Ideen.“
Östlicher Nachbar als Partnerland
Das diesjährige Partnerland der Industriemesse heißt Polen. Zentrale Anliegen der polnischen Regierung sind neben der Reindustrialisierung unseres östlichen Nachbarlandes vor allem die Förderung innovativer Unternehmen sowie die Erschließung ausländischer Märkte. Rund 150 polnische Unternehmen werden auf der Hannover Messe erwartet. Die thematischen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Energie und IT. Tadeusz Koscinski, Polens stellvertretender Minister für wirtschaftliche Entwicklung: „Als Partnerland will Polen zeigen, dass ihm nicht allein an einer schnellen Wirtschaftsentwicklung gelegen ist, sondern vor allem an einer Entwicklung, die sich auf innovative Industrien stützt. Darunter fallen Industrieautomatik und -software, Energie und alternative Antriebe sowie Druckluft- und Vakuumtechnologien. Bereits heute entwickeln polnische Unternehmer die Industrie 4.0 und sind attraktive Partner für ausländische Unternehmen. Polen ist auch ein hervorragender Investitionsstandort. Durch unsere Messeteilnahme wollen wir gleichfalls ein klares Signal Richtung Europäische Union senden, dass die Reindustrialisierung der richtige Weg ist, den wir alle gehen sollten. Die polnische Regierung setzt auf die Reindustrialisierung als eines ihrer vorrangigen Ziele.“