Siemens S7-Projekte in Fremdsprachen übersetzen

Oft ist es notwendig, ein Automatisierungs-Projekt in andere Landessprachen zu übersetzen. Neben GUI-Elementen und Texten müssen in manchen Fällen auch noch Variablennamen, Bausteindeklarationen und andere Quellcodeelemente lokalisiert werden. Wie solche Übersetzungsprojekte für Simatic S7-Steuerungen realisiert werden können, zeigt der folgende Beitrag.

Die Firma insite GmbH aus Reutlingen hat für die Übersetzung von S7-Projekten das Programm \“IXLate\“ (sprich: \’I translate\‘) entwickelt. Damit ist es möglich, alle Texte und Symbole eines S7-Projekts unter einer einheitlichen Oberfläche zusammen zu führen, zu übersetzen und anschließend eine neue, übersetzte Version des ursprünglichen Projektes zu generieren. IXLate extrahiert dazu die übersetzbaren Elemente aus allen S7-Komponenten (AWL, SCL, S7Graph, PDIAG, WinCC flexible). Diese Elemente (Translets genannt oder abgekürzt Xlets) werden vom Benutzer anschließend an verschiedene Übersetzungsregeln gebunden, die die Umsetzung in die Zielsprache festlegen. Eine mögliche Übersetzungsregel ist beispielsweise eine einfache 1:1-Zuordnung (ExactMatch). Dies entspricht in etwa einem Eintrag in einem Wörterbuch. Das bieten die meisten Übersetzungsprogramme, üblicherweise in tabellarischer Form. IXLate geht hier mit Suchen-/Ersetzen-Mustern aber einen Schritt weiter.

Xlets im Baum

Die Xlets werden intern in einer Baumstruktur (TranslationTree) abgelegt. Dabei wird jedes Xlet einmal mit einem Sammelknoten verknüpft und ein weiteres Mal mit einem Elternknoten, der die Herkunft des Xlets anzeigt (siehe Abb. 2). Übersetzungsregeln können in IXLate nicht nur direkt an Xlets sondern auch an einen der Knoten in diesem Baum geknüpft werden. Das macht vor allem für Suchen-/Ersetzen-Muster Sinn. In einfacher Form wird solch ein Muster als eine sogenannte WildcardMatch-Regel definiert. Beliebig komplexe Varianten davon lassen sich auch mit Regulären Ausdrücken als RegExMatch-Regel formulieren. Pro Knoten können mehrere dieser Regeln hinterlegt werden – sie werden dann in der definierten Reihenfolge auf alle Xlets innerhalb des Knotens angewendet. Die Regeln können mit dem XlationRule-Editor editiert und in der Reihenfolge verändert werden.

Phrasebook

Zusätzlich wird mit jeder Übersetzung ein Eintrag an das sogenannte Phrasebook angefügt. Dort wird jede Übersetzung als vollständige Phrase und optional auch wortweise zerlegt gespeichert. Auf Basis des Phrasebooks und auf Wunsch auch zusätzlich mit Hilfe eines Online-Übersetzers (Google oder Bing) kann IXLate Übersetzungsvorschläge per Autotranslate generieren, die sehr oft ohne Änderung übernommen werden können. Autotranslate kann auch automatisch im Hintergrund ablaufen – der Benutzer geht danach die farblich entsprechend gekennzeichneten Ergebnisse durch, korrigiert gegebenenfalls und übernimmt dann den übersetzten Text.

Änderungen am Projekt

Aber Software lebt bekanntlich. Was ist nun, wenn sich das Ursprungsprojekt ändert? Geänderte Projekte werden einfach erneut extrahiert, IXLate erkennt bestehende und neu hinzukommende Xlets und ergänzt den Datenbestand entsprechend. Die gleiche Mimik kommt zur Anwendung, wenn ein neues Projekt übersetzt werden soll. Das bestehende Phrasebook kann beibehalten werden, lediglich das neue Projekt wird extrahiert. Da die Projekte oft aus der gleichen Sprachdomäne stammen, können bei der Bearbeitung des neuen Projekts viele bereits getätigte Übersetzungen durch Autotranslation einfach übernommen werden. IXLate erlaubt auch die gleichzeitige Bearbeitung mehrerer S7-Projekte. Identische Texte und Symbole, die in verschiedenen Projekten vorkommen, müssen damit nur einmalig übersetzt werden. Sollten mehrere Übersetzer an einem Projekt arbeiten, können die getätigten Übersetzungen später zusammengeführt werden (Sync-Funktion). Auch ein Änderungsschutz für Xlets mittels eines Passworts ist für diesen Fall vorgesehen.

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INSITE GmbH
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