Interview mit Keith Nosbusch von Rockwell Automation

Auf der Automation Fair hatten wir Gelegenheit, ein exklusives Interview mit Rockwell Automation-Chef Keith Nosbusch zu führen. Wir sprachen mit ihm über die Situation des Unternehmens, die Produktstrategie insbesondere für den OEM-Maschinenbau und über die Beiträge, die Rockwell Automation im Bezug auf die Nachhaltigkeit im Produktionsprozess leistet.

Allen-Bradley Powerflex 525

Jüngstes Mitglied im Rockwell Automation Midrange-Portfolio ist ein kompakter Frequenzumrichter Allen-Bradley PowerFlex 525 mit modularem Design und einem Leistungsbereich von 0,4 bis 22kW bei 100 bis 600V Eingangsspannung vor. Er ist das erste Produkt einer neuen Generation kompakter, mit allen Funktionen ausgestatteter Antriebe. Maschinenbauer und Endanwender können dadurch das Design und den Betrieb ihrer Anlagen vereinfachen und die Installation und Konfiguration beschleunigen. Ausgestattet mit Ethernet/IP, Sicherheitsfunktionen, USB-Programmierung, Möglichkeiten zur Energieeinsparung sowie einer Vielzahl von Motorsteuerungsoptionen eignet sich der PowerFlex 525 für den Einsatz auf Maschinen-Ebene, Stand-Alone-Anwendungen oder einfache Systemintegration. Der Frequenzumrichter ist für den Betrieb bei Temperaturen bis 50°C ausgelegt, mit optional verfügbarem Lüftereinbausatz auch bis 70°C. Um das Einrichten zu vereinfachen und zu beschleunigen, können Anwender den PowerFlex 525 über das Human Interface Module (HIM), die Rockwell Automation Connected Components Workbench Software oder die Studio 5000 Software konfigurieren.

Im Jahr 2007 haben Sie sich als Unternehmensziel für Rockwell Automation vorgenommen, mehr als 50% des Unternehmensumsatzes außerhalb der USA zu erwirtschaften. Wie hat sich Rockwell Automation seitdem entwickelt?

Nosbusch: Ja, tatsächlich haben wir dieses Ziel im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012 erreicht: Mehr als 50% des Unternehmensumsatzes stammt mittlerweile aus Geschäften außerhalb der Vereinigten Staaten. Jetzt haben wir neue Ziele: Bis zum Jahr 2017 wollen wir 60% Umsatz im Ausland erzielen. Aufgrund der globalen Wirtschaftsbedingungen war es ein schwieriges Jahr, dennoch freuen wir uns sehr, dass wir ein organisches Wachstum in allen Regionen der Welt, inklusive Europa, erzielt haben.

Sie betonen immer wieder die Bedeutung der OEMs für ihre strategische Weiterentwicklung, insbesondere in Europa. Können Sie unseren Lesern Ihr OEM-Konzept kurz erläutern?

Nosbusch: Europa ist ein ein sehr wichtiger OEM-Markt. Dort werden hochwertige, kundenspezifische und spezialisierte Maschinen gebaut. Die wichtigste Frage, die man sich immer stellen muss, ist, welche Art der Zusammenarbeit zwischen Automatisierungsanwender und -hersteller diese Kunden in der Entwurfsphase einer Maschine benötigen und wie wir sie bei ihrer Aufgabe unterstützen können. Dafür wurden Teams gebildet mit sogenannten globalen technischen Beratern (GOTC). Das sind Leute, die die Dynamik einer Maschine verstehen und wissen, wie man die beste Performance aus der Maschine und der Automation herausholen kann. Wir haben eine dedizierte OEM Sales Organisation geschaffen, die sich voll und ganz auf die Belange der Serienmaschinenbauer konzentriert. Bereits in der Design-Phase sind wir ihnen behilflich, die richtigen Entscheidungen zu treffen für die optimale Maschinen-Performance. Kurz gesagt: Man benötigt engagierte Menschen, die auf die OEM-Community fokussiert sind und für sie an Lösungen arbeiten. Ich denke, das ist einer der wesentlichen Gründe für unseren Erfolg in Europa. Auch das Thema Safety spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. Wir sind weltweit führend im Bereich der Maschinen- und Prozesssicherheit. Das ist ein wichtiger Bestandteil unserer OEM-Fähigkeit und unseres Portfolios und ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber unserer Konkurrenz in Europa.

Welche Rolle spielt die neue Midrange Steuerungsfamilie, die Sie letztes Jahr auf der Automation Fair präsentierten in diesem OEM-Konzept.

Nosbusch: Drei der Midrange-Lösungen wurden bereits im letzten Jahr eingeführt. Sie erweitern unsere Fähigkeit, den OEM-Markt zu bedienen. Wie Sie wissen, ist der OEM-Markt ein kostenbewusster Markt. Anwender wollen verständlicherweise nicht mehr kaufen, als sie benötigen, um die optimale Leistung aus der Maschine herauszuholen. Wir haben daher verschiedene Preissegmente mit unterschiedlicher Funktionalität geschaffen, um jede der Applikation optimal zu bedienen. Unser Midrange-Portfolio ermöglicht es uns also, das gesamte Maschinenspektrum zu erreichen: von klein bis groß. Damit haben wir auf Basis von Integrated Architecture eine Skalierbare Lösung geschaffen, die für jede Maschinengröße eines OEMs eine passende Lösung zur Verfügung stellt. Das bringt deutliche Kostenvorteile bei der Wiederverwendung von Anwendungscode aber auch bei der Schulung des Personals.

In welche Richtung entwickelt sich die Automatisierungslösung von Rockwell Automation in Bezug auf Skalierbarkeit?

Nosbusch: Das Konzept der Skalierbarkeit nutzen wir in allen Bereichen unserer Automatisierungslösung, also bei den Steuerungen, den Antrieben, bei der Visualisierung oder den Infrastruktur-Komponenten. Im Bereich der Safety-Komponenten können wir unseren Kunden das umfangreichste und skalierbarste Produktprogramm auf dem Markt bieten. Dazu gehören Sensoren, mechanische Überwachung, Verriegelungen und – wie bereits erwähnt – integrierte Safety-Lösungen, die den Anwendern erlauben, den Safety-Teil zu konstruieren, während sie das Maschinen- und Logik-Design erstellen, anstatt Sicherheit lediglich als ein Add-On zu betrachten. Wir stellen uns die Frage: \’Wie ermöglichen wir Safety nicht nur als Verbesserung der Sicherheits-Levels, sondern wie können wir Safety nutzen, die Maschine produktiver zu machen?\‘ Unsere integrierte Safety-Lösung bringt für die Anwender zahlreiche Vorteile, so auch in der Diagnose und Wartung. (Anm. d. Red: Ein ausführlicher Beitrag über die Skalierbarkeit des Safety-Portfolio von Rockwell Automation sowie ein Kurzinterview mit Allen McMillan folgt in einer der kommenden Ausgaben.)

Welche Trends sehen Sie besonders für die OEM-Maschinenbauer und die Automatisierungstechnik? Was ist zukünftig in Ihrem Produktprogramm noch erwarten?

Nosbusch: Aus der Perspektive des Maschinenbauers sehen wir eine weitere Dezentralisierung der Midrange-Plattformen. Wir werden also damit fortfahren, die Skalierbarkeit zu erweitern. Wir zeigen aus Sicht unserer Kunden Wege auf, wie die Produktivität der Automatisierung verbessert werden kann. Wir stellen uns Fragen wie: \’Wie können wir OEMs dabei unterstützen, noch produktiver zu werden, damit sie schneller auf dem Markt sein können?\‘ Wir sehen die Möglichkeit, ihnen erweiterte Werkzeuge zur Verfügung zu stellen um ihre Aufgabenstellung \’mechatronisch\‘ anzugehen, also die Konstruktion von Mechanik und Automation. \’Wie können wir OEMs helfen, auf der Basis von Simulationen schneller zum Ziel zu gelangen, sodass sie weniger Prototypen erstellen müssen? Wie können wir ihnen beim Tuning der Servoantriebe helfen, um eine hohe Performance zu erreichen und nicht nach dem Trial-und-Error-Prinzip zu verfahren\‘. Wir glauben auch, dass für die Fernüberwachung von Maschinen auf der ganzen Welt noch mehr Expertise benötigt wird. Wir wollen den OEMs helfen, ein Bild darüber zu erhalten, was genau an den Maschinen passiert. Mehr Sicherheit bei den Netzwerkschnittstellen ist nötig, um dies zu erreichen. Wir sehen Remote Services und Monitoring als einen wichtigen Trend in unserer \’Integrated Architecture\‘.

Das Motto der letzten Automation Fair lautete: \’Smart, Safe, Sustainable Manufacturing\‘. Über Intelligenz und Safety haben wir ja schon gesprochen. Sprechen wir nun also über Nachhaltigkeit:

Nosbusch: Der früheste und wahrscheinlich bekannteste Weg der Automatisierungstechnik, Nachhaltigkeit zu erreichen ist der drehzahlgeregelte Antrieb. Sie bieten die Möglichkeit, die Geschwindigkeit und damit auch den Energieverbrauch, an die Umwelt und ihre Bedürfnisse anzupassen. Das könnte z.B. eine Pumpe oder ein Lüfter sein, die nur ab und zu auf Höchstleistung laufen müssen. Die Integration drehzahlgeregelter Antriebe waren die ersten Maßnahmen, die wir zur Verbesserung der Energieeffizienz einsetzten. Heute sind wir ein ganzes Stück weiter und viele Leute beschäftigen sich bei uns mit dem Thema Energie- und Ressourceneffizienz auf viele Arten und Weisen. Wir verstehen Energie heute als integralen Bestandteil der Konstruktionsaufgabe: Wie können wir aus Energie einen aktiven Teil der Kostenstruktur einer Maschine oder eines Produktes machen? Wie können wir sicher stellen, dass wir – entweder durch Messung oder durch Software – die Höhe des Energieverbrauchs identifizieren können? Denn, wenn wir das können, können wir den Entscheidern auch Informationen geben, auf deren Basis diese dann bessere Entscheidungen treffen können, wie z.B.: Ist meine Maschine überhaupt effizient? Ist mein Prozess außerhalb der Toleranz? Produziere ich mehr Schrott als eigentliches Produkt? Es geht übrigens nicht nur um Energie, sondern auch um natürliche Ressourcen. Hierbei spielt Nachhaltigkeit in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle. Wie können wir den Herstellungsprozess verbessern, um die Nachhaltigkeit zu verbessern? Einer der Wege ist, Energie als eine Größe zu betrachten, die wir evaluieren können. So können Anwender abschätzen, wieviel Energie sie brauchen. Wir haben in unserem Programm Energieeinsparungs-Software, die unseren Anwendern dabei hilft, Tages- oder Nachtzeiten-Gebühren oder Spitzenspannung- oder -deckung einzusehen und sich entsprechend darauf einzustellen. Ein anderer Weg ist die Prozesskontrolle: Wir können Anwendern dabei helfen, die Performance des Prozesses zu optimieren. Wir haben einen sehr holistischen Blick auf das Thema, ausgehend vom Produkt bis zum Service, zum Unternehmen. Wir schauen aus vielen Perspektiven auf dieses Thema.

www.rockwellautomation.de

Rockwell Automation GmbH
http://www.rockwellautomation.de

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