Barrierefreiheit verlangt Nullschwelle

Bild: die arge lola

Um in der Zeit nach Corona für kommende Herausforderungen gerüstet zu sein, hatte der Verband Dr. Timo Renz von Wieselhuber & Partner aus München eingeladen. Dessen Expertise wurde im Vortrag ‚Die deutsche Wohnmöbelindustrie nach dem Corona Restart‘ präsentiert. Trotz der aktuell guten Branchenkonjunktur mahnte der Berater vor dem Hintergrund der Befragungsergebnisse von 162 Firmen zu einem durchgreifenden Fitnesscheck. Weil regelmäßige Treffen aufgrund der Corona-Regeln schwierig sind, lud der Bundesverband ProHolzfenster e.V. (BPH) Anfang November seine Mitglieder zum Online-Stammtisch ein. Bei der 90-minütigen Veranstaltung ging es um die Nullschwelle im Neubau. Ein Thema, über das sich Fensterbauer unbedingt schlau machen sollten, wenn sie Haftungsrisiken vermeiden wollen. Mit Dipl.-Ing. Ulrike Jocham, bekannt als ‚Frau Nullschwelle‘, war eine absolute Top-Sachverständige für barrierefreie und niveaugleiche Außentürdichtungen dabei.

Barrierefreies Bauen erlaubt keine 1 bis 2cm hohen Türanschlagdichtungen, sondern verlangt die Nullschwelle. An zahlreichen Außentüren im Neubau sind sie in Wohnimmobilien und Gebäuden eigentlich seit Jahren vorgeschrieben. So regelt es auch die DIN18040, die schon lange in den meisten Bundesländern bindend ist. Auch wer KfW-Zuschüsse für eine als barrierefrei deklarierte Tür in Anspruch nehmen will, muss technisch mögliche Nullschwellen ohne Türanschlag für den Bestand umsetzen. Doch offensichtlich ist dies nicht hinreichend bekannt, denn Nullschwellen werden längst nicht überall dort eingebaut, wo sie zwingend gefordert wären.

„Für Fensterbauer birgt dies eine enorme Haftungsgefahr, selbst wenn der Planer oder Architekt es in der Ausschreibung anders festgelegt hat“, sagt Ulrike Jocham. Sie kritisiert in diesem Zusammenhang auch Veröffentlichungen des ift Rosenheim zur ‚Überrollbarkeit von technisch überholten Türanschlagdichtungen‘ sowie den RAL-Leitfaden. Beide enthielten nicht die maßgebende Nullschwellen-Stellungnahme vom Arbeitsausschuss der DIN18040 aus dem Jahr 2013, die auf Anfrage von Ulrike Jocham beim DIN e.V. entstanden ist. „Doch als Fensterbauer müssen Sie wissen: Die DIN18040 steht als anerkannte Regel der Technik und als bauordnungsrechtlich eingeführte Norm über dem RAL-Leitfaden.“

Technisch seien schwellenfreie und niveaugleiche Übergänge problemlos umsetzbar. Allerdings müssten Nullschwellen inklusive Entwässerung, Bauwerksabdichtungen und Bodenanschlüssen dringend fachgerecht verbaut werden: „Neben offiziellen Dichte-Klassifizierungen gilt es die Langzeitbewährung in Einbauten zu untersuchen. Die am längsten auf dem Markt vorhandene Nullschwelle mit Magnet-Dichtungen zeigt bereits seit 1996 Systemsicherheit in der Praxis und seit 2001 die offiziell geprüfte Schlagregendichtheit vom mindestens der Klasse 9A.“ Die interdisziplinäre Bausachverständige für Nullschwellen, die seit 2005 zahlreiche Einbaubeispiele Disziplin-übergreifend untersucht hat, ist sich ihrer Sache ganz sicher. Sie hat ein Angebot für die Zweifler unter den Online-Teilnehmern: „Sagen Sie mir Bescheid, wenn es bei einem Ihrer Objekte nicht funktionieren sollte. Dann komme ich und schau mir das an!“

Thematik: Holzbau
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Bundesverband ProHolzfenster e.V.

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