Highlights von Siemens auf der SPS 2022

TIA-Portal, Industrial Edge und mehr Effizienz

Industrieunternehmen müssen die Digitalisierung vorantreiben, um flexibler, kosteneffizienter und nachhaltiger zu werden. Unter dem Motto "Make it real" will Siemens auf der diesjährigen SPS zeigen, wie sich die reale und die digitale Welt miteinander verbinden lassen.
 Mit der neuen Version V18 des TIA Portals sollen Teams künftig gemeinsam Bibliotheken erstellen, verwalten und ausrollen können.
Mit der neuen Version V18 des TIA Portals sollen Teams künftig gemeinsam Bibliotheken erstellen, verwalten und ausrollen können.Bild: Siemens AG

Eines der Siemens Highlights in Nürnberg ist das neue Version 2.0 des Industrial Edge Management Systems. Es läuft jetzt auch auf dem Open-Source-System Kubernetes zur Verwaltung von Container-Anwendungen. Interessant ist das vor allem für große Unternehmen mit existierenden IT-Infrastrukturen. Sie können die Siemens-Plattform einfach integrieren. So soll das Management der Automatisierung auf dem Shopfloor IT-ähnlicher, effizienter und einfacher zu handhaben sein. Die Kubernetes-Cluster ermöglichen es, das Management System in einer Cloud oder vor Ort zu hosten. Des Weiteren lassen sich zentrale IT-Dienste wie Identity Access Management anbinden. Updates als Basis für zukünftige Serviceangebote adressieren auch Kunden mit weniger IT-Wissen. Darüber sollen Anwender künftig auch Apps für das eigene Edge Device- und App-Management installieren und nutzen können.

Der Industrial Edge Hub bietet zukünftig eine klare Übersicht über alle Gerätemanagement-Lizenzen und Apps, die über den zugehörigen Marketplace bezogen wurden. Nutzer können Statistiken aktiv aus dem Hub abfragen oder automatisch melden lassen. Sie beinhalten die Anzahl der gekauften Apps, die Zuordnung von Lizenzen sowie die im Management System verbleibende Anzahl der Installationen und Lizenzen. Das technologische Ökosystem rund um das Industrial-Edge-Angebot von Siemens und Drittanbietern soll ebenfalls weiter ausgebaut werden. Neu ist hier u.a. ein komplett virtualisiertes Edge Device mit voller Gerätefunktionalität, das auf den Virtualisierungsplattformen ESXi / vSphere läuft. Unternehmen sollen hier insbesondere von deren Skalierungsfähigkeit profitieren. Außerdem werden pünktlich zur Messe neue Simatic IPCs in unterschiedlichen Leistungsklassen vorgestellt, die auf hohe Zuverlässigkeit und Sicherheit ausgelegt sind. Sie ermöglichen es, immer mehr IIoT-Applikationen mit ihren unterschiedlichen Anforderungen zu bedienen und flexibler zu reagieren.

 Ein neues Feature für die App Analyze MyDrives Edge sorgt für Transparenz über den Energieverbrauch des gesamten Antriebssystems.
Ein neues Feature für die App Analyze MyDrives Edge sorgt für Transparenz über den Energieverbrauch des gesamten Antriebssystems.Bild: Siemens AG

TIA-Portal in neuer Version

Mit der neuen Version V18 des TIA Portals legt Siemens den Fokus auf konkrete Arbeitsabläufe beim Kunden: Neben einem effizienteren Engineering sollen Teams nun z.B. gemeinsam Bibliotheken erstellen, verwalten und unternehmensweit ausrollen können.

Eine weitere Neuheit ist der IT-orientierte Ansatz von Simatic AX, der die Workflows erweitert. Obwohl das TIA Portal ein klassisches Werkzeug der OT-Ebene ist, können jetzt Engineering-Funktionen auch in Visual Studio Code programmiert werden. Damit stehen Mechanismen wie Git-Versionierung, Unit-Testing oder Objektorientierung zur Verfügung. Die in Structured Text erstellten Bibliotheken lassen sich nahtlos in das TIA Portal integrieren. Da Simatic AX auch cloudbasiert ist, kann es schnell und leicht zu jeder Zeit und an jedem Ort heruntergeladen und aktualisiert werden.

Auch Aktualisierungen bei der Hardware unterstützen die Verbindung von IT und Automatisierung immer mehr. So bekommt die mittlere Leistungsklasse der Siemens-SPSen mehr Speicher und eine leistungsstärkere Kommunikation, um Daten performant auszutauschen und zu nutzen. Zudem ermöglicht die Entwicklungsumgebung in der Version 18 ein fortgeschrittenes Engineering von Kinematiken (5D/6D). Die Ausfallsicherheit der automatisierten Produktion ist mit einer R1-Redundanz geschützt. Letzteres ist vor allem interessant für große Infrastrukturprojekte. Darüber hinaus wird bei Version 18 ein Fokus auf neue Security-Standards gelegt.

Auf der Messe zu sehen, sind auch die weiterentwickelten Industrial Ethernet Switches der Serie Scalance XC-/XR-300. Die Managed-Layer-2-Geräte sind sowohl als Kompakt- als auch 19″-Modelle für Netzwerkschränke verfügbar. Sie bieten eine hohe Portdichte, wodurch sich viele Geräte innerhalb großer Netzwerkinfrastrukturen anbinden lassen. Durch Ports mit hohen Bandbreiten (bis zu 10GBit/s) ermöglichen sie zudem OT-Netzwerkanwendungen für Daten, Sprache, Video und Profinet. Die Modelle der Scalance-XCM-300 sowie Scalance-XRM-300-Serie sollen neben den Basisfunktionen künftig auch TimeSensitive Networking (TSN), Edge-Funktionalität sowie stoßfreie Redundanz für erhöhte Echtzeitkommunikation und Betriebssicherheit bieten.

Mit Sinamics DCP 250kW steht für die Anbindung von Batterien oder Ultracaps an Antriebssysteme ein weiterer Compact-DC/DC-Converter zur Verfügung.
Mit Sinamics DCP 250kW steht für die Anbindung von Batterien oder Ultracaps an Antriebssysteme ein weiterer Compact-DC/DC-Converter zur Verfügung.Bild: Siemens AG

Effiziente Antriebstechnik

Ein neues Feature für die App Analyze MyDrives Edge soll Transparenz über den Energieverbrauch des gesamten Antriebssystems sicherstellen. Die KI-basierte Funktion errechnet alle nötigen Daten, ohne dass zusätzliche Sensorik oder spezielle Messgeräte benötigt werden. Die App zeigt auf, wie effizient der Antrieb läuft, wie hoch Energieverbrauch sowie Betriebskosten sind und welchen CO2-Fußabdruck der Antrieb hinterlässt. IE4-Motoren der Simotics-SD-Reihe sind mit einem Wirkungsgrad von bis 96 Prozent bereits sehr energieeffizient. Mit abgestimmter Umrichtersystemen lässt sich nochmal 30 Prozent oder mehr Energie einsparen. Der eigentliche Schlüssel zu mehr Energieeffizienz liegt jedoch im Gesamtsystem. Die Digitalisierung wird somit zukünftig einen steigenden Beitrag zur Energieeffizienz leisten. Im Bereich Hardware führt Siemens zur SPS einen weiteren Compact-DC/DC-Converter ein. Mit dem Modell Sinamics DCP 250kW stehen für die Anbindung von Batterien oder Ultracaps an Antriebssysteme nun drei Converter zur Verfügung. Mit dem neuen Gerät lassen sich Ausgangsspannungen bis 1.200V realisieren. Es setzt die gestiegenen Anforderungen in der Automobilindustrie um und bietet für Elektrofahzeug-Prüfstände eine passende Basis.

Prozessleitsystems und Business-Plattform

Das webbasierte Prozessleitsystem Simatic PCS neo eignet sich mit der neuen Version 4.0 auch für Großprojekte mit bis zu 64.000 Prozessobjekten bzw. 56 Steuerungen. Mit der Simatic S7-4100 stellt Siemens zudem die erste Auskopplung einer komplett neuen SPS-Generation für die Prozessindustrie vor – zunächst exklusiv für das Prozessleitsystem. Im Vergleich zum aktuellen Modell ist der neue Controller um 30 Prozent kleiner und bietet mit bis zu sechs Profinet- oder Profibus-Schnittstellen erweiterte Kommunikationsmöglichkeiten. Der Einsatz Siemens-eigenen Chipsets kann den Energieverbrauch der SPS halbieren. Parallel zu PCS neo V4.0 wird auch das integrierte Kommunikations-Gateway Simatic CN 4100 ein, das einen einfachen und sicheren Prozessdatenaustausch über Protokolle wie OPC UA und Modbus TCP ermöglicht.

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