Interview mit Sascha Niederhagen, Bürkert

„Intelligente fluidische Subsysteme“

Seit September 2020 ist Sascha Niederhagen als Chief Sales Officer ein Mitglied der Geschäftsleitung des Fluidtechnik-Spezialisten Bürkert. Unter anderem hat er die Verantwortung für den globalen Vertrieb bei Bürkert Fluid Control Systems übernommen. Das SPS-MAGAZIN war für ein Gespräch in der Zentrale in Ingelfingen vor Ort.

Was heißt das für das Bürkert-Portfolio konkret? Sie haben sich doch gerade erst vom Anbieter klassischer Aktoren in der Fluidtechnik, den Ventilen, in Richtung Sensorik entwickelt.

Ich würde sagen, wir entwickeln uns nicht in diese Richtung, sondern wir ergänzen unser Angebot. Wir sehen uns als Applikationsspezialist in der Fluidik. Applikationsspezialist heißt, wir sehen die Applikation weiter, als es ein reiner Sensorhersteller oder ein reiner Ventilhersteller tun kann. Wir können zwei Welten miteinander kombinieren und sind dabei, den gesamten Regelkreis abzubilden. Das heißt, wir können messen, steuern und regeln. Ein Sensorhersteller kann meist nur Daten liefern und eine Situation darstellen. Aus diesen Daten müssen dann Entscheidungen getroffen werden oder ein Aktor, etwa ein Ventil, geregelt werden. Und das können wir beides aus einer Hand.

Zur Kalkulation braucht der Anwender dann aber doch noch die SPS oder einen IPC, oder?

Aktuell haben wir durch die gängigen Protokolle die Möglichkeit, unsere Aktoren, Prozessventile beispielsweise, mit der SPS kommunizieren zu lassen. Auch die Sensoren kommunizieren mit der SPS. Woran wir derzeit aktiv arbeiten, sind Edge-Lösungen. Z.B. kann unser Flowave, ein Durchflussmesser, deutlich mehr als nur Durchfluss messen. Er kann unter anderem auch Dichte und Temperatur messen. Außerdem hat er einen integrierten Controller, über den dieser Sensor direkt ein Ventil steuern kann. Mit der passenden Software haben Sie nun die Möglichkeit, einen Edge-Regelkreis aufzubauen, ohne die SPS zu involvieren. Dezentralisierung ist für uns ein genereller Trend. Zukünftig wird nicht mehr die zentrale SPS die Steuerung der gesamten Anlage übernehmen, sondern mehr und mehr Applikationen respektive Anlagenteile werden sich selber steuern. Das ermöglicht auch modularere Anlagen, wie wir sie in unserem Systemhaus zeigen.

Das Systemhaus?

Ja. Das ist etwas, was meines Wissens nur sehr wenige Firmen in der Form abgebildet haben. Ein Ort, an dem Kunden und Mitarbeiter gemeinsam an Projekten arbeiten können. Das ist wie ein großes Haus der Innovation, in welchem eine Applikationsidee auf unsere Fluidik-Experten trifft. Ich denke, das ist etwas, was Bürkert wirklich unterscheidet von vielen anderen. Unsere Technik ist dort nahbar, anfassbar und erlebbar. Wir bieten unseren Kunden dadurch das volle Spektrum an Applikationslösungsoptionen an. Vom Standardprodukt mit schnellen Lieferzeiten bis zur systemspezifischen Co-Innovation. Im Systemhaus können wir die komplette Welt des Kunden erfassen und abbilden, sensorisch, aktorisch und steuerungstechnisch. Dort bauen wir mit und für die Kunden aus unseren Komponenten und allen nötigen weiteren Bauteilen eine Applikationslösung. We make ideas flow – maßgeschneidert, gemeinsam und auch als Co-Innovation. Nicht als Systemintegrator, sondern als Lieferant spezifischer fluidischer Subsysteme.

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