Im Gespräch mit Gerd Bart, Transaction Network

Die Mutter aller Plattformen

Mit dem Startup Transaction Network will Gerd Bart die Digitalisierung des Maschinenbaus vorantreiben und vor allem mittelständischen Unternehmen den Weg ins Online-Business ebnen. Im Podcast sprach Chefredakteur Wolfgang Kräußlich mit dem Firmengründer über neue Geschäftsmodelle.

Sie treten mit ihrem Unternehmen an, den Mittelstand zu digitalisieren. Es heißt doch, dass es während der Pandemie einen großen Digitalisierungs-Schub gegeben hätte. Ist da noch so viel zu tun?

Da ist im Mittelstand, insbesondere im Maschinenbau, noch deutlich etwas zu tun. Wenn wir uns heute den Service anschauen, dann sind viele Betriebe doch noch sehr stark Excel-geprägt und sogar auf Papier angewiesen. Es geht ja nicht nur darum, zu digitalisieren. Wir müssen Prozesse schlanker, einfacher und kostengünstiger machen und vor allen Dingen den Kunden einen echten Mehrwert geben. Da sind im mittelständischen Maschinenbau noch große Potenziale zu heben.

Ihr Unternehmen ist im Bereich Maschinenbau unterwegs. Wie sind Sie genau auf diese Branche gekommen?

Ich hatte im Laufe meines beruflichen Lebens immer mit E-Business im Bereich Retail zu tun, sprich, wie kann man Geschäftsmodelle auf digitale Plattformen übertragen? Wie kann man Produktdaten automatisiert auf die Plattformen von z.B. Neckermann oder Zalando bringen? Später war ich als Business Development Manager für ein Unternehmen tätig, das sehr stark im mittelständischen Maschinenbau unterwegs war. Dort war ich dafür verantwortlich, ein Kundenportal aufzubauen, das auch für Automotive-Konzerne nutzbar war. In der Zeit habe ich meine Fußabdrücke im Thema Engineering und Maschinenbau hinterlassen.

Was ist nun Transaction Network eigentlich?

Unsere Plattform ermöglicht die Interaktion zwischen Kunden und Maschinenbauer, vor allem auch in den After-Sales-Prozessen. Wir sorgen dafür, dass der Maschinenbauer seinen Kunden überhaupt erst einmal Informationen der Maschine zur Verfügung stellt. Der Betreiber erhält digital Daten der Maschine, erfährt, welche Ersatzteile es gibt und vieles mehr. Das spart schon mal eine Menge Druckkosten im Vergleich zu einem Katalog. Wenn diese Daten aber vorliegen, folgt schnell der zweite Schritt: Der Kunde möchte die Ersatz- und Verschleißteile auch gleich ganz einfach kaufen können, auf digitalem Weg in einem Onlineshop. Und weil die Teile oft von Spezialisten montiert werden müssen, wäre eine integrierte Service- und Wartungsplanung auch von Vorteil. Entsprechend haben wir all das komplett in einer Plattform abgewickelt, bis dahin, dass wir die Maschine selbst mit dem System verbinden können, um online Daten zu sammeln und Auswertungen zu machen. Das Schlagwort ist Condition Monitoring.

So eine Plattform kann sich ein Kunde doch aber auch selber auf seiner Homepage aufbauen…

Sicher. Aber wenn Sie das selber tun, dann brauchen Sie meistens ein Team und viel Zeit. Das verschlingt schnell siebenstellige Summen. Wir wurden in den vergangenen zehn Jahren immer wieder von Mittelständlern auf unser System angesprochen. Daraus entstand dann die Idee, Transaction Network zu gründen: Um ein solches System auf einer neutralen mit State-of-the-Art Technologie zu erstellen und den Firmen als Service anzubieten. Wir integrieren uns voll in die Systeme und Websites der Kunden, aber so, dass der Kunde keinen Aufwand damit hat. Üblicherweise ist so ein Projekt innerhalb von sieben Wochen abgeschlossen. So schnell programmieren Sie das nicht selber. Es ist dabei ein klassisches Miet-Modell, also Software-as-a-Service. Damit hat der Kunde keine Kapitalbindung und kann sich unsere Plattform gut leisten.

Wie sieht Ihr System genau aus?

Wir bauen auf verschiedene Module. Zum Einen das Thema Asset-Management mittels digitalem Zwilling. Wir nennen das den Asset Twin, also den Stammdaten-Zwilling. Er ist auch die Basis für das Thema Online-Shop. Das zweite Paket beinhaltet klassische Wartung und Service. Hier kann der Kunde Einsatzpläne abstimmen und seine Servicetechniker steuern. Im dritten Modul haben wir eine komplette Online-Akademie, um Maschinenbediener schneller auf neue Maschinen zu schulen. Und als letzten großen Part haben wir das Thema Konnektivität der Maschinen. Hier fassen wir Condition Monitoring und Predictive Maintenance zusammen. Das Ganze ist zu festen Paketpreisen buchbar. Und zu diesem Preis ist dann immer alles inklusive, egal wie viele Maschinen sie haben, egal wie viele Kunden oder Transaktionen sie haben. Sie zahlen einen fixen Betrag und dort ist alles mit drin, inklusive dessen, was wir tun, nämlich die Plattform betreiben, weiterentwickeln und inklusive des 24-7-Supports.

In Firmen gibt es aber doch viele Daten-Silos. Wie können Sie an die Daten anderer Systeme andocken? An die Maschinendaten ebenso wie an ein SAP oder ähnliches?

Wir haben eine Integrations-Plattform, an die der Maschinenbauer im Grunde jedes Datenformat schicken kann, und wir verarbeiten das. Da steckt viel Know-how drin, und wir sind in entsprechenden Gremien wie der IDTA engagiert. Es ist das typische Plattform-Prinzip: Wir bieten ein Ökosystem, in das der Kunde all seine Maschinen einbinden kann, egal von welchem Hersteller sie sind. Wir bieten die passenden Schnittstellen und setzen dabei auf das Konzept des digitalen Zwillings. In der Verwaltungsschale können wir Daten sehr einfach von einer Plattform auf die andere übergeben. Natürlich könnten das auch andere Lösungen so nutzen, aber wie so oft in der Digitalisierung haben wir da einen Kampf der Plattformen. Irgendein System muss am Ende die Mutter aller Plattformen sein, und natürlich treten wir an, dieses System zu sein.

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