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Neues bei ctrlX Automation

Der Baukasten wächst

Mit seinem offenen Automatisierungsbaukasten ctrlX Automation geht Rexroth ins vierte Jahr. Pünktlich zur SPS hat der Anbieter wieder einige Neuheiten präsentiert. Welche technischen Erweiterungen auf der Messe gezeigt werden und wie sich das Partnerprogramm entwickelt, erklärt Steffen Winkler, Vertriebsleiter der Business Unit Automation & Electrification Solutions, im Gespräch mit dem SPS-MAGAZIN.
 Das Partnerprogramm ctrlX World ist mittlerweile auf 65 Mitglieder angewachsen - neu dabei etwa Balluff, Keba, Fanuc oder Sick.
Das Partnerprogramm ctrlX World ist mittlerweile auf 65 Mitglieder angewachsen – neu dabei etwa Balluff, Keba, Fanuc oder Sick.Bild: Bosch Rexroth AG

Dass das neuartige Automatisierungskonzept in der Branche gut ankommt, kann Steffen Winkler mit eindrucksvollen Zahlen belegen: „Durch die mehr als 600 Kunden, die ctrlX Automation Komponenten einsetzen, rechnen wir im Jahr 2022 bereits mit einem Umsatz von rund 100 Millionen Euro. Zudem strahlt das System auch immer stärker in andere Bereiche des Konzern aus – von der Lineartechnik, über die Montagetechnik bis zur Industriehydraulik.“

Erfolgreiches Partnernetzwerk

Weit über 10.000 Lizenzen hat Rexroth für das Automatisierungssystem mittlerweile verkauft. Das Software-Funktionsspektrum im ctrlX Store umfasst rund 50 Apps – 19 davon stammen von Drittanbietern. „Unser Netzwerk freut sich reger Beliebtheit“, betont Winkler. „Zählte das Partnerprogramm im Jahr 2021 noch 43 Firmen, sind es Stand heute bereits 65 Mitglieder, die unser Ökosystem im Sinne der Co-Creation bereichern.“

Große Namen, die sich der ctrlX World jüngst angeschlossen haben sind etwa Salesforce oder Sick. Der CRM-Anbieter Salesforce will Anwender vor allem bei der Umsetzung von digitalen Servicekonzepten unterstützen. So sollen Unternehmen etwa Wertschöpfungsketten vernetzen, neue Geschäftsmodelle entwickeln oder zentrale digitale Touchpoints ausprägen. Auch Funktionen für Predictive Maintenance oder die Automatisierung von Ersatzteilbestellungen will Salesforce implementieren. Sick legt den Fokus hingegen darauf, Mehrwert aus Sensordaten zu generieren. Auch das Engineering-Framework AppSpace soll auf der Steuerung ctrlX Core anwendbar gemacht werden. Weitere bekannte Anbieter aus der Automatisierungsbranche, die sich in den vergangenen Monaten dem Partnernetzwerk angeschlossen haben, sind Fanuc, Keba oder Balluff.

Bild: Bosch Rexroth AG

Betriebssystem für Drittanbieter

Auf der technischen Seite bildet ctrlX OS eines der aktuellen Highlights. Das Linux-basierte Betriebssystem ist nun auch für Drittanbieter verfügbar. Nachdem im letzten Jahr der Sprung von der offenen Plattform zum industriellen Partnernetzwerk vollzogen wurde, will Rexroth gemäß dem Motto ‚Next Level of Freedom in Automation‘ den nächsten Schritt in Richtung Offenheit gehen. „Das Betriebssystem auch anderen Firmen zugänglich zu machen, war beim Launch von ctrlX Automation 2019 noch nicht geplant“, blickt Winkler zurück. „Wie bei unserem Partnernetzwerk auch, wurde dieser Schritt von außen getrieben. Denn viele Firmen sind mit dem Wunsch an uns herangetreten, bei ihren neuen Lösungen auf ctrlX OS aufzusetzen.“ Linux als Steuerungsbasis ist in der Branche sehr beliebt. „Wir glauben nicht mehr an Windows im industriellen Automatisierungsumfeld“, bekennt Winkler. „Und damit sind wir scheinbar längst nicht mehr alleine.“ ctrlX OS sei kein Open Source und auch kein leicht modifiziertes Standard-Linux, erklärt der Rexroth-Manager. „Aber es bietet dennoch große Freiheitsgrade, zudem einen bunten Strauß an modernen Funktionen und ist im Einsatz mittlerweile sehr bewährt.“

Das Betriebssystem ist für den Echtzeiteinsatz im industriellen Umfeld konzipiert. Bisher kam es nur auf der Steuerung ctrlX Core zur Anwendung – jetzt ist es von der Feldebene bis in die Cloud, sowie herstellerunabhängig für Hardware erhältlich. „Ausgerichtet ist dieses Angebot vor allem auf Anbieter aus dem Automatisierungsbereich“, so Winkler. Aber auch der Betrieb von virtuellen Steuerungen auf Hypervisor-Plattformen, im Rechenzentrum, auf Edge-Servern oder in der Cloud sei möglich. Das Betriebssystem unterstützt App-Technik, webbasiertes Engineering, sicheres User-Management und stellt einen leistungsfähigen Datenaustausch sicher. Es bietet für alle Devices eine einheitliche Toolchain und ein Software Development Kit. Das zugehörige Device Portal ermöglicht ein effektives Device Management weltweit. Über ctrlX OS besteht Zugriff auf alle Apps des Ökosystems sowie Zugang zur Community. „Wir wünschen uns natürlich Partner, die sich gemeinsam mit uns zum gesamten Ökosystem bekennen. Hier gibt es auch schon intensive Gespräche mit verschiedenen Firmen“, verrät Winkler, „so dass wir vermutlich zeitnah erste Anwender von ctrlX OS bekannt geben können.“

Bild: Bosch Rexroth AG

Transport ohne Berührung

Ein zweites Highlight im ctrlX-Neuheitenspektrum ist das Planarsystem ctrlX Flow6D. Mit ihm werden freischwebende Transporteinheiten, sogenannte Mover, auf einer horizontal, vertikal oder überkopf positionierten Arbeitsfläche bewegt. Jeder Mover kann in sechs Freiheitsgraden mit hoher Geschwindigkeit und Präzision agieren – ohne Reibung, Verschleiß oder Verschmutzung.

"Bei unserem Planarsystem haben wir uns für ein anderes Wirkprinzip entschieden, als es bei den bereits auf dem Markt angebotenen Systemen der Fall ist."
Steffen Winkler, Bosch Rexroth
„Bei unserem Planarsystem haben wir uns für ein anderes Wirkprinzip entschieden, als es bei den bereits auf dem Markt angebotenen Systemen der Fall ist.“ Steffen Winkler, Bosch RexrothBild: Bosch Rexroth AG

Auf beiden Seiten (Mover und Arbeitsfläche) sind Permanentmagnete verbaut. „Wir haben uns also für ein anderes Wirkprinzip entschieden, als es bei den bereits auf dem Markt angebotenen Systemen der Fall ist“, unterstreicht Winkler. Die Bewegung der Transporteinheiten wird über rotierende Magnete in der Arbeitsfläche initiiert. Daraus ergeben sich ein reduzierter Energieverbrauch, weniger Wärmeentwicklung und mehr Sicherheit. Bei einem Störungsfall bzw. einem Stromausfall verfügen die Mover über ausreichend Restenergie, um in Parkposition zu gehen. Die weiteren Alleinstellungsmerkmale beschreibt Winkler wie folgt: „Unsere Mover schweben bis zu 20mm über der Oberfläche und erlauben damit eine größere Bewegungsfreiheit als bestehende Lösungen. Komplett neu sind auch der 10°-Kippwinkel sowie die endlose Rotation der Transportmodule.“ Die sechs Freiheitsgrade der Mover seien zudem beliebig kombinierbar: „So ist etwa ein Drehen und Kippen parallel zur Fortbewegung möglich.“ Last but not least habe es den sicheren Überkopfbetrieb eines Planarsystems bisher noch nicht gegeben.

Die Mover sind untereinander vernetzt. Darüber hinaus lassen sich mit ihnen bei Bedarf Energie und Daten übertragen. Etwa um auf den Transporteinheiten verbaute Aktoren und Sensoren anzusteuern oder mit Energie zu versorgen. In der Anwendung kann das Planarsystem Komponenten oder Bauteile transportieren, positionieren oder anderweitig handhaben. Auf der modular zu gestaltenden Arbeitsfläche können mehrere Mover unterschiedlicher Form und Größe über die speziell angeordneten Permanentmagnete gesteuert werden. Mit diesen Eigenschaften lassen sich Planarsysteme in zahlreichen industriellen Branchen einsetzen, z.B. in der Halbleiterindustrie, in der Nahrungsmittelbranche, Pharmaindustrie oder in Montageanlagen.

ctrlX developR Challenge

Bosch Rexroth hat die Gewinner seiner ctrlX developR Challenge ausgezeichnet. In dieser konnten Entwicklerteams auf Basis von ctrlX Automation und der Steuerungsplattform ctrlX Core ihre Ideen – in Zusammenarbeit mit Mentoren von Bosch Rexroth und Partnerunternehmen der ctrlX World – umsetzen. Die Jury, bestehend aus Vertretern von Eplan, Kuka, Sick und Bosch, wählte aus insgesamt 68 Bewerbungen folgende Gewinner aus: Andreas Schiffler für sein Projekt ‚Anomalie-Detektion mittels Isolation-Forest‘, Matthias Dittrich für ‚IoT-Lösung für kabellose Sensorik auf Basis von MQTT‘, Philipp Stanley-Marbell für ‚Abschätzung der Unsicherheit von empirischen Sensor-Daten für schnellere und zuverlässigere KI-Applikationen‘ und Cesare Bornaghi für ‚Industriekameras mit ctrlX Automation verbinden und KI-Algorithmen hinzufügen‘. Der Sonderpreis für Studierende ging an Sabari Kannan Muthalagu für seine Arbeit zum Thema ‚Automatisierungssystem zur Steuerung der Rauchgasabsaugung für Lötstationen in Laboren‘.

Bild: Bosch Rexroth AG / Isabella Burkhardt

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