Im Jahr 1976 reisen Mitarbeiter von Berghof kurz entschlossen in die USA zu Intel, um sich die ersten Erprobungsexemplare des I8080, des ersten vollwertigen Mikroprozessors der Welt, höchstpersönlich und vor allen anderen zu sichern. Ihr Ziel: Der I8080 sollte das Herzstück der ersten frei programmierbaren Mikroprozessorsteuerung für Industrieanwendungen Deutschlands werden. Die Kontakte zu Intel hatten die Berghof-Experten vorher auf einer Präsentationstour geknüpft, auf der Intel-Manager damals in Europa ausgesuchten Unternehmen ihre Zukunftspläne vorgestellt hatten. Das damalige Entwickler-Team bei Berghof war fortan regelrecht elektrisiert durch die völlig neuen Möglichkeiten, die ihnen der Intel-Mikroprozessor eröffnen würde. Ihre Vision: Durch das integrierte Betriebssystem wollten sie es erstmals ermöglichen, dass in einer Industriesteuerung verschiedene Aufgaben parallel getaktet werden können.
Die FPS wird der Öffentlichkeit vorgestellt
Schon kurze Zeit später haben die Berghof-Entwickler diese Vision in die Tat umgesetzt – und präsentierten der staunenden Fachwelt stolz ihr Werk: die FPS 76. Im ersten Verkaufsprospekt listen sie die wegweisenden neuen Möglichkeiten, wie es für Techniker üblich ist, eher nüchtern-sachlich auf: „Die FPS 76 realisiert beliebige logische Verknüpfungen, Zähl- und Zeitfunktionen, Speicher- und Schieberegister sowie arithmetische Funktionen“, heißt es dort. Heute wissen wir: Was sich so unspektakulär liest, war nicht weniger als der Urknall für eine Technologie, die die Industrie komplett umgewälzt hat – Speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS). Auch bei den aktuellen Diskussionen um das Internet der Dinge, die immer stärker werdende Digitalisierung der Industrie – Stichwort: Industrie 4.0 – oder den Aufbau von Fertigungsanlagen, die sich hoch-dynamisch an sich verändernde Erfordernisse anpassen lassen – spielen speicherprogrammierbare Steuerungen durch ihre große Flexibilität und leichte Integrierbarkeit in industrielle Steuerungssysteme eine ganz zentrale Rolle. Im neuen Claim der Firma Berghof Automation – ‚Pioneering Automation Technology‘ – steckt also nicht nur der sprichwörtliche Funke, sondern eine ganze Menge Wahrheit.
Von 1976 bis heute
Doch zurück zur FPS 76. Sie wurde zu einem großen Erfolg und fand in den Folgejahren Verwendung in Spritzgussmaschinen, in Prüfanlagen, in Transport- und Logistikanlagen in Japan, den USA, Schweden, Italien und Frankreich. Kein Wunder, dass dieser bahnbrechende Erfolg der neuen Technologie viele Unternehmen und Menschen inspirierte: In den Anfangstagen standen vor allen Dingen die Vorteile bei der Installation wie die deutlich geringere Montage- und Verdrahtungsarbeit und der ebenfalls deutlich geringere Materialaufwand im Vergleich zu Steuerungskonzepten mit Relais im Vordergrund. Moderne SPSen überzeugen darüber hinaus durch immer neue technologische Funktionalitäten, die mittlerweile weit über die Grundfunktionen Überwachen, Steuern und Regeln von Sensoren und Aktoren hinausgehen. So haben sich speicherprogrammierbare Steuerungen, die letztlich von ihrem Grundaufbau her nichts anderes als ein spezifisch auf die Aufgabe ‚Steuerung‘ ausgelegter Computer sind, über die Jahre zu regelrechten Engineering-Werkzeugen entwickelt. Darüber hinaus bieten moderne SPS heute die Möglichkeit, sehr einfach und schnell per Fernwartung und Ferndiagnose von jedem beliebigen Ort in das System eingreifen zu können – was Upgrades oder Fehlersuche deutlich vereinfacht und natürlich Zeit und Kosten spart.
Software und Elektrohängebahnen
Doch zurück zu den Anfängen und Berghof: Das Know-how im Bereich der speicherprogrammierbaren Steuerungen trug schon bald weitere Früchte. Anfang der 1980er-Jahre etablierte sich das Unternehmen auch als Entwickler von Softwarelösungen für Logistikanlagen. Später kam mit Elektrohängebahnen, vor allen Dingen für die globale Automobilfertigung, ein weiteres Standbein hinzu. Hier hat Berghof durch sein eigenes Powertrack-Konzept – einem Schleifleitersystem zur sicheren Übertragung von Kommunikationsdaten – ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal.