Die Rolle des CDO bei Phoenix Contact

„Barrierefreie Softwareplattform“

Der langjährige Phoenix-Contact-CTO Roland Bent hat sich Ende Februar in den Ruhestand verabschiedet. Seinen Platz im Management hat Dr. Frank Possel-Dölken eingenommen. Doch nicht als Chief Technology Officer, sondern als Chief Digital Officer (CDO). Welche Aufgaben diese Rolle umfasst und mit welchen Werkzeugen er die Herausforderungen der digitalen Transformation angeht, erklärt Possel-Dölken im Gespräch mit dem SPS-MAGAZIN.

Herr Possel-Dölken, der CTO ist gegangen, ein CDO neu an Bord: Was ist passiert in der Geschäftsführung von Phoenix Contact?

Frank Possel-Dölken: Das lässt sich einfach beantworten: Wir haben die Geschäftsführung auf die Anforderungen der industriellen Digitalisierung ausgerichtet. Einen klassischen CTO braucht Phoenix Contact heute nicht mehr. Seine Aufgaben haben in der Geschäftsführung die drei COOs übernommen, die in Personalunion die Geschäftsbereiche leiten. Als CDO liegt mein Fokus auf übergreifenden Innovationsthemen und damit vor allem auf der Digitalisierung. Schließlich hat diese, nicht nur für uns als Unternehmen, sondern für alle Industriebranchen einen grundlegenden Wandel eingeleitet. Und dieser Entwicklung Rechnung tragend, hängen wir die Digitalisierung auf oberster Ebene auf.

Was bedeutet das konkret?

Mit dem digitalen Wandel müssen sich alle Mitglieder der Geschäftsführung beschäftigen – und das nicht erst seit gestern. Doch gerade in der jetzigen Phase gilt es, im Unternehmen erhebliche Veränderungen der IT-Infrastruktur zu meistern. Weil das ein großer Investitionsschwerpunkt ist und ambitionierte Ziele für die nächsten Jahre damit verbunden sind, muss sich jemand auf höchster Ebene darum kümmern. Meine Aufgabe ist es also, bei diesen zukunftsweisenden Schritten die richtigen Prioritäten zu setzen.

Betrifft das nur die IT-Strukturen bei Phoenix Contact oder auch das Portfolio?

Das, was wir als übergreifende Innovationsthemen bezeichnen, betrifft beide Seiten. Das beste Beispiel dafür ist unsere Vision der PLCnext Technology. Hier geht es nicht um eine neue Steuerung oder ein neues SPS-Tool. Es geht um eine durchgängige Plattform, in der wir unsere Entwicklungen auf Softwareseite bestmöglich zusammenführen können. PLCnext Technology wird damit zum Operating System und Funktionsbaukasten all unserer smarten Geräte – nicht nur im Bereich Industriesteuerungen. Auf diese Weise etablieren wir eine Welt, in der Anwender durchgängig und offen auf Assets Zugriff haben. Von einer solchen Barrierefreiheit ließ sich bislang nur träumen.

Steht die Ablöse des CTO durch den CDO auch für einen Wandel von Phoenix Contact vom Hardware- zum Softwareanbieter?

Nein, das lässt sich so nicht sagen. Im Hardwareportfolio hat Phoenix Contact den Plattformgedanken schon vor vielen Jahren ausgebildet. Im Softwarebereich nehmen wir das aktuell stärker in den Fokus.

Wenn das erfolgreich umgesetzt ist, was wird dann aus Ihrer Aufgabe?

Wenn wir unsere Ziele im Bereich der Digitalisierung erreicht haben, dann braucht es den Fokus auf oberster Management-Ebene vielleicht nicht mehr. Das wird sich dann zeigen. Aber aus heutiger Sicht ist die Digitalisierung keine Mission, die sich zu einem festen Zeitpunkt abschließen lässt. Und das passt wunderbar zu meinem bisherigen Weg bei Phoenix Contact. Seit meinem Eintritt in das Unternehmen im Jahr 2008 habe ich immer wieder neue spannende Aufgabenbereiche übernommen. Ich bin sicher, dass sich das nicht ändern wird.

Welche Punkte stehen als nächstes auf Ihrer Agenda?

Es gibt keine fixen Meilensteine, die ich nacheinander abarbeiten könnte. In meinem ersten Jahr als CDO lag der Schwerpunkt primär auf der digitalen Infrastruktur im Unternehmen. Dort folgen wir heute einer ganz klaren Strategie. Welche konkreten Schritte als nächstes folgen, dazu kann ich aktuell noch nicht zu viel verraten. Aber ich bin sicher, man wird dann zu gegebener Zeit darüber im SPS-MAGAZIN lesen.

Darauf freuen wir uns schon, Herr Possel-Dölken. Vielen Dank für das Gespräch! (mby)

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