Betrieb von Erdgastankstellen im indischen Bundesstaat Gujarat

Hochverfügbar und zugriffssicher

Für den Betrieb und den Ausbau des Netzwerks seiner CNG-Tankstellen suchte ein indischer Betreiber eine passende Steuerungs- und Überwachungstechnik. Auf Basis der PLCnext-Plattform ist eine zuverlässige Lösung im Ex-Bereich entstanden, bei der die vorhandenen Steuerungen der Kompressoren, Tanksäulen etc. mit geringem Aufwand eingebunden worden sind. Großen Wert hat der Betreiber zudem auf die fehlerfreie Funkübertragung innerhalb der Stationen sowie die Zugriffssicherheit bei der Kommunikation mit der Zentrale gelegt.
 Weltweit gibt es bereits rund 35.000 Erdgastankstellen.
Weltweit gibt es bereits rund 35.000 Erdgastankstellen.Bild: ©Johnny Habell/shutterstock.com

Weltweit sind bereits rund 35.000 Erdgastankstellen in Betrieb. Das verdichtete Gas (CNG, Compressed Natural Gas) ist energetisch besser nutzbar als herkömmlicher Kraftstoff. Da es hauptsächlich aus Methan besteht, wird bei seiner Verbrennung fast kein Feinstaub erzeugt. Die NOx-Emissionen erweisen sich ebenfalls als gering. CNG ist für den Antrieb von Pkw gut geeignet, wobei es die Treibhausgas-Emissionen im Individualverkehr gegenüber Benzin um 23 Prozent reduziert. Auch in Indien gibt es über 2.000 CNG-Stationen, Tendenz deutlich steigend. Das Erdgas wird an der jeweiligen Tankstelle aus dem Leitungsnetz bezogen und von einem Verdichter komprimiert. Der Tankvorgang gilt als sehr sicher; der Fahrer kann ihn selbst durchführen. Ein Anbieter im Bundesstaat Gujarat versorgt heute schon 200.000 Fahrzeuge mit Erdgas und will sein Tankstellennetz in 15 Staaten Indiens weiter vergrößern. Dabei sowie im Rahmen der Modernisierung existierender CNG-Tankstellen kommt Technik von Phoenix Contact – insbesondere PLCnext-Steuerungen sowie die Trusted-Wireless-Technologie zur Datenübertragung – zum Einsatz.

 Der indische Betreiber versorgt bereits heute 200.000 Fahrzeuge 
mit verdichtetem Gas.
Der indische Betreiber versorgt bereits heute 200.000 Fahrzeuge mit verdichtetem Gas.Bild: ©PhotographerIncognito/shutterstock.com

Offen und modular konzipierte Fernbedienterminals

Bei der Ausstattung der CNG-Tankstellen haben Zugriffssicherheit, die zuverlässige Erfassung der Messdaten sowie die Offenheit für die Kommunikation mit der Tankstellenausrüstung höchsten Stellenwert. Bei Übertragungsfehlern im Rahmen der Datenübermittlung zwischen den lokalen Stationen und dem in der Zentrale befindlichen Scada-System dürfen keine Informationen verloren gehen. Die CNG-Stationen sollten sich einfach in das zentrale Scada-System des Tankstellenbetreibers integrieren lassen. Eine weitere Anforderung betrifft den Explosionsschutz: Anders als Benzindämpfe verflüchtigt sich zwar unabsichtlich austretendes Methangas schnell, weil es leichter als Luft ist. Die Explosionsgefahr zeigt sich an einer CNG-Station daher sogar geringer als an einer herkömmlichen Tankstelle. Dennoch muss explosionsgeschütztes Equipment für die Zone 2 eingesetzt werden.

Zur Automatisierung der Tankstellen des indischen Betreibers kam nur eine besonders robuste Lösung in Frage, die angesichts des beschränkten Platzes in vielen der bestehenden Stationen kompakt gebaut sein sollte. Kabelverbindungen, die gerade an Orten mit hohem Verkehrsaufkommen häufig beschädigt werden, schieden zur Datenkommunikation aus. Die verwendeten Fernbedienungsterminals (RTUs, Remote Terminal Units) sollten offen und modular konzipiert sein, um die Einbindung der vorhandenen Kompressorsteuerung, Tanksäulen und Messgeräte einfach zu realisieren. Dies ist bei der PLCnext-Steuerung AXC F 2152, für die sich der Betreiber entschieden hat, sichergestellt.

 Die PLCnext-Steuerung ist gemäß dem Security-by-Design-Prinzip entwickelt worden
Die PLCnext-Steuerung ist gemäß dem Security-by-Design-Prinzip entwickelt wordenBild: Phoenix Contact Deutschland GmbH

Umfassender Schutz vor Hackerangriffen und Preismanipulation

Denn mit der PLCnext Technology bietet Phoenix Contact eine Plattform, die alle wesentlichen Übertragungsstandards – etwa Profibus, CAN, Modbus RTU und Interbus sowie Echtzeit-Ethernet-Standards wie Profinet und Modbus TCP – unterstützt. Standardmäßig verfügen die PLCnext-Steuerungen über einen OPC-UA-Server. Sie sind gemäß dem Security-by-Design-Prinzip entwickelt, sodass die Aspekte der IT-Security gemäß der weltweit führenden Norm IEC62443 umgesetzt werden. Insbesondere der Manipulationen der übermittelten Kraftstoffpreise sowie Hacker-Attacken wird somit vorgebeugt. Die in den Tanksäulen integrierten Steuerungen werden über Modbus RTU mit einem Trusted-Wireless-Gateway verbunden, von dem aus der drahtlose Datenaustausch mit der PLCnext-Station stattfindet. Die genutzte proprietäre Funktechnologie wurde von Phoenix Contact speziell für die Übertragung von geringen bis mittleren Datenmengen über mehrere hundert m konzipiert. Trusted Wireless verwendet das FHSS-Verfahren (Frequency Hopping Spread Spectrum), was die Kommunikation besonders robust macht. Ein vorbeifahrender Lkw oder ein Fußgänger stört die Übertragung nicht.

Löst ein Kunde den Tankvorgang an der Säule aus, wird der Verdichtungsvorgang des Erdgases gestartet. Dies erfolgt über die existierende Steuerung des Kompressors, die über Modbus TCP an die PLCnext-Station angekoppelt ist. Ein Zwischentank für bereits verdichtetes Gas entfällt bei der Lösung für den indischen Betreiber. Das Erdgas aus dem Leitungsnetz wird unmittelbar verdichtet und gelangt über die Zapfsäule in den Gastank des Kundenfahrzeugs. In zahlreichen Tankstellen Europas tanken die Verbraucher dagegen nach dem Fast-Fill-Prinzip, bei dem das komprimierte Gas zunächst getrocknet und in einem Zwischenspeicher gelagert wird. Der Tankvorgang dauert dann nur wenige Minuten.

Die PLCnext-Station ist über ein 4G-Modem und einen VPN-Tunnel mit dem Scada-System Visu+ in der Zentrale des Gaslieferanten verbunden. Die Realtime-Kommunikation wird über eine FL-mGuard-Firewall zusätzlich abgesichert. Der Security-Router mit eingebauter mGuard-Security-Technologie ergänzt das Konzept der maximalen Zugriffssicherheit. Als Übertragungsprotokoll zwischen dem Scada-System und den Fernbedienungsterminals kommt in der indischen Applikation DNP3 (Distributed Network Protocol), ein offizieller Kommunikationsstandard für die Fernwirktechnik, zum Einsatz. DNP 3 leitet Daten über das TCP/IP-Protokoll weiter. Von der Zentrale aus kann der Betreiber minutenaktuell die Preise des CNG aktualisieren. Der Tankstellenkunde erhält sofort nach dem Tankvorgang die Rechnung, die er vor Ort begleicht.

 Ein MTP-Ansatz vereinfacht den Aufbau oder die Modernisierung großer Tankstellennetze.
Ein MTP-Ansatz vereinfacht den Aufbau oder die Modernisierung großer Tankstellennetze.Bild: © DJSinop/shutterstock.com

Vorausschauende Wartung kritischer Komponenten

Die Nutzung des AXC F 2152, der zur offenen Steuerungsplattform PLCnext von Phoenix Contact gehört, eröffnet dem Anwender die Freiheit, die Programmierung über Hochsprachen oder klassisch über eine Programmiersprache gemäß IEC61131-3 durchzuführen. Die favorisierte Programmierumgebung, wie Visual Studio oder Eclipse, lässt sich frei wählen. Schon heute kann die SPS auch als Modem in eine Cloud verwendet werden. Die Cloud-Anbindung ist mit dem einfachen Scannen eines QR-Codes direkt an der SPS realisierbar. Zudem sammeln PLCnext-Steuerungen alle Daten und verdichten sie so, dass technische Veränderungen frühzeitig erkannt werden. Auf dieser Basis lässt sich die vorausschauende Wartung kritischer Komponenten, die der Betreiber gewünscht hatte, umsetzen. Weitere Entwicklungsschritte der PLCnext Technology sehen vor, die Firewall und den VPN-Tunnel ebenfalls in die SPS zu integrieren.

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Phoenix Contact Deutschland GmbH

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