LinkedIn Logo YouTube Logo
ANZEIGE
Zukunftssicherung bei Wöhner

Mit Coopetition wettbewerbsfähig bleiben

Es sind wirtschaftlich herausfordernde Zeiten für die deutsche und europäische Industrie. Dies gilt auch für die Firma Wöhner, dem Anbieter für Energieverteilung, Steuerungstechnik und erneuerbare Energien. Das SPS-MAGAZIN war im oberfränkischen Hauptsitz zu Besuch und sprach dort mit CEO Philipp Steinberger darüber, wie die Unternehmensgruppe heute aufgestellt ist und sich für die Zukunft wappnet.
 Im Gespräch mit der 
SPS-MAGAZIN-Redaktion 
erläutert Wöhner-CEO 
Philipp Steinberger (r), 
wie er sein Unternehmen für 
die Zukunft aufstellt.
Im Gespräch mit der SPS-MAGAZIN-Redaktion erläutert Wöhner-CEO Philipp Steinberger (r), wie er sein Unternehmen für die Zukunft aufstellt. Bild: Wöhner GmbH & Co. KG

Seit ihrer Gründung durch Alfred Wöhner im Jahr 1929 bis zum heutigen Tag ist die Firma ein 100-prozentiges Familienunternehmen, das derzeit in der dritten Generation von Frank Wöhner geleitet wird und im Laufe der Jahre ein stetiges Wachstum verzeichnen konnte. Die Wöhner-Gruppe beschäftigt derzeit ca. 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 20 Standorten weltweit. Neben Wöhner Elektrotechnische Systeme besteht die Unternehmensgruppe aus der 1998 gegründeten Metalltechnik Annaberg, den Sinit Kunststoffwerken (gegründet 1999) sowie dem vor sechs Jahren ins Leben gerufenen Startup Future Systems, das als Wöhner-Spinoff Hardware- und Software-Entwicklungen im Bereich Elektronik abseits der klassischen Energieverteilung vorantreibt. Philipp Steinberger, der sowohl die Geschäftsaktivitäten von Wöhner als auch Future Systems verantwortet, bemerkt zur Struktur der Holding: „Das Geschäftsmodell der vier Holding-Einheiten besteht darin, sich untereinander mit Material und, im Fall von Future Systems, mit neuen Ideen, Konzepten und technologischen Entwicklungen zu versorgen, gleichzeitig aber auch das Drittkundengeschäft zu pflegen. So ist Sinit nicht nur im Bereich der Elektrotechnik, sondern auch in Branchen wie Automotive, Lebensmitteltechnik, Luft- und Raumfahrt oder der Spielzeugindustrie unterwegs. Das gleiche gilt für MT Annaberg, die für unterschiedliche Industrien Metall-, Stanz- und Biegeteile, Kontakttechnik etc. produziert.“ Die hohe Fertigungstiefe von Wöhner liege nicht zuletzt in dieser Gruppenstruktur begründet.

 Weil Schaltschränke zunehmend transparent werden, kommt dem Design in Verbindung mit Funktionalität mehr Bedeutung zu.
Weil Schaltschränke zunehmend transparent werden, kommt dem Design in Verbindung mit Funktionalität mehr Bedeutung zu.Bild: Wöhner GmbH & Co. KG

Thinktank für neue Entwicklungen

Eine ganz besondere Rolle in dieser Viererkonstellation nimmt dabei Future Systems ein, die als Thinktank für Wöhner, aber auch für externe Kunden fungiert. Ziel der 2019 getätigten Ausgründung ist es, zur Hälfte für Wöhner und zur Hälfte für Drittkunden zu arbeiten. „Die großen Wöhner-Innovationen der jüngeren Vergangenheit, wie das elektronische Messtechnik-Modul CrossMT oder die C14-Technologie, also der sicherungslose, vollelektronische Schutz, wurden bei Future Systems entwickelt und dann für Wöhner zur Verfügung gestellt“, betont Steinberger. Dabei sei in Bezug auf die halbleiterbasierte C14-Technologie das Potenzial noch gar nicht voll ausgeschöpft. Steinberger: „Wir hatten den Motorstarter Motus C14 bis 100kA Kurzschlussfestigkeit getestet und freigegeben. Nun haben wir mit einem amerikanischen Großkunden Tests durchgeführt, bei denen wir bis 200kA Kurzschlussstrom gegangen sind – und es hat funktioniert. Diese Technologie ermöglicht eine Kurzschlussdetektion innerhalb von 10 Mikrosekunden, es kommt also zu einer extrem schnellen Abschaltung im Kurzschlussfall, wodurch die Bauteile nur minimal belastet werden. Nach der Fehlerbehebung sind die Geräte sofort wieder einsatzfähig. Aus unserer Sicht ist dies eine zukunftsweisende Technologie, vor allem überall dort, wo Anwendungen rasch wieder einschaltbar und fernüberwachbar sein müssen, wo es also besonders hohe Anforderungen an die Verfügbarkeit gibt, beispielsweise bei Rechenzentren.“

 Die moderne Wöhner-Fertigung im Werk Rödental ist weitgehend automatisiert.
Die moderne Wöhner-Fertigung im Werk Rödental ist weitgehend automatisiert.Bild: Wöhner GmbH & Co. KG

Maßnahmen gegen Fachpersonalmangel

Um den wachsenden Herausforderungen, wie dem steigenden Konkurrenzdruck vor allem aus Asien, aber auch dem zunehmenden Mangel an Fachpersonal zu begegnen, befürwortet Philipp Steinberger ausdrücklich eine engere Zusammenarbeit deutscher und europäischer Firmen in diesem Marktsegment: „Im Grunde ist die Elektrobranche fast so etwas wie eine große Familie, und obwohl die Unternehmen natürlich auch in Konkurrenz zueinander stehen, sind wir gleichzeitig auch Partner und versuchen, Kompetenzen ein Stück weit zu teilen und Technologien gemeinsam voranzutreiben. Ich hoffe und denke, dass uns dies besser gelingt als etwa der Automotive-Branche. Dafür braucht man einen partnerschaftlichen Umgang miteinander und den Mut, etwas gemeinsam anzugehen.“ Als Mitglied des Vorstands im ZVEI ist Steinberger bestrebt, diese Entwicklung aktiv voranzutreiben.

Zunehmende Akzeptanz der Sammelschienentechnik

Wöhner vertreibt seine Lösungen weltweit in über 80 Ländern. Dementsprechend genügen die Produkte auch den einschlägigen internationalen Normen wie IEC oder UL. Um hinsichtlich der Lieferketten gut aufgestellt zu sein, wurden lokale Produktionen und Läger errichtet. Die im Jahr 1980 durch Wöhner eingeführte Sammelschienen-Systemtechnik ist mittlerweile in Deutschland und Europa sehr gut etabliert und erlangte mit der Einführung der Out-of-the-box-Lösung namens CrossBoard 2016 noch einmal einen kräftigen Schub. „Die Tatsache, dass nun ein wichtiger Marktbegleiter ein ähnliches, aber in vielerlei Hinsicht dennoch unterschiedliches System auf den Markt bringt, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, bemerkt der Wöhner-CEO. Auch auf dem so wichtigen US-Markt sei in jüngerer Vergangenheit eine sehr positive Entwicklung zu verzeichnen, wenngleich Wöhner hier seine Sichtbarkeit gegenüber den traditionell gut etablierten amerikanischen Marken noch erhöhen müsse. Sehr interessant sei in diesem Zusammenhang eine kürzlich realisierte Datacenter-Lösung für einen amerikanischen Kunden, für den Wöhner sein ansonsten auf eine maximale Länge von 1.100mm begrenztes CrossBoard maßgeschneidert auf 1.400mm für ein Remote Power Panel (RPP) erweiterte. Um NEC zu erfüllen, wurde eine zweite Variante mit Phasendrehung für das Einspeisemodul und die Adapter zur Montage von Leistungsschaltern umgesetzt.

Einfach zu verarbeiten und ressourcenschonend

„Die einfache Verarbeitung und Modularität des CrossBoards kommen weltweit immer besser an. Zudem ist unser System sehr ressourcenschonend, da es nur wenig Materialeinsatz und Platzbedarf erfordert und die Verlustleistung sehr gering ist. Normalerweise steht die Ressourceneffizienz bei Schaltschrankbauern nicht so im Fokus. Wenn sie aber ihren Kunden aus den energieintensiven Branchen eine derart wirtschaftliche Lösung bieten können, verschaffen sie sich einen Wettbewerbsvorteil“, erläutert Steinberger. Ein weiteres großes Zukunftsthema für das oberfränkische Unternehmen sind die intelligenten Netze. Philipp Steinberger: „Da haben wir mit unserem System 185Power seit 2014 ein modulares System im Markt, das wir Schritt für Schritt mit Abdeckungen, Adaptern für Leistungsschalter, schnell schaltenden Leisten und zahlreichen anderen Komponenten ergänzt haben. Das ist der Grundstein, um auch bei den intelligenten Grids ein geprüftes, fertig konfiguriertes Standardsystem anbieten zu können, das der Schaltschrankbauer direkt verbauen kann. So kann er auch mit weniger gut geschultem Personal zuverlässig seine Kunden beliefern.“ In Sachen Energieeffizienz sei zudem das Thema Gleichstromnetze sehr auf dem Vormarsch. Daher werden nun sukzessive immer mehr Wöhner-Produkte Gleichstrom-ertüchtigt. Zudem hat man gerade mit dem Capus einen DC-Schalter vorgestellt, der Gleichströme bis 500A bei 1.500V schalten kann. Weitere Ergänzungen im Portfolio sind digitale Messtechnik für verschiedene Anwendungen, integrierbare Stromwandler und vorverdrahtete Leisten.

Auspacken, aufrasten, einsetzen

Mit der Etablierung unterschiedlicher Basissysteme und der Fähigkeit, alle Komponenten aufgrund einer standardisierten Kontaktierung je nach Anwendung sowohl in der Energieverteilung als auch im Steuerschrank einsetzen zu können, verfolgt Wöhner den Grundgedanken ‚Auspacken, aufrasten, einsetzen‘. Aber auch mit Blick auf das äußere Erscheinungsbild der Produkte, vor allem in Bezug auf Haptik und Design, habe das Unternehmen Zeichen gesetzt. „Dieser Fokus wurde zwar anfangs hier und da etwas belächelt, hat sich aber mittlerweile als großer Benefit erwiesen. Schaltschränke werden immer transparenter, und hier fallen unsere Produkte besonders ins Auge. Hinzu kommt das Bedienkonzept. Denn wir haben bei unserem Motorstarter Motus C14 zum ersten Mal ein semitransparentes Gehäuse mit einer Innenbeleuchtung verwendet, die eine Störung beispielsweise an der Steuerleitung farblich visualisiert. Der Betreiber sieht also auf Anhieb, dass es ein Problem gibt und worin dieses besteht“, so Steinberger.

Intralogistik und Fertigung weitgehend automatisiert

Auch was die eigene Infrastruktur anbelangt, ist das Unternehmen konkurrenzfähig aufgestellt. So ist die Fertigung weitgehend automatisiert. Den Wareneingang unterstützt eine Depalettieranlage, der Transport der Komponenten innerhalb des Produktionsbetriebs erfolgt vollautomatisch in Behältern über Transportbänder. Diese Behälter werden an Übergabepunkten an fahrerlose Transportsysteme übermittelt. Die Assemblierung der Wöhner-Lösungen erledigen vielfach Roboter. Zudem wurde jüngst ein neues vollautomatisches Hochregallager in Betrieb genommen. „Wir können uns glücklich schätzen, dass unser Inhaber Frank Wöhner gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten gegen den Trend bereit ist, in solche Lösungen zu investieren“, so Steinberger. Abschließend unterstreicht der Wöhner-CEO nochmals die Sinnhaftigkeit, auch unter Marktbegleitern Kooperationen einzugehen: „Um es einmal Englisch auszudrücken: shared competence is shared capacity. Es kann nicht jeder alles machen. Jemand hat dafür einmal den Begriff Coopetition kreiiert. Als Wirtschaftsakteure sind Unternehmen natürlich in einer Konkurrenzsituation. Um unsere Zukunftsfähigkeit zu sichern, sollten wir, wo es Sinn ergibt, aber auch zusammenarbeiten.“ (jwz)

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: Wöhner GmbH & Co. KG
Bild: Wöhner GmbH & Co. KG
Mit Coopetition 
wettbewerbsfähig bleiben

Mit Coopetition wettbewerbsfähig bleiben

Es sind wirtschaftlich herausfordernde Zeiten für die deutsche und europäische Industrie. Dies gilt auch für die Firma Wöhner, dem Anbieter für Energieverteilung, Steuerungstechnik und erneuerbare Energien. Das SPS-MAGAZIN war im oberfränkischen Hauptsitz zu Besuch und sprach dort mit CEO Philipp Steinberger darüber, wie die Unternehmensgruppe heute aufgestellt ist und sich für die Zukunft wappnet.

mehr lesen