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Zukunftssicherung bei Wöhner

Mit Coopetition wettbewerbsfähig bleiben

Es sind wirtschaftlich herausfordernde Zeiten für die deutsche und europäische Industrie. Dies gilt auch für die Firma Wöhner, dem Anbieter für Energieverteilung, Steuerungstechnik und erneuerbare Energien. Das SPS-MAGAZIN war im oberfränkischen Hauptsitz zu Besuch und sprach dort mit CEO Philipp Steinberger darüber, wie die Unternehmensgruppe heute aufgestellt ist und sich für die Zukunft wappnet.
 Im Gespräch mit der 
SPS-MAGAZIN-Redaktion 
erläutert Wöhner-CEO 
Philipp Steinberger (r), 
wie er sein Unternehmen für 
die Zukunft aufstellt.
Im Gespräch mit der SPS-MAGAZIN-Redaktion erläutert Wöhner-CEO Philipp Steinberger (r), wie er sein Unternehmen für die Zukunft aufstellt. Bild: Wöhner GmbH & Co. KG

Seit ihrer Gründung durch Alfred Wöhner im Jahr 1929 bis zum heutigen Tag ist die Firma ein 100-prozentiges Familienunternehmen, das derzeit in der dritten Generation von Frank Wöhner geleitet wird und im Laufe der Jahre ein stetiges Wachstum verzeichnen konnte. Die Wöhner-Gruppe beschäftigt derzeit ca. 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 20 Standorten weltweit. Neben Wöhner Elektrotechnische Systeme besteht die Unternehmensgruppe aus der 1998 gegründeten Metalltechnik Annaberg, den Sinit Kunststoffwerken (gegründet 1999) sowie dem vor sechs Jahren ins Leben gerufenen Startup Future Systems, das als Wöhner-Spinoff Hardware- und Software-Entwicklungen im Bereich Elektronik abseits der klassischen Energieverteilung vorantreibt. Philipp Steinberger, der sowohl die Geschäftsaktivitäten von Wöhner als auch Future Systems verantwortet, bemerkt zur Struktur der Holding: „Das Geschäftsmodell der vier Holding-Einheiten besteht darin, sich untereinander mit Material und, im Fall von Future Systems, mit neuen Ideen, Konzepten und technologischen Entwicklungen zu versorgen, gleichzeitig aber auch das Drittkundengeschäft zu pflegen. So ist Sinit nicht nur im Bereich der Elektrotechnik, sondern auch in Branchen wie Automotive, Lebensmitteltechnik, Luft- und Raumfahrt oder der Spielzeugindustrie unterwegs. Das gleiche gilt für MT Annaberg, die für unterschiedliche Industrien Metall-, Stanz- und Biegeteile, Kontakttechnik etc. produziert.“ Die hohe Fertigungstiefe von Wöhner liege nicht zuletzt in dieser Gruppenstruktur begründet.

 Weil Schaltschränke zunehmend transparent werden, kommt dem Design in Verbindung mit Funktionalität mehr Bedeutung zu.
Weil Schaltschränke zunehmend transparent werden, kommt dem Design in Verbindung mit Funktionalität mehr Bedeutung zu.Bild: Wöhner GmbH & Co. KG

Thinktank für neue Entwicklungen

Eine ganz besondere Rolle in dieser Viererkonstellation nimmt dabei Future Systems ein, die als Thinktank für Wöhner, aber auch für externe Kunden fungiert. Ziel der 2019 getätigten Ausgründung ist es, zur Hälfte für Wöhner und zur Hälfte für Drittkunden zu arbeiten. „Die großen Wöhner-Innovationen der jüngeren Vergangenheit, wie das elektronische Messtechnik-Modul CrossMT oder die C14-Technologie, also der sicherungslose, vollelektronische Schutz, wurden bei Future Systems entwickelt und dann für Wöhner zur Verfügung gestellt“, betont Steinberger. Dabei sei in Bezug auf die halbleiterbasierte C14-Technologie das Potenzial noch gar nicht voll ausgeschöpft. Steinberger: „Wir hatten den Motorstarter Motus C14 bis 100kA Kurzschlussfestigkeit getestet und freigegeben. Nun haben wir mit einem amerikanischen Großkunden Tests durchgeführt, bei denen wir bis 200kA Kurzschlussstrom gegangen sind – und es hat funktioniert. Diese Technologie ermöglicht eine Kurzschlussdetektion innerhalb von 10 Mikrosekunden, es kommt also zu einer extrem schnellen Abschaltung im Kurzschlussfall, wodurch die Bauteile nur minimal belastet werden. Nach der Fehlerbehebung sind die Geräte sofort wieder einsatzfähig. Aus unserer Sicht ist dies eine zukunftsweisende Technologie, vor allem überall dort, wo Anwendungen rasch wieder einschaltbar und fernüberwachbar sein müssen, wo es also besonders hohe Anforderungen an die Verfügbarkeit gibt, beispielsweise bei Rechenzentren.“

 Die moderne Wöhner-Fertigung im Werk Rödental ist weitgehend automatisiert.
Die moderne Wöhner-Fertigung im Werk Rödental ist weitgehend automatisiert.Bild: Wöhner GmbH & Co. KG

Maßnahmen gegen Fachpersonalmangel

Um den wachsenden Herausforderungen, wie dem steigenden Konkurrenzdruck vor allem aus Asien, aber auch dem zunehmenden Mangel an Fachpersonal zu begegnen, befürwortet Philipp Steinberger ausdrücklich eine engere Zusammenarbeit deutscher und europäischer Firmen in diesem Marktsegment: „Im Grunde ist die Elektrobranche fast so etwas wie eine große Familie, und obwohl die Unternehmen natürlich auch in Konkurrenz zueinander stehen, sind wir gleichzeitig auch Partner und versuchen, Kompetenzen ein Stück weit zu teilen und Technologien gemeinsam voranzutreiben. Ich hoffe und denke, dass uns dies besser gelingt als etwa der Automotive-Branche. Dafür braucht man einen partnerschaftlichen Umgang miteinander und den Mut, etwas gemeinsam anzugehen.“ Als Mitglied des Vorstands im ZVEI ist Steinberger bestrebt, diese Entwicklung aktiv voranzutreiben.

Zunehmende Akzeptanz der Sammelschienentechnik

Wöhner vertreibt seine Lösungen weltweit in über 80 Ländern. Dementsprechend genügen die Produkte auch den einschlägigen internationalen Normen wie IEC oder UL. Um hinsichtlich der Lieferketten gut aufgestellt zu sein, wurden lokale Produktionen und Läger errichtet. Die im Jahr 1980 durch Wöhner eingeführte Sammelschienen-Systemtechnik ist mittlerweile in Deutschland und Europa sehr gut etabliert und erlangte mit der Einführung der Out-of-the-box-Lösung namens CrossBoard 2016 noch einmal einen kräftigen Schub. „Die Tatsache, dass nun ein wichtiger Marktbegleiter ein ähnliches, aber in vielerlei Hinsicht dennoch unterschiedliches System auf den Markt bringt, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, bemerkt der Wöhner-CEO. Auch auf dem so wichtigen US-Markt sei in jüngerer Vergangenheit eine sehr positive Entwicklung zu verzeichnen, wenngleich Wöhner hier seine Sichtbarkeit gegenüber den traditionell gut etablierten amerikanischen Marken noch erhöhen müsse. Sehr interessant sei in diesem Zusammenhang eine kürzlich realisierte Datacenter-Lösung für einen amerikanischen Kunden, für den Wöhner sein ansonsten auf eine maximale Länge von 1.100mm begrenztes CrossBoard maßgeschneidert auf 1.400mm für ein Remote Power Panel (RPP) erweiterte. Um NEC zu erfüllen, wurde eine zweite Variante mit Phasendrehung für das Einspeisemodul und die Adapter zur Montage von Leistungsschaltern umgesetzt.

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