„Uns wird auch in Zukunft nicht langweilig!“

Als die PLCopen sich vor 25 Jahren konstituierte war die SPS-Welt noch eine andere. Doch die Produktionswelt ist permanent im Umbruch, zuletzt durch die angestrebte Vernetzung aller Systeme einer Produktion und die Nutzung der Cloud als erweitertem Funktionsrahmen. Im Interview sprachen wir mit Eelco van der Wal daher nicht nur über die Vergangenheit, sondern auch über die zukünftigen Anforderungen an Steuerungen und die Aktivitäten der PLCopen.

Können Sie uns kurz erklären, was die PLCopen ist und welche Ziele sie verfolgt?

Eelco van der Wal: Die PLCopen ist eine unabhängige, weltweite Organisation, die entsprechend den Forderungen der Anwender zur Effizienzsteigerung in der Industrieautomatisierung beiträgt. Die Mitglieder aus den verschiedenen Branchen fokussieren sich auf die Harmonisierung im Bereich der Steuerungsprogrammierung sowie auf die Anwendungs- und Softwareschnittstellenentwicklung. Die PLCopen konzentriert sich überwiegend auf technische Spezifikationen zur Erweiterung der IEC61131-3. Zur Reduzierung der Kosten im industriellen Engineering wurden einheitliche Vorgaben und Ausführungsrichtlinien erstellt. Das Ergebnis dieser Arbeit sind beispielsweise standardisierte Bibliotheken für verschiedene Anwendungsbereiche wie Motion Control und Safety, die Kombination in SafeMotion, und generische Vorgaben für eigene Bibliotheken, einheitliche transparente Kommunikation über OPC UA sowie Schnittstellen für einen verbesserten Softwareaustausch. Die Experten der PLCopen-Mitglieder sind in technischen Komitees organisiert und definieren diese offenen Standards zusammen mit dem Endanwender.

Wie kam es zur Gründung der PLCopen?

van der Wal: Die PLCopen wurde 1992 direkt nach der Veröffentlichung der Norm IEC61131-3 (damals noch IEC1131-3, Anm. d. Redaktion) gegründet. Der Steuerungsmarkt war damals sehr heterogen mit verschiedensten Programmiermethoden und Sprachen für viele unterschiedliche Steuerungen. Die IEC61131-3 definierte erstmals die Programmiersprachen für SPSen, Embedded Controller und Industrie-PCs, wodurch die Anwendungen unabhängig von speziellen Dialekten basierend auf bekannten Methoden harmonisiert wurden. Die Norm beinhaltet die textbasierten Programmiersprachen Anweisungsliste und Strukturierter Text, die grafischen Programmiersprachen Funktionsplan und Kontaktplan und die Ablaufsprache, die zur Strukturierung dient. Heute ist die IEC61131-3 zusammen mit den PLCopen-Erweiterungen ein weltweit akzeptierter Programmierstandard und viele Soft- und Hardwarehersteller bieten Produkte auf deren Basis an, der sich auf diese Weise – dank PLCopen – in vielen verschiedenen Maschinen und anderen Anwendungsbereichen wiederfindet.

Welche wesentlichen Meilensteine gibt es aus Ihrer Sicht für die PLCopen in den vergangenen Jahren?

van der Wal: Die PLCopen folgt den Anforderungen des Marktes, wobei der Kernbereich eine effizientere Automatisierung durch die Definition allgemeiner offener Standards ist. Die Meilensteine der vergangenen Jahren sind: PLCopen Motion Control mit einer breiten Unterstützung durch Anbieter, die immer wichtigeren Sicherheitsfunktionen, die Kombination von beidem im Bereich von SafeMotion, XML-Datenaustausch und eine Schnittstelle zur Standardisierung der Basisdaten von IEC-Projekten in Softwaresystemen. Im Zusammenhang mit OPC Unified Architecture sorgt die Arbeit der PLCopen für eine transparente und einheitliche Kommunikation. Und um die Entwicklung von Anwenderbibliotheken zu erleichtern, hat die PLCopen zusammen mit seinen Mitgliedern Richtlinien dafür entwickelt, wie man PLCopen-konforme Funktionsblöcke erstellt. Dieses Dokument beinhaltet Anleitungen und Beispiele, um eigene Bibliotheken zu erstellen. Es ist Teil einer größeren Reihe mit dem Namen ‚Software Construction Guidelines‘. In dieser Reihe sind bereits die Dokumente ‚Coding Guidelines‘ und ‚Creating PLCopen Compliant Libraries‘ veröffentlicht worden, die wie alle anderen Spezifikationen auf der PLCopen-Homepage herunterladbar sind. Ein weiteres Dokument ist für das Thema ‚Structuring and decomposition via SFC (do’s & dont’s)‘ geplant.

Heute geht es in der Automatisierung nicht mehr nur um die Frage der Steuerung. Die PLCopen kümmert sich auch um andere Komponenten im Automatisierungssystem, oder?

van der Wal: Auf jeden Fall. Mit einem einheitlichen Kommunikationskonzept basierend auf OPC UA werden heterogene Produktionslinien wesentlich einfacher möglich gemacht. Wenn man z.B. ein einheitliches Ablaufdiagramm einsetzt und seine Namensgebung firmenweit vereinheitlicht, wird das Zusammenspiel von unterschiedlichen intelligenten Modulen ‚out-of-the-box‘ möglich. Damit können wir die Basisanforderungen von Initiativen wie Industrie 4.0 umsetzen und intelligente Module einfacher miteinander verknüpfen. Und das auf einer weltweiten Basis.

Wir haben in den letzten 20 Jahren immer größere Einflüsse der IT auf die Automatierungswelt erlebt. Wie hat das die Arbeit der PLCopen beeinflusst?

van der Wal: Erstens natürlich in der Programmierumgebung selber, dabei denke ich unter anderem an das Windows look&feel. Eine moderne Automatisierungslösung benötigt heute mehr denn je den Zugang zu transparenten Daten oder bessser: transparanten Informationen. Dabei ist Security natürlich ein heißes Thema, was wir abdecken können mit der Abbildung über OPC UA mit integrierten Security-Mechanismen. Transparente Daten sind die Grundlage für bessere Entscheidungen beispielsweise mithilfe von Big Data-Analysen und sie sind dass, was Smart Manufacturing ausmacht. Integration ist natürlich auch ein wesentlicher Teil davon, und Basisanforderungen wie Namensgebung und Statusdiagramme sollten mehr in den Vordergrund treten. Auch modellbasierte Programmierung wird mehr und mehr ein Thema sein.

Woran arbeitet die PLCopen derzeit?

van der Wal: Wir werden uns auch weiterhin auf das Engineering konzentrieren, mit Aktivitäten wie Software Construction Guidelines. Daneben arbeiten wir jetzt intensiv an einem Update der Safety-Spezifikationen, natürlich zusammen mit den deutschen Organisationen wie TÜV und BG. Auch die PLCopen-XML-Format-Spezifikation zum Austausch von Programmen wird Teil des IEC61131-10-Standards. Die Spezifikation ist derzeit in der letzten Runde und steht kurz vor der Veröffentlichung. Immer wichtig bleibt natürlich die Zusammenarbeit mit der OPC Foundation, um eine einheitliche Abbildung von OPC UA auf die PLCopen-Umgebungen zu bieten. Das macht die schon erwähnte transparente Kommunikation möglich, sogar in heterogene Systemen.

Was gibt es an zukünftigen Projekten, die man sich vorstellen könnte – z.B. in den Bereichen Mobility, Bedienen und Beobachten, Security etc.?

van der Wal: In diesen Bereichen wird sich in Zukunft noch viel tun, weil Intelligenz überall sein wird. Sie wird aber erst nutzbar, wenn auch alles zusammenspielt. Ich kann mir beispielsweise webbasierte Lösungen vorstellen, die kleinere Geräte z.B. basierend auf ARM-Architekturen unterstützen, mit Kosten für Basismodule von – sagen wir mal 20,-€. Solche Module könnten zahlreich in Gebäudeautomatisierungsprojekten zum Einsatz kommen, weil auch dort der Bedarf an Intelligenz schnell steigt. Ich denke aber auch an Apps, die das Programmieren erleichtern und bei denen die Anwendung mehr konfiguriert statt programmiert wird. Steuerungen werden in Zukunft noch zahlreicher mit anderen Architekturen und Umgebungen interagieren müssen, eine Flut von kleinen intelligenten Modulen und Applikationen, die via Handy, Tablet oder sogar Smart TV angesteuert werden, kommt da auf uns zu. Es wird uns sicher nicht langweilig.

Was wird den Besuchern auf der SPS IPC Drives präsentiert werden?

van der Wal: Viele Dinge, an denen wir gerade arbeiten, darunter der Status von diversen Coding-Guideline-Projekten, der Inhalt der PLCopen-XML-/ IEC 61131-10-Spezifikation, der aktuelle Status von Safety und natürlich PLCopen die OPC UA-Client und Server-Implementierungen zusammen mit der OPC Foundation am Nachbarstand.

Wie werden Sie 25 Jahre PLCopen feiern?

van der Wal: Als non-profit Organisation beabsichtigen wir keine großen Festlichkeiten. Aber wir werden während der SPS IPC Drives zusammen mit unseren Mitgliedern ganz sicher auf unser Jubiläum anstoßen. Dazu sind natürlich auch alle Besucher eingeladen, um mit uns zusammen nicht nur in die Vergangenheit zu schauen, sondern auch in die Zukunft!

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