Nicht nur in Europa, sondern auch in der Volksrepublik China bekommen die Unternehmen insbesondere den Mangel an Rohstoffen und Materialien inzwischen deutlich stärker zu spüren als in der ersten Jahreshälfte. Dies zeigen die Ergebnisse der Herbstumfrage des VDMA unter den in China ansässigen 850 Mitgliedsunternehmen. Demnach bewerten 44% der befragten Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als gut, 45% als zufriedenstellend und 11% stufen diese als schlecht ein. In der vorangegangenen Umfrage im Frühjahr 2021 berichteten noch 61% von guten Geschäften und lediglich 4% von schlechten Zahlen. Überdurchschnittlich positiv fallen aktuell die Einschätzungen für die Sektoren Elektrische Automation, Robotics + Automation und Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen aus.
Weniger Investitionsprojekte
Die Kapazitätsauslastung in China erreichte im Frühjahr 2021 ihren bisherigen Höchststand, ist seitdem aber rückläufig. 49% der Unternehmen gaben in der aktuellen Umfrage eine über dem Normalwert liegende Auslastung an, im Frühjahr waren es noch 64%. Aktuell verzeichnen 37% ein normales Niveau und 14% der Betriebe waren unterausgelastet. „Viele Firmen haben die beiden Coronajahre genutzt, um ihre Produktionskapazitäten in China auszubauen und in die Zukunft zu investieren. So haben wir in diesem Jahr viele Firmenerweiterungen gesehen, das wird auch noch bis ins erste Halbjahr 2022 so weitergehen. Darüber hinaus stehen aber aktuell nicht mehr viele Investitionsprojekte an“, erläutert Claudia Barkowsky, Geschäftsführerin des VDMA in China.
Auftragseingänge im zweiten Halbjahr rückläufig
Auch der Auftragseingang ist in China in der zweiten Jahreshälfte rückläufig. 44% der befragten Unternehmen berichten, dass sich der aktuelle Auftragseingang über dem normalen Bereich befindet. Im Frühjahr waren es noch 55%. „Das war abzusehen. Das hohe Niveau aus den ersten Monaten des Jahres ließ sich nicht halten”, erklärt Barkowsky. Die Aufträge aus dem Ausland, relevant für zwei Drittel der Unternehmen (68%), haben dagegen leicht zugelegt.
Bremsfaktoren schlagen stärker zu Buche
Mehr Unternehmen sehen sich mit Faktoren konfrontiert, die ihren Geschäftsbetrieb behindern. Waren es im Frühjahr nur 30%, klagen nun 55% über konkrete Bremsfaktoren. Allen voran steht der Mangel an Rohstoffen und Materialien, welcher sich in den vergangenen sechs Monaten erheblich verstärkt hat; 62% der Unternehmen sehen sich hiervon betroffen, im Frühjahr waren es lediglich 44%. Engpässe bei der Stromversorgung stellten für 32% der Firmen eine Herausforderung dar. Die Auswirkungen der Coronapandemie sind nach wie vor deutlich spürbar, werden aber nicht mehr so stark wahrgenommen wie noch vor sechs Monaten: der Wert fiel von 93 auf 43%. Dagegen zeichnet sich beim Personalmangel eine Verschärfung ab. Stellte dieser Faktor im Frühjahr nur für 14% der Betriebe eine Herausforderung dar, sind es nun fast doppelt so viele (26%).
Für 2022 Wachstum auf niedrigerem Niveau erwartet
Die Umsatzentwicklungen in China waren in diesem Jahr für viele Maschinen- und Anlagenbauer besser als ursprünglich erwartet. Im Frühjahr schätzten die Teilnehmer ihr Umsatzwachstum für 2021 im Durchschnitt auf 17%, in der Herbstumfrage werden nun erfreuliche 22% prognostiziert. Die Erwartungen für 2022 liegen mit plus 10% deutlich darunter, sind aber immer noch auf gutem Niveau.
Zahl der ausländischen Mitarbeiter rückläufig
Von den Firmen, die in China ausländisches Personal beschäftigen, berichten 23% über rückläufige Zahlen, bei 68% ist der Anteil dagegen stabil geblieben. „Die Zahl der Mitarbeiter aus dem europäischen Raum in China ist mit der Corona-Pandemie stark zurückgegangen. China ist vor allem aufgrund der anhaltenden Reiserestriktionen aus dem Ausland unattraktiv geworden. Auch 2022 dürften die Reiserestriktionen weiterbestehen. Auch werden die Kosten für ausländisches Personal im kommenden Jahr ansteigen, wenn bisher gegebene Steuererleichterungen dann wegzufallen drohen. Das muss entweder von der Firma kompensiert werden oder der Mitarbeiter erfährt schmerzliche Gehaltseinbussen“, analysiert Barkowsky.