Deutsche Forschung im Ausland

Jede vierte Erfindung im Ausland

Deutsche Unternehmen lassen häufig im Ausland forschen. Eine neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass es den meisten darum geht, ihr in der Heimat entwickeltes technologisches Knowhow zu ergänzen.
 F&E-Aufwendungen ausgewählter Branchen im In- und Ausland 2003 und 2015
F&E-Aufwendungen ausgewählter Branchen im In- und Ausland 2003 und 2015Bild: SV Wissenschaftsstatistik, Hans-Böckler-Stiftung

Jede vierte Erfindung machen große deutsche Unternehmen in ihren Forschungslaboren im Ausland. Drei Viertel der deutschen Unternehmensforschung im Ausland konzentrieren sich auf Technologien, in denen die Firmen auch in Deutschland besonders stark sind. Das gilt besonders für die forschungsstarken Branchen Maschinenbau, Chemie sowie Mess- und Steuertechnik. Forschung zu Computertechnik, Datenverarbeitung und Kommunikationstechnik betreiben deutsche Konzerne hingegen oft gezielt in Ländern, die auf diesen Gebieten versierter sind als Deutschland. Solche ‚technologiesuchende‘ Forschung betreiben diese Unternehmen verstärkt in den USA, Österreich, Dänemark und Südkorea. China spielt hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Weltweit haben deutsche Unternehmen im Jahr 2015 knapp 69Mrd.€ für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Die Ausgaben lagen fast doppelt so hoch wie im Jahr 2003. In Forschungsaktivitäten im Ausland flossen rund 35 Prozent aller Aufwendungen.

Meisten Erfindungen im Fahrzeug- und Maschinenbau

Genauer unter die Lupe genommen haben die Wissenschaftler die Aktivitäten der 104 forschungsstärksten deutschen Unternehmen anhand der zwischen 2012 und 2014 angemeldeten Patente ihrer Erfinder weltweit. Die meisten entfielen auf den Fahrzeugbau mit fast 30 Prozent, gefolgt vom Maschinenbau mit 18 Prozent, dem Bereich Datenverarbeitung, Elektronik und Optik mit zwölf Prozent sowie der Chemieindustrie mit zehn Prozent. Die Hälfte aller Patentanmeldungen stammte von nur sechs Großunternehmen: Bosch, Siemens, Infineon, Volkswagen, Continental und BASF. Während in der Automobilindustrie nur jede fünfte Erfindung im Ausland getätigt wurde, waren es im Maschinenbau und der Chemieindustrie mit rund 30 Prozent deutlich mehr. Im Schnitt lag der Auslandsanteil bei den Erfindungen der 104 Unternehmen im Untersuchungszeitraum bei 27 Prozent – und damit nur geringfügig unter dem Anteil an den Ausgaben, die für Forschung und Entwicklung im Ausland getätigt wurden. In den meisten Fällen gehe es darum, das in Deutschland gewonnene Wissen zu erweitern. Der Forschungsstandort Deutschland verliert durch die internationalen Aktivitäten nicht an technologischer Stärke, lautet das Fazit der Wissenschaftler.

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