Zu den möglichen Auswirkungen auf die Preise und das Rezessionsrisiko in Deutschland, der Eurozone und den USA wurden Finanzmarktexpertinnen und -experten im Rahmen der Sonderfrage im ZEW-Finanzmarkttest befragt. Sie gehen demnach davon aus, dass Deutschlands Konjunktur 2025 weiterhin stagnieren wird. Obwohl eine Rezession für Deutschland für nicht unwahrscheinlich gehalten wird, sehen die Befragten aktuell keine erhöhte Gefahr für die Preisstabilität, sowohl in Deutschland als auch in der Eurozone. Für die USA liefern die Ergebnisse ein anderes Bild.
„Die turbulente protektionistische Handelspolitik der USA könnte nicht nur den Welthandel beeinträchtigen, sondern gravierende Folgen für die Preisstabilität in den USA haben“, betont Dr. Lora Pavlova, Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte und Leiterin des ZEW-Finanzmarkttest. „Für die kommenden Jahre wird eine Inflationsrate von jeweils 2,3 Prozent erwartet, was die entscheidende zwei-Prozent-Marke der EZB nur knapp übersteigt. Im Gegensatz dazu übersteigt die erwartete US-Inflationsrate für die Jahre 2025 und 2026 mit 3,2 und 3,1 Prozent deutlich den Zielwert der Fed. Mit 2,9 Prozent im Jahr 2027 implizieren die Erwartungen einen dauerhaften Druck auf das US-Preisniveau in der mittleren Frist.“
Stagnierende Konjunktur in Deutschland
Die Finanzmarktexpertinnen und -experten erwarten für Deutschland ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent. Etwa 30 Prozent der Befragten erwarten ein drittes Rezessionsjahr in Folge für Deutschland. Die Wachstumsaussichten für die Eurozone sind dagegen etwas optimistischer: Es wird erwartet, dass die EU im Jahr 2025 um 0,7 Prozent wachsen wird. Bemerkenswert sind die Wachstumserwartungen für die USA: Die Expertinnen und Experten erwarten trotz der Zollpolitik eine reale BIP-Wachstumsrate von 1,5 Prozent für 2025.
Anstieg globaler wirtschaftlicher Unsicherheit
„Die aktuelle US-Handelspolitik sorgt aufgrund ihrer Dynamik für einen massiven Anstieg globaler, wirtschaftspolitischer Unsicherheit. Das spiegelt sich besonders deutlich in den Wachstumserwartungen der Befragten für die USA wider“, erklärt ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, PhD. Obwohl sie im Durchschnitt positiv ausfallen, sind sich die Befragten diesbezüglich kaum einig. Insbesondere für 2025 verzeichnen die Prognosen eine Standardabweichung von etwa einem Prozentpunkt. Im pessimistischsten Szenario könnte die US-Wirtschaft demnach in 2025 um minus 2,5 Prozent schrumpfen.