
Wie kann ein junges Unternehmen so viel Erfahrung haben?
Hüttemeier: Das liegt an den Mitarbeitenden. Nicht nur Thomas Holm und ich sind in der Industrie im Automatisierungsumfeld groß geworden, auch die meisten anderen sind dort schon lange unterwegs. Seit meiner Lehre 1991 habe ich mich auf industrielle Relais und später dann auch auf das Thema der funktionalen Sicherheit fokussiert. 2021 habe ich Salz Automation gegründet und kurz danach ist Thomas Holm eingestiegen.
Holm: Seit unserem ersten Kontakt im Jahr 2016 haben wir festgestellt, dass wir ähnlich ticken und gemeinsam etwas bewegen möchten. Ganz nach unserem Claim #togetherWOW wollen wir mit vereinten Kräften die Grenzen der Automatisierung überwinden. Mit Salz Automation bieten wir partnerschaftlich auf Augenhöhe mit unseren Kunden applikationsspezifische Automatisierungslösungen an. Professionell mit dem entsprechenden technischen Verständnis und Niveau und zugleich persönlich, menschlich und ohne hierarchische Ebenen.
Was könnt ihr den Maschinen- und Anlagenbauern im deutschsprachigen Raum anbieten?
Hüttemeier: Als praxisorientierter Lösungsanbieter für automatisierte Maschinen und Anlagen sowie als Spezialist für funktionale Sicherheit und Embedded-Entwicklung, realisieren wir mit unseren Kunden Ideen konstruktiv und in echter Partnerschaft.
Holm: Unser Produktportfolio bietet eine umfassende Auswahl an Hard- und Softwarelösungen für Automatisierungssysteme. Es reicht von Sicherheitsrelais, Switches und Stromversorgungen über Industriesteuerungen und Panel-PCs bis hin zu I/O-Modulen basierend auf der Ethercat-Architektur. Damit decken wir sämtliche Komponenten ab, die für die Automatisierung im und um den Schaltschrank benötigt werden. Eine Spezialität von uns ist die Virtualisierung in Kombination mit dem Thema funktionale Sicherheit. Wir bieten nicht nur Produkte, sondern vor allem maßgeschneiderte Lösungen. Für unsere Kunden übernehmen wir alle Aufgaben – von der Planung und Produktauswahl über die Inbetriebnahme bis hin zum Service. So liefern wir eine ganzheitliche Automatisierungslösung, die alle Anforderungen abdeckt.
Hüttemeier: Dieser Dreiklang aus unseren eigenentwickelten Produkten, unsere langjährige Erfahrung in der Embedded-Welt und unser umfassendes Lösungs-Knowhow macht uns unverwechselbar. Besonders, da wir diese Stärken weltweit anbieten. Inzwischen verfügen wir über Tochtergesellschaften in China und den USA und können durch ein starkes Partnernetzwerk unsere Lösungen global bereitstellen. Partnerschaft steht für uns im Mittelpunkt – wir leben #togetherWOW.

Warum entwickelt ihr eigene Produkte? Es gibt doch schon zahlreiche Anbieter von Relais und Panel-PCs am Markt.
Holm: Das stimmt, insbesondere bei Produkten wie einem Unmanaged Ethernet Switch ist es herausfordernd, einen klaren USP herauszuarbeiten. Dennoch sind sie ein integraler Bestandteil eines Automatisierungssystems wie dem unseren. Bei all unseren Produkten achten wir darauf, zwei bis drei besondere Details zu integrieren, die ihnen das gewisse Etwas verleihen und sie von der Masse abheben.
Hüttemeier: Beispielsweise haben wir in unsere Industrierelais ein unauffälliges, aber äußerst praktisches Feature integriert: einen kleinen Hebel, mit dem der Ausgang dauerhaft auf 1 gesetzt werden kann. Dieses Detail mag unscheinbar wirken, erleichtert jedoch die Inbetriebnahme erheblich. Zudem bieten wir unsere Relais als komplettes Kit an, das alle benötigten Einzelteile enthält. So muss man beispielsweise keinen Haltebügel nachbestellen, weil er vergessen wurde. Unsere Relais werden vollständig mit Schutzbeschaltung, LED und Verriegelung geliefert.
Aber das ist nur ein kleiner Teil einer Automatisierungslösung.
Hüttemeier: Natürlich können wir nicht alle Produkte selbst fertigen. Daher arbeiten wir eng mit starken Partnern wie Advantech zusammen, deren Produkte – wie diese kompakte I/O-Steuerung – Teil unseres Portfolios sind. Dank dieser Partnerschaften sind wir in der Lage, ein umfassendes Lösungskonzept anzubieten, das optimal auf die Anforderungen unserer Kunden zugeschnitten ist.
Welche Rolle spielt dabei das Thema Security?
Holm: Eine sehr große Rolle. Da IT und OT zunehmend zusammenwachsen und die Industrie immer häufiger Ziel von Cyberangriffen wird, ist Security ein integraler Bestandteil unserer Konzepte. Themen wie Cybersicherheit, die Norm EN62443, KRITIS und NIST 2 sind dabei zentral. Wir legen besonderen Wert auf die Entwicklung sicherer und zuverlässiger Software mit robusten Kodierungsverfahren, um höchste Sicherheitsstandards zu gewährleisten.
Wie seht ihr die Entwicklung der Virtualisierung und der Docker-Technologie im Automatisierungsumfeld?
Holm: Als Spezialist für Embedded-Entwicklung unterstützen wir diese natürlich. Durch den Einsatz von Virtualisierungstechnologien, die vornehmlich aus der Linux-Welt stammen, können wir in der Automatisierungstechnik erheblichen Mehrwert schaffen. Besonders die Containerisierungstechnologie von Docker trägt dazu bei, die Effizienz, Skalierbarkeit und Zuverlässigkeit von Echtzeitdatenaustauschanwendungen maßgeblich zu verbessern.

Hüttemeier: Mit Hilfe von von Virtualisierungstechnologien wird es beispielsweise möglich, eine Datenbank direkt neben das Laufzeitsystem zu integrieren, beide miteinander zu verbinden und über Jahre hinweg Trends zu verfolgen. Der Anwender kann diese Daten in Echtzeit über einen Webserver abrufen, auf seinem Display visualisieren und analysieren.
Dank der sinnvollen Adaption von IT-Technologien wird zudem die Update-Fähigkeit des gesamten Systems sichergestellt. Die Docker-Technologie ermöglicht es, Automatisierungssysteme flexibel mit IT-Technologien zu interpretieren. Dabei erleichtert die Open-Source-Plattform die automatisierte Bereitstellung von Anwendungen in portablen Containern, die alles enthalten, was für den Betrieb notwendig ist – vom Code, und der Laufzeitumgebung bis hin zu Systemtools, Bibliotheken und Einstellungen. Dies sorgt dafür, dass Entwickler ihren Code samt Abhängigkeiten isolieren können, um eine konsistente Ausführung in verschiedenen Umgebungen sicherzustellen. Dies bietet nicht nur mehr Flexibilität, sondern auch eine höhere Effizienz und Zuverlässigkeit.
Ist der konservative Maschinenbau schon bereit dafür?
Hüttemeier: Das hängt stark vom Kunden ab. Kleine Unternehmen verfügen oft nicht über das notwendige Knowhow oder die Kapazitäten, um solche Technologien zu verstehen und umzusetzen – genau hier kommen wir ins Spiel. Die Technologieabteilungen großer Maschinenbauunternehmen hingegen beschäftigen sich bereits intensiv mit diesem Thema und beginnen teilweise schon, ihre Maschinen mit Docker-Technologie auszurüsten. Es ist kein Zufall, dass auch führende Automatisierungsunternehmen seit kurzem verstärkt auf diese Technologie setzen.
Holm: Eine klassische SPS hat oft Schwierigkeiten, den Anforderungen an die moderne Datenakquise gerecht zu werden. In der Regel werden die Daten deshalb mit einem separaten kleinen Edge Gateway gesammelt und in die Cloud übertragen. Unsere Edge-Geräte, wie das UNO-127, bringen die IT/OT-Konvergenz direkt auf die Geräteebene, reduzieren die Latenzzeiten und verbessern die Echtzeitverarbeitung erheblich. Dank der Docker-Technologie können viele Funktionen integriert werden, ohne dass man ein Linux-Experte sein muss. Das ermöglicht eine flexible und effiziente Nutzung der Systeme.

Um auch kleinere Maschinenbauer und Anwender zu erreichen, arbeiten wir daran, Virtualisierung in eine Art Edge Gateway zu integrieren. Auf diese Weise können sie die Digitalisierung in kleinen, machbaren Schritten umsetzen. Wir sind nah am Markt, verstehen die Herausforderungen der Maschinenbauer und möchten spezifische Lösungsmöglichkeiten anbieten. Ein Beispiel dafür ist ein Docker-Container mit Codesys, der auf einem unserer Geräte läuft. Für den Nutzer sieht dies aus wie eine klassische SPS und verhält sich auch so. Dabei schließt das traditionelle Verhalten einer SPS die Virtualisierung nicht aus, sondern ergänzt sie sinnvoll.
Die Basis jeder Lösung ist also eigentlich immer eure eigene Firmware.
Holm: Genau, das Linux-Betriebssystem mit Docker-Technologie ist unsere Kernkompetenz und die Grundlage jedes Salz Automatisierungssystems. Diese Technologie ist so adaptierbar, dass sie auf nahezu jeder Hardware läuft. Das ist ein weiterer Beweis für unsere Offenheit und Flexibilität, die uns auszeichnen. Darüber hinaus verstehen wir sowohl die IT- als auch die OT-Welt und sind in der Lage, beide Bereiche erfolgreich zu bedienen.
Hüttemeier: Bei Salz Automation wissen wir, dass jedes Projekt einzigartige Herausforderungen und Anforderungen mit sich bringt. Daher verfolgen wir mit unserer Hard- und Software einen flexiblen Ansatz, der sich an unspezifische Projekte anpassen lässt und gleichzeitig eine robuste Lösung bietet, die präzise auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmt werden kann. Unsere Philosophie ist klar: Wir gestalten Integration einfach, effizient und sicher. So können sich unsere Kunden auf das konzentrieren, was sie am besten können, während wir die Komplexität der Kommunikation und Kontrolle für sie übernehmen.
Was sind eure nächsten Ziele?
Holm: Wir sind ständig dabei, neue Produkte zu entwickeln und unser Portfolio weiter auszubauen. Vision-Sensoren, Identifikationssysteme und Roboterarme würden beispielsweise hervorragend zu unserem Steuerungssystem passen. Unser Hauptfokus liegt jedoch weiterhin auf der Bereitstellung erstklassiger, applikationsspezifischer Automatisierungslösungen. Diesen Weg möchten wir so lange verfolgen, wie es uns Freude bereitet und wir erfolgreich sind.