Sei es aus Gründen des Klimaschutzes oder des Zeit- bzw. Fachkräftemangels: Spezialisten können heutzutage nicht mehr alle Standorte eines Unternehmens häufig besuchen. Gleichwohl benötigen Betreiber von Fabriken oder Produktionsstätten das Fachwissen der Spezialisten vor Ort. Die herkömmlichen Methoden zur Weitergabe von Fachwissen an die Mitarbeiter, die ihre Arbeit an den Standorten verrichten müssen, sind oft ineffizient und häufig zeitaufwändig. Für Spezialisten im Außendienst ist es zunehmend schwierig, Standorte zu betreten, um Fehler zu beheben, und den reibungslosen Betrieb von Maschinen und Anlagen zu gewährleisten. Zudem benötigen Unternehmen in der Regel mehrere Tage, um Spezialisten an die verschiedenen Standorte zu schicken, was zu Verzögerungen und Verlängerungen von Downtimes in der Produktion führt.
Hinzu kommt noch der akute Fachkräftemangel: Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sehen aktuell mehr als 50 Prozent der Unternehmen darin die größte Gefahr für ihre Geschäftsentwicklung. Industrieunternehmen müssen demnach aktiv gegensteuern und mit den Möglichkeiten, die der Technologiefortschritt heute bietet, die zukünftigen Anforderungen bewerkstelligen.
Remote Support als Lösung
Klassische Herangehensweisen zur Zusammenarbeit reichen heute nicht mehr aus, um den Herausforderungen moderner Unternehmen gerecht zu werden. Mithilfe von digitalen Zwillingen gekoppelt mit AR- bzw. VR-Anwendungen können Unternehmen mittels Remote Support diese Probleme angehen. Die Technik für den Remote Support ist bereits seit einigen Jahren auf dem Markt; die erste HoloLens erschien im Jahr 2015. Ihre Implementierung scheitert jedoch an den damit verbundenen Kosten und dem Aufwand, da hierfür nicht nur die richtige Hardware, sondern auch präzise 3D-Modelle fehlen, die die Realität genauso widerspiegeln, wie sie ist.
Das Unternehmen Framence hat daher ein besonders günstiges Verfahren zur Erstellung von digitalen Zwillingen entwickelt, die die Realität fotorealistisch à la Google Street View abbilden. Aus einfachen Fotos, die mittels einer Digitalkamera gemacht werden, entsteht ein maßhaltiger, fotorealistischer digitaler Zwilling. Eine Modellierung ist nicht mehr notwendig. Da die Software herstelleragnostisch ist, können jegliche Informationen aus Fremdsystemen, wie z.B. Dashboards, Anleitungen, oder Videos, in den Zwilling eingebunden und präzise an der jeweiligen Anlage angezeigt werden. Diese Informationen können in AR bzw. VR abgerufen und betrachtet werden. Da die Software zudem hardwareunabhängig ist, wird für ihre Verwendung nur ein Endgerät mit Internetverbindung und Kamerafunktion benötigt. Für die AR-Anwendungen setzt Framence Tablets und Smartphones ein, da solche Endgeräte bereits heute überall verfügbar sind und eine gegebenenfalls notwendige Neuanschaffung mit niedrigen Kosten einhergeht.
Was ist mit Remote Support möglich?
Durch den Remote Support können Spezialisten sofort virtuell mit Kollegen, die sich vor Ort befinden, in Kontakt treten, um sie bei der Lösung komplexer Probleme zu unterstützen. Mitarbeiter oder externe Dienstleister können mithilfe der im fotorealistischen digitalen Zwilling integrierten Chat- und Kommunikationsfunktionen Schritt für Schritt Text- und Audioanweisungen erhalten und somit komplizierte Instandhaltungs- oder Reparaturmaßnahmen selbst durchführen.
Auch das Onboarding sowie diverse Schulungen von Mitarbeitern können mit einem solchen Zwilling durchgeführt werden. Über den fotorealistischen digitalen Zwilling kann der Spezialist neue Mitarbeiter anlernen oder Schulungen durchführen, unabhängig davon, wo er oder die Mitarbeiter sich gerade befinden. Dadurch wird weder der normale betriebliche Ablauf beeinflusst noch die Produktion gestört. Bei Bedarf kann der Zwilling auch in VR dargestellt und dadurch immersiv erlebbar gemacht werden.
Remote Support mit fotorealistischen digitalen Zwillingen
Durch den Einsatz von Remote Support im industriellen Kontext werden signifikante Kostenreduzierungen kontinuierlich erzielt, da der Besuch eines Spezialisten vor Ort in den meisten Fällen nicht mehr notwendig ist.
Darüber hinaus wird die Dauer von Downtimes entscheidend verkürzt. Aufgrund der in den Tablets bzw. Smartphones integrierten Live-Streaming-Funktion kann der Spezialist den Kollegen vor Ort im Falle von Downtimes Anweisungen in Echtzeit geben. Da der Spezialist den Standort nicht erst aufsuchen muss, sondern live zugeschaltet ist, kann das Personal vor Ort das Problem, das zum Stillstand führte, in kurzer Zeit beheben. Als zusätzlichen Nutzen ist eine Fehlerreduktion möglich: Einzelne zu entfernende Bestandteile oder Kabel der betroffenen Maschine können mit AR hervorgehoben werden, wodurch die menschliche Fehlerquote verringert wird.
Auch die Produktivität lässt sich mittels Remote Support steigern. So kann der Spezialist Reparaturen oder Instandhaltungsmaßnahmen im Voraus planen, indem er im digitalen Zwilling virtuelle Anweisungen an die jeweilige Maschine heftet, noch bevor er selbst den Standort erreicht. Das führt zu einer signifikanten Zeitersparnis vor Ort. Alternativ kann der Spezialist den Mitarbeiter, der sich vor Ort befindet, mit der Reparatur- oder Instandhaltungsmaßnahme zur Durchführung beauftragen. Der Mitarbeiter muss nur mit dem Tablet oder Smartphone zu der entsprechenden Maschine gehen und die Anweisungen in AR befolgen. Das ist besonders im Kampf gegen den Fachkräftemangel wichtig, da so ein Spezialist mehrere Standorte von seinem Büro aus gleichzeitig betreuen kann, ohne dafür anreisen zu müssen.