Roundtable Triple-M: Mission Maschinenbau im Mittelstand

Von Enten und der Digitalisierung

Wie steht es um die Digitalisierung im mittelständischen Maschinenbau? Welche Schritte auf der Roadmap zu Industrie 4.0 und der smarten Fabrik sollten KMU bereits gegangen sein - oder schleunigst gehen? Welches Potenzial bietet die digitale Vernetzung mit Lieferanten, Kunden und Anwendern? Um Antworten auf solche Fragen zu finden, kam beim ersten Triple-M-Roundtable eine facettenreiche Teilnehmerschaft aus dem Maschinenbau-Umfeld zusammen. Dabei wurde nicht nur diskutiert, sondern auch gemeinsame Projekte initiiert.
 Eine Ente, neun Lösungen: Mit der Digitalisierung verhält es sich wie mit den Legosteinen - jeder geht einen individuellen Weg.
Eine Ente, neun Lösungen: Mit der Digitalisierung verhält es sich wie mit den Legosteinen – jeder geht einen individuellen Weg. Bild: WEISS GmbH

Der Maschinenbau befindet sich im Wandel. Die Notwendigkeit, Geschäftsprozesse effizienter zu gestalten, ist allgegenwärtig. Der Enabler dafür? Die Digitalisierung. Qualität und Produktivität in der Fertigung sind durch den Einsatz von IT-Systemen zur Vermeidung von Stillstandzeiten, Verkürzung von Rüstzeiten oder Wegeoptimierung bereits hoch. Doch das wird künftig nicht ausreichen. Die digitale Transformation geht sowohl weit über die Produktionsprozesse als auch über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus. Von der Kundenansprache über Engineering und Lieferantenmanagement bis zur Mitarbeitergewinnung sollen sich digitale Lösungen im Maschinenbau etablieren. Die dafür nutzbare Vielfalt an Tools und Methoden steigt rasant. Doch welche sind die richtigen? Und an welcher Stelle ansetzen? Die größte Herausforderung für mittelständische Maschinen- und Anlagenbauer liegt in der Auswahl der richtigen Prozesse, Methoden und ihrer Umsetzung.

Mit der Eventreihe ‚Triple-M – Mission Maschinenbau im Mittelstand‘ will das Unternehmen Weiss Komponentenhersteller, Anlagenbauer und -betreiber sowie Engineering- und Softwarespezialisten zusammenbringen und eine Plattform zum Erfahrungs- und Knowhow-Austausch schaffen. Im Rahmen der ersten Roundtable-Reihe in München trafen sich Teilnehmer der Firmen Weiss, ISG, Andugo, BBS Automation, Gluth Systemtechnik, Heitec und Lyric Automation. Diskutiert wurde über Erwartungen und Ziele, aber auch über Schwachstellen der digitalen Transformation im Maschinen- und Anlagenbau.

 Im Rahmen des Triple-M-Roundtables wurde sehr facettenreich über die digitale Transformation im Mittelstand diskutiert.
Im Rahmen des Triple-M-Roundtables wurde sehr facettenreich über die digitale Transformation im Mittelstand diskutiert. Bild: WEISS GmbH

Ein Frage – viele Antworten

Im Zentrum der Gesprächsrunde stand die Frage: Wie lässt sich die Expertise des deutschen Mittelstands in digitale Strukturen gießen und nutzen? Dass alle zwar in die gleiche Richtung wollen, jedes Unternehmen aber eine eigene, spezifische Antwort parat hat, verdeutlichte die spielerische Aufwärmübung zu Beginn der Veranstaltung. Die Aufgabe: Aus sechs Legobausteinen eine Ente zusammen bauen. Alle Teilnehmer erhalten die gleichen Bausteine. Und obwohl alle Ergebnisse am Ende einer Ente ähnlich sehen, ist kein Ergebnis identisch. Das verdeutlicht die aktuelle Situation der Mittelständler: Jeder baut seine Digitalisierungs-Ente anders zusammen. Jeder braucht unterschiedlich lange. Und doch hat jede Lösung am Ende ihre Berechtigung. Kurzum: Jedes Unternehmen kann das gesamte Spektrum des Marktes nutzen, muss aber seinen eigenen Weg gehen und die Digitalisierung passgenau auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden. Dennoch liegt natürlich ein großes Potenzial darin, sich in diesem Prozess frühzeitig mit anderen auszutauschen und gegebenenfalls zusammenzuarbeiten.

 Manch einer ist schon sehr weit, andere fangen erst an: Das Erfahrungslevel bei der digitalen Transformation ist sehr heterogen, so Uwe Weiss.
Manch einer ist schon sehr weit, andere fangen erst an: Das Erfahrungslevel bei der digitalen Transformation ist sehr heterogen, so Uwe Weiss. Bild: WEISS GmbH

Unterschiedlicher Status Quo

Erschwerend hinzu kommt, dass das Erfahrungslevel in Sachen digitale Transformation sehr heterogen ist. Das Unternehmen Weiss, der Initiator des Roundtables, ist ein klassischer Zulieferer des Maschinen- und Anlagenbaus. „Wir haben über Jahrzehnte unsere Rundschalttische als reine Hardware verkauft“, erklärt Geschäftsführer Uwe Weiss. „Das reicht heute nicht mehr aus.“ Stattdessen seien bei Kunden und Endanwendern ganzheitliche Lösungen gefragt, die auch die Softwareseite abdecken und das Leben spürbar leichter machen. Gleichzeitig gelte es, die eigenen Strukturen zu digitalisieren – von der IT bis ins Feld – und sich entlang der Wertschöpfungskette mit Lieferanten und Maschinenbauern zu vernetzen. „Dabei treffen wir auf Partner, die bei sich schon seit vielen Jahren die Digitalisierung vorantreiben“, erklärte Weiss, „während andere gerade erst dabei sind, auf den Zug aufzuspringen.“

Warum man nicht darum herum kommt, der Digitalisierung einen hohen Stellenwert einzuräumen, betonte Dirk Engelbrecht, Gründer der Online-Plattform Andugo, in seinem Impulsvortrag. „Immer so weiter machen wie bisher, weil man es eben immer schon gemacht hat?“ Das sei nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr müsse man aktiv die Perspektive wechseln und auf die Herausforderungen der Automatisierung ausrichten. „Digitalisierung gibt es schon sehr lange. Aber Digitalisierung wird auch nie fertig“, so Engelbrecht weiter. Leider hätten viele Entscheider noch nicht wirklich begriffen, was die Digitalisierung für die Organisation und Ausrichtung eines Unternehmens insgesamt bedeutet. Hier gelte es, messbare, kleine Schritte konsequent umzusetzen

 Fazit aus dem Impulsvortrag von Dirk Engelbrecht: Digitalisierung gibt es schon sehr lange. Aber Digitalisierung wird auch nie fertig!
Fazit aus dem Impulsvortrag von Dirk Engelbrecht: Digitalisierung gibt es schon sehr lange. Aber Digitalisierung wird auch nie fertig!Bild: WEISS GmbH

Aufwand und Chancen

Die digitale Transformation bedeutet für mittelständische Unternehmen zwar einiges an Aufwand, eröffnet aber auch Chancen, die eigene Organisationen schlank und effizient aufzustellen. „Und weil die Kundenschnittstelle künftig immer auf Software basieren wird, kann der Stellenwert der Digitalisierung also gar nicht höher sein“, betonte Engelbrecht. Ergänzend sei aber auch eine passende Vernetzung mit den Lieferanten unabdingbar: „Gemeinsam muss man sich in Zukunft der Frage stellen: Wie kommen unsere Produkte besser und schneller zum Kunden.“

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