Die Automatisierungsbranche hat für Conrad einen großen Stellenwert, wie Wolfgang Lex, Head of Technical Sales bei Conrad, betont. Er verweist auf ein großes Automationssortiment, das immer weiter, herstellerübergreifend, ausgebaut wird. „Somit können wir auch interessante Produktkombinationen aus einer Hand anbieten.“ Das Unternehmen punktet dabei auch mit den Sortimenten namhafter Hersteller wie Siemens. Zudem bietet es Ratgeber rund ums Thema Automatisierung. Ein Produkt, das diese Intention verdeutlicht, ist das Trainingsmodell einer flexiblen und modularen Fabrik – die Agile Production Simulation (APS) von Fischertechnik. „Die Wirkung ist beeindruckend. Die Menschen sehen die APS bei uns am Messestand und sind vom Fleck weg begeistert“, schwärmt Wolfgang Lex. Er selbst ist Diplomingenieur und kommt aus der Automation und sagt, dass ihn das Demonstrationsmodell regelrecht fasziniert. Vor allem wohl deshalb, weil es so nah dran ist an der Realität. „Und bestimmt auch deshalb, weil es Spaß macht, die vielen Funktionen und Einstellungen auszutesten“ ergänzt er.
Für Ausbildung und Unternehmen
Die APS dient Ausbildungszwecken, ist aber auch für Unternehmen interessant. Wolfgang Lex weiß, dass immer mehr Digitalisierungsbeauftragte in Firmen die Vorzüge von Simulationsmodellen entdecken. Der Grund: Die Themen Digitalisierung, Automatisierung und KI sind in aller Munde. „Mit der APS kann diese Entwicklung und der damit verbundene Fortschritt für jedermann greif- und begreifbar gemacht werden.“ So lässt sich das Verständnis für moderne und hochkomplexe Produktionsprozesse auf allen Mitarbeiter- und Hierarchieebenen fördern und voranbringen. „In der Tat ist es möglich, mit der APS Prozesse zu simulieren, die Aufschluss, Vorhersagen und Rückschlüsse zu realen Abläufe in der Fertigungspraxis ermöglichen. Denn die eingesetzten Komponenten und Steuerungen entsprechen dem Industriestandard.“
Umfassende Beratung
Gleichwohl ist die APS sehr komplex und dementsprechend erklärungsbedürftig. „Genau hier kommen wir als Vertriebspartner ins Spiel. Unsere Aufgabe ist es, Hilfestellung zu geben, und sowohl Interessenten kompetent ans Produkt heranzuführen als auch Käufer intensiv zu schulen“, erklärt der Ingenieur. Um APS mit gutem Gewissen zu verkaufen, will man die Kunden in die Lage versetzen, das Produkt reibungslos in ihre Arbeits- oder Bildungswelt zu integrieren. „Das funktioniert nur mit engmaschiger Betreuung“, ist Wolfgang Lex überzeugt. Außerdem stellen sie APS an Hochschulen, Ausbildungswerkstätten und Unternehmen vor. So gibt es seit Jahren z.B. eine enge Zusammenarbeit mit BMW, etwa im Rahmen der dort stattfindenden Makerdays. „Wir bieten auch Vor-Ort-Termine, wenn’s mal hakt und können dann direkt eingreifen und supporten, wenn gewünscht“, ergänzt Lex.
3 Fragen an Wolfgang Lex,
Head of Technical Sales bei Conrad
Sie haben sich persönlich intensiv in die APS-Anlage von Fischertechnik eingearbeitet. Was fasziniert Sie daran?
Das stimmt, ich habe mich wirklich sehr intensiv eingearbeitet. Den Anfang machte eine Schulung bei Fischertechnik vor Ort. Im nächsten Schritt war es aber entscheidend, alles nochmal in Ruhe durchzugehen und auszuprobieren. Das ging so weit, dass ich die APS sogar bei mir zuhause im Wohnzimmer aufgebaut habe, um alle Funktionen zu testen und an Feinheiten zu tüfteln. Auch die Einarbeitung ins TIA-Portal von Siemens gehörte dazu. Da musste ich mich trotz Ingenieurstudium ganz schön reinknien. Das wiederum zeigt aber auch: Die Tools, mit denen man bei dieser Simulation arbeitet, sind nicht nur komplex, sondern auch topmodern. Wie dicht die APS damit an realen Gegebenheiten in Fertigungsumgebungen dran ist, fasziniert mich immer wieder. Großartig ist auch unser enger Austausch mit dem Hersteller. Diese Partnerschaft geht so weit, dass wir Feedback von Kundenseite oder auch eigene Optimierungsideen an Fischertechnik zurückspielen und dort das Produkt immer wieder nachjustiert und verbessert werden kann. Diese Augenhöhe ist ein echter Luxus und eine große Wertschätzung für unsere Expertise und die Arbeit, die wir als langjähriger und speziell geschulter Vertriebspartner leisten.
Welche Vorteile bietet dieser Ansatz gegenüber herkömmlichen Modellen?
Die APS ist einfach und doch komplex genug, um begreifbar zu sein und erfüllt damit die wohl wichtigste didaktische Anforderung: Sie überfordert Lehrende und Lernende nicht, verfügt aber trotzdem über hochprofessionelles Equipment. Alle relevanten, realen Fertigungsprozesse sind im Modell vereinfacht und abstrahiert dargestellt. Das ist wirklich gut gelungen. Auch der Name Fischertechnik schafft Akzeptanz, weil viele die Marke aus Kinder- und Jugendtagen kennen. Und der Sicherheitsaspekt ist ein weiterer Vorteil, da die APS ist völlig gefahrlos zu bedienen ist.
In welche Richtung könnten sich solche Modelle weiterentwickeln?
Bei der APS sprechen wir von einem Modell im Bereich der mechanisch hochautomatisierten Fertigung. Es gibt natürlich andere Formen oder Randbereiche der Fertigung. Auf einer der letzten Messen z.B. waren wir mit einem Ausbildungsbetrieb im Bereich Wasserversorgung im Gespräch, der sich ein Simulationsmodell für seine IT-Fachinformatiker wünscht. Hier würde dann vermutlich ein Schwerpunkt auf Sensorik und Sicherheitstechnik liegen. Ich könnte mir auch Einsatzgebiete im Handwerk vorstellen. So könnte eine Variante für Energieanlagentechniker spannend sein.
Methoden der Fertigung begreifen
Die APS bildet alle Elemente einer modernen Produktion ab. Mit der Simulation sind die dargestellten Prozesse gegenüber einer realen Produktionsumgebung dabei stark vereinfacht – gleichzeitig aber sehr praxisnah. Dies ermöglicht es, komplexe Methoden in der Fertigung zu verstehen und im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. „Am Ende, wenn alles richtig gemacht wurde, steht das Erfolgserlebnis“, freut sich der Ingenieur. Er weist auch auf den hohen didaktischen Wert der Anlage hin. Denn es gibt begleitende Materialien, ein Planspiel, Videos und eine E-Learning-Plattform mit zusätzlichen Aufgaben. „Obercool finde ich, dass es einen digitalen Zwilling der Fertigung gibt. Man kann die Prozesse also virtuell nachvollziehen und das ganze Produkt auch virtuell bedienen“, begeistert sich der Fachmann.
Das kann die Produktionssimulation
Die APS zeigt fünf verschiedene Stationen in der Werkshalle, die über ein fahrerloses Transportsystem (FTS) miteinander verbunden sind. Die FTS-Elemente fahren selbsttätig, stoppen und passen den Weg automatisch an. Die fünf Stationen: Warenein- und -ausgang, Hochregallager, Fertigung (z.B. Fräs- und Bohrstation) inkl. kleines Fließband sowie Qualitätssicherung mit Machine Learning. Mit der APS werden die Herausforderungen in der Produktion und Logistik stellvertretend dargestellt bzw. simuliert: Produktindividualisierung, kürzere Produktionszyklen, flexible Fertigung und steigende Komplexität. Gesteuert wird die Fabrik von einer zentralen Steuerung, die mit den SPSen (Siemens S7-1200) der einzelnen Fabrikmodule vernetzt ist. Die Programmiersprache Strukturierter Text (ST) erlaubt objektorientiertes Programmieren. Die Kommunikation findet per Ethernet-Netzwerk und WLAN statt. Es es ist ein Router verbaut, der zentral steuert und ein Hub, der verschiedene Anschlüsse per Kabel ermöglicht.
Erweiterungen und Sprung in die echte Fertigung
Auch an Erweiterungsmöglichkeiten wurde gedacht. Die Fabrik kann um einen Brennofen, weitere Bohr- oder Frässtationen und auch um zusätzliche FTS erweitert werden. „Genau das ist ein großer Vorzug der APS gegenüber ihrem Vorgänger, der Lernfabrik 4.0. Zudem waren die Wege starr – alles wurde per Greifroboter oder Fließbändern von A nach B transportiert. Das FTS hingegen ist agil und fluide und sogar multitasking-fähig. Beispielsweise kann das System Aufgaben priorisieren – das ist echt der Wahnsinn“, lobt Wolfgang Lex.
Somit lässt sich also mit der APS ein realer Produktionsablauf simulieren und wenn es funktioniert, die Lösung im echten Fertigungs-Setting verbauen. Es geht darum, Prozesse zu verbessern, Stichwort Abfallvermeidung oder Energieeinsparung. „Genau das erwarten viele nicht: Die APS ist kein Spielzeug, sondern es sind echte, auf dem Markt befindliche Produkte integrierbar“ unterstreicht der Ingenieur abschließend.
3 Fragen an Felix Witzelmaier,
Business Development Manager bei Fischertechnik
Wie ist Fischertechnik auf die Idee gekommen, eine komplexe, komplette Produktionsanlage zu bauen?
Die Fabrik von Morgen ist Gegenstand von Forschung, Bildung und Industrie. Wir möchten die Menschen befähigen, diese Transformation aktiv zu gestalten, um Fortschritt möglich zu machen. Konkret begreifen Studierende, Auszubildende und Mitarbeitende mit unserer Agile Production Simulation die komplexen Themen Automatisierung, IoT und agile Fertigung – alles vor dem Hintergrund von Industrie 4.0. Dafür ist eine komplexe, komplette Fabrikanlage das perfekte Lerntool: Nur so kann der hohe Grad an Vernetzung von Intralogistik und Produktionsmodulen nachhaltig greifbar gemacht werden.
Mit welchem Anspruch sind Sie herangegangen?
Unser Anspruch ist es, eine ‘echte‘ Fabrikanlage zur Verfügung zu stellen. Damit gemeint ist, dass unsere APS so industrienah wie möglich gestaltet ist, um ein authentisches Lern- und Simulationserlebnis zu schaffen. Wir steuern mit Siemens S7-1200 und strukturiertem Text die einzelnen Produktionsmodule. Die Kommunikation in der gesamten Anlage wird mit OPC UA gelöst, während das fahrerlose Transportsystem in MQTT kommuniziert. Das ist ‘echte‘ Industrie zum Anfassen, Ausprobieren, Spielen und Begreifen. Entwicklungsseitig hat uns dieser Anspruch vor Herausforderungen gestellt – wir sind stolz, diese erfolgreich gemeistert zu haben.
Planen Sie in Zukunft weitere Modelle im Bereich Automatisierung?
Wir nehmen eine steigende Nachfrage nach Trainings- und Simulationsmodellen für den betrieblichen und überbetrieblichen Aus- und Weiterbildungsbedarf wahr. Insofern lautet die klare Antwort auf diese Frage: Ja, auf jeden Fall![object Object]