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40 Jahre Eplan - wie geht es weiter?

Herausforderungen und Zukunftsmusik

Ende Juni dieses Jahres feierte Eplan, führender Anbieter für Software im Bereich Elektro-Engineering, sein 40-jähriges Bestehen (wir berichteten in Ausgabe 7/2024). Am nächsten Tag standen CEO Sebastian Seitz sowie Geschäftsführer Haluk Menderes Rede und Antwort, um aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen zu diskutieren.
Bild: Eplan GmbH & Co. KG

68.000 Kunden, 274.000 Software-Lizenzen und weltweit 50 Standorte: Das sind die aktuellen Kennzahlen des 1984 gegründeten Unternehmens. Eplan entwickelt ECAD-Lösungen für unterschiedliche Branchen wie den Maschinen- und Anlagenbau, den Schaltschrankbau, die Prozessindustrie, die Gebäudetechnik, die Automobil-, Nahrungs- und Genussmittelindustrie, den Energiesektor, maritime Anwendungen und vieles mehr. Rund 500 Software-Entwickler arbeiten an unterschiedlichen Standorten an neuen Tools.

Aufgrund der Einbettung in den Firmenverbund der Friedhelm Loh Group und des engen Kontakts zum Schwesterunternehmen Rittal sind Lösungen für den Steuerungs- und Schaltanlagenbau einer der Schwerpunkte von Eplan. Die Tools Electric P8, Pro Panel, Smart Mounting und Smart Wiring sind dabei speziell für diese Branche entwickelt worden. „Unsere Entwicklungsingenieure und Kollegen von Rittal arbeiten eng verzahnt in insgesamt sechs Teams zusammen. Das klappt zunehmend besser und generiert Software, die der Branche das Leben erheblich erleichtert“, betont Eplan-CEO Sebastian Seitz. „Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der exakten Analyse der Arbeitsprozesse bei unseren Kunden, um deren Belange besser zu verstehen und praktische Werkzeuge an die Hand zu geben“, hebt Eplan-Geschäftsführer Haluk Menderes hervor. Zusätzlich zum Portfolio der Marke Eplan entwickelt das Software-Haus Lösungen für das Schwesterunternehmen Rittal, die dann unter dessen Namen in den Markt getragen werden.

Bild: Eplan GmbH & Co. KG

Industrie-Templates für unterschiedliche Anwendungen

Gegenwärtig liegt ein Fokus von Eplan auf der Erstellung von Software-Templates für bestimmte Industrien. Auch hierfür habe man verschiedene Teams gebildet, die sich genauer mit einem dezidierten Bereich beschäftigen. „Die Energiebranche ist derzeit ein Markt, mit dem wir uns intensiv beschäftigen und der großen Bedarf für innovatives Engineering hat. Mit unserer Trafostation, die wir auch kürzlich auf der Messe The Smarter E Europe vorgestellt haben, bieten wir ein komplettes Industry Standard Project als vorgedachte Lösung an, inklusive der im Energy-Sektor benötigten Betriebsmittelliste. Damit schaffen wir einen Branchenstandard, der bei Bedarf einfach individualisiert werden kann“, so Seitz. Im Datensatz des Projekts sind alle Informationen für modulare Rittal-Systemtechnik und Komponenten vieler weiterer Hersteller aus dem Eplan Data Portal enthalten. Der Kundenvorteil: Erheblich weniger Zeit und Kosten, normgerechte Ausführung mit automatisiertem Engineering sowie ein Digitaler Zwilling für den Betrieb. Nach diesem Vorbild sollen weitere Industrie-Templates, beispielsweise für den Maschinenbau oder die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, folgen. Flankiert wird das Ganze durch einen umfangreichen Bestand an Video-Tutorials und -Trainings auf der Eplan-Webseite.

Bild: Eplan GmbH & Co. KG

Wunder Punkt Datenkonsistenz

Nach wie vor sei der hohe Zeitaufwand, den beispielsweise Schaltanlagenbauer bei der Bearbeitung ihrer Projekte betreiben, eine der größten Herausforderungen in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit. Das liege zuallererst an der mangelnden Konsistenz der Daten im Elektro-Engineering – genauer gesagt an der Art und Weise, wie die Daten innerhalb von Projekten von einem Beteiligten zum anderen übermittelt werden. „Das fängt bei den Gerätedaten an. Da übermittelt ein Maschinenbauer für eine Komponente X den Namen und die Artikelnummer an seinen Schaltschrankbauer. Die gleiche Komponente kann bei einem anderen Maschinenbauer eine andere Artikelnummer haben, weil diese möglicherweise intern vergeben wurde. In der Konsequenz muss der Schaltanlagenbauer die Daten für diese Komponente und jedes einzelne Projekt händisch einpflegen, um es auf seine Datenbank zu mappen. Das ist heute noch gängige Praxis“, versichert der Eplan-CEO. Dabei gebe es mit der Verwaltungsschale und dem Datenstandard Eclass Advanced funktionsfähige Konzepte, die auch von namhaften Playern vorangetrieben werden und derer sich nur alle bedienen müssten. Die Verwaltungsschale stelle nicht nur die notwendigen Daten in standardisierter Form zur Verfügung, sondern regele auch noch die Kommunikation unter den Projektbeteiligten. „Dieses Push/Pull-Prinzip, wo Hersteller standardisierte Daten einpflegen und Anwender sich derer bedienen können, bietet unglaubliche Vorteile. Ein enormer Wettbewerbsvorteil für Deutschland und Europa“, so Seitz. Leider gebe es aber immer noch zu viele proprietäre Lösungen. „Zudem haben wir in Deutschland den Hang zum Über-Perfektionismus. Wir tendieren dazu, ein funktionstüchtiges System ständig weiter zu entwickeln, so dass es schlussendlich nie zur Anwendung kommt.“ Zwar seien auch die anderen Regionen der Welt derzeit nicht weiter. „Allerdings ist gerade in Asien die Umsetzungsgeschwindigkeit von gangbaren Lösungen enorm hoch. Auch die Amerikaner beschäftigen sich mit Eclass. Noch haben wir einen Zeitvorteil von rund drei Jahren. Wir können also nur hoffen, dass bei der Konkurrenz in Übersee nicht in Kürze ein solches Konzept vehement vorangetrieben wird“, ergänzt Haluk Menderes.

Ein weiteres Problem sei die inzwischen unüberschaubare Menge an Initiativen, Konzepten und Forschungsprojekten, die nicht selten staatlich gefördert würden, bei denen aber selbst Insider mittlerweile den Überblick verlieren würden. Deren schiere Quantität verzögere oder verhindere im schlimmsten Fall die Umsetzung in der Praxis.

Skepsis gegenüber Cloud-Lösungen ist kein Thema mehr

Mit Blick auf die Bereitstellung von Software-Lösungen in der Cloud gibt es laut Seitz mittlerweile nahezu keine Probleme mehr. „Eine Skepsis oder gar Ängste vieler Anwender nehmen wir kaum noch wahr. Der Irrglaube, dass man als kleinerer Mittelständler seine IT-Infrastruktur ähnlich IT-sicher machen kann wie ein Hyperscaler, ist praktisch nicht mehr vorhanden. Unsere Kunden jedenfalls nutzen Cloud-Lösungen extensiv.“

Und wie sieht es mit der Implementierung von künstlicher Intelligenz (KI) aus? „Man muss ja heute aufpassen, nicht gleich jeden Algorithmus als KI zu bezeichnen“, schmunzelt Seitz. Interessant wäre für den Eplan-CEO die Anwendung von KI, wenn man diese unstrukturierte Information in strukturierte umwandeln könnte. „Konkretes Beispiel: Ich füttere eine KI mit den Inhalten des Rittal-Produktkatalogs, und diese ist dann in der Lage, mir anzugeben, welches Zubehör zu welcher Lösung passt. Heute müssen wir für einen Konfigurator bestimmte Regeln formulieren, damit wir dem Anwender diese Plausibilitätsprüfung bieten können. Implizit sind diese Regeln bereits in den Auswahltabellen des Katalogs enthalten. Es wäre schön, wenn eine KI diese Arbeit erledigen könnte – und das in jeder gewünschten Sprache.“ Noch sei das aber Zukunftsmusik.

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