Die Softwarebibliotheken enthalten nun noch mehr Funktionsbausteine, die sich für Aufgaben in den genannten Branchen, aber auch generell für das Energiemanagement eignen. Zudem wurden Nutzererfahrung und Cybersicherheit des Softwaretools optimiert und neue Möglichkeiten der Anbindung an Aveva Engineering und Aveva System Platform geschaffen. Hinzu kommt, dass nun auch weitere technische Eingabeformate, wie Dexpi oder Excel, unterstützt werden und wichtige Funktionen sowie Dokumentationen ab sofort auf Deutsch verfügbar sind.
Ein Automatisierungsansatz, der Hardware und Software entkoppelt
Gegenwärtig wird die Automatisierungswelt noch von proprietären Steuerungssystemen dominiert. Für das Engineering und die Vernetzung zeitgemäßer Anlagen mit einem hohen Automatisierungsniveau bedeutet das häufig einen enormen zeitlichen, personellen und finanziellen Aufwand. Außerdem lassen sich wirtschaftliche Vorteile in puncto Flexibilität, Produktivität und Effizienz, die sich mithilfe moderner Industrie 4.0-Technologie eigentlich längst bieten würden, auf diese Weise nicht nutzen.
Anders im Fall herstellerunabhängiger und softwarezentrierter Automatisierung. Im Sinne der Norm IEC61499 wird die Software bei diesem Ansatz grundlegend von der Hardware entkoppelt. So entsteht eine herstellerneutrale Softwareebene, in der automatisierte Anwendungen mithilfe von wiederverwendbaren Softwareobjekten weniger programmiert als vielmehr modelliert werden können. Wichtige Voraussetzung für diese Art des Automatisierens: Ein Engineering-Tool wie EcoStruxure Automation Expert. Dieses schafft nicht nur eine Softwareumgebung, in der sich Funktionsbausteine herstellerneutral und per einfachem Single-Line-Engineering miteinander verbinden lassen, sondern konfiguriert auch selbstständig die Querkommunikation zwischen den Steuerungskomponenten. Für die hardwareunabhängige Verteilung von Softwareapplikationen sowie eine schnelle Inbetriebnahme ein entscheidender Faktor.
Proof-of-Concept mit Gea
Mit einem Proof-of-Concept, sprich einem Machbarkeitsnachweis, haben der deutsche Maschinenbauer Gea und Schneider Electric die Marktreife des neuen Automatisierungsparadigmas belegt. Im Zuge des Projekts wurde ein Pathfinder Separator von Gea mit EcoStruxure Automation Expert automatisiert. Insbesondere das Engineering des in zahlreichen unterschiedlichen Hardwareausführungen hergestellten Separator-Skids konnte dabei verbessert und beschleunigt werden. Wo früher eine aufwendige Parallelentwicklung notwendig war, lässt sich die einmal modellierte Anwendung nun per Copy-and-Paste auf ein neues Gerät übertragen. Auf Basis des herstellerunabhängigen und softwarezentrierten Automatisierungsansatzes konnte zudem ein bedeutender Beitrag zur Weiterentwicklung des MTP (Module Type Package)-Konzepts für eine modularere Prozessindustrie geleistet werden.
Unternehmerische Möglichkeiten von Universal Automation
Für Engineering, Betrieb und Umrüstung wandelbarer, modularer Industrieanlagen bietet ein herstellerunabhängiges Automatisierungskonzept mit dezentral verteilter Logik und eventbasiertem Ausführungsmodell ideale Ausgangsbedingungen. In der 2021 gegründeten Non-Profit-Organisation UniversalAutomation.org haben sich daher führende internationale Industrieunternehmen, Hersteller, OEMs, Systemintegratoren, Start-Ups und Universitäten zusammengetan, um dem Paradigmenwechsel in der Automatisierung weiteren Aufschwung zu verleihen. Die unabhängige Organisation, zu deren Gründungsmitgliedern Schneider Electric zählt, verwaltet und pflegt die Referenzimplementierung einer auf IEC61499 basierenden Runtime-Umgebung. Diese wird als Shared Ressource zur Verfügung gestellt und schafft die herstellerübergreifende Basis für ein unabhängiges, freieres und softwarezentriertes Engineering.
Neben Vorteilen bei Engineering und Umrüstung profitieren Maschinenbauer und Anwender auf Basis herstellerunabhängiger und softwarezentrierter Automatisierung aber auch vom sogenannten Plug-and-Produce. Bereits getestete Softwareapplikationen lassen sich wie aus einem App-Store herunterladen und hardwareunabhängig in die Anlage implementieren. Mit dieser neuen Kategorie an softwarezentrierten Automatisierungskomponenten, die innerhalb eines digitalen Ökosystems entwickelt und vertrieben werden können, ergeben sich nicht nur neue Möglichkeiten für das Engineering. Start-Ups oder Softwareentwickler für spezifische Regelungslösungen haben es auf Basis herstellerunabhängiger Automatisierung deutlich leichter, ihre (Nischen-)Produkte auf den Markt zu bringen.