Es ist buchstäblich ein alter Hut: Ein Hersteller stellt eines Tages die Fertigung eines bestimmten Produkts ein, weil es schlicht einen Nachfolger gibt, der besser, schneller, zeitgemäßer ist. Nüchtern betrachtet ist das kein Drama, sondern der Lauf der Dinge – und man kann gelassen bleiben, sofern es wirklich einen angemessenen Ersatz gibt. Doch was, wenn das nicht der Fall ist? Dann wird es unter Umständen schwierig und teuer. Schon seit sehr langer Zeit hat Siemens sein Programmierhandgerät (PHG) vollständig abgekündigt – es wird nicht mehr hergestellt und ist auch nicht mehr als neuwertige Ware aus Lagerbeständen erhältlich. Allerdings zählen die Maschinen, die bislang damit bedient wurden, noch längst nicht zum alten Eisen. Auch wenn sie durchaus aus dem letzten Jahrtausend stammen können, sind sie voll funktionsfähig, produktiv und werden dringend benötigt. Sobald jedoch das Handbediengerät defekt ist, stehen Unternehmen vor dem Dilemma, wie sie Ersatz finden sollen, denn: Ohne dieses Gerät lassen sich die allermeisten Maschinen nicht mehr betreiben. Eine mögliche Lösung wäre die komplette Steuerungshochrüstung inklusive Bedienfeldpaket, was neben einer sehr großen Investition auch enorm lange Lieferzeiten mit sich bringt. Doch die meisten Maschinen müssen dauerhaft, ohne ungeplante Stillstände verfügbar sein.
Retrofit bringt wertvolle Vorteile
Automations-Handlingsysteme und Werkzeugmaschinen, die auf Sinumerik 810/840D Powerline-Steuerungen basieren, lassen sich mit dem Bedienpanel ausrüsten und in weniger als drei Stunden Stillstandszeit in gewohnter Weise weiterbetreiben. Auf den ersten Blick 10″-Farbdisplay ins Auge, eine spürbare Verbesserung zum Klassiker von Siemens. Darstellung und Bedienung sind analog der Originalgeräte von Siemens – der Umstieg gelingt sofort, eine Einweisung des Produktionspersonals erübrigt sich. Erhöhten Komfort bring der Drehschalter für die Vorschubsteuerung der Anlagen, wie man es von der neuesten Generation von Bediengeräten kennt. Doch das Retrofit hat weitere, viel entscheidendere Vorteile, erläutert Julian Frank, Vertriebsingenieur bei Roth: „Mit dem ROP bieten wir Unternehmen den Einstieg in die Welt der Industrie 4.0, indem auch ältere Anlagen an bestehende MDE/BDE-Systeme angebunden werden können. Denkt man das zu Ende, bietet sich auf diese Weise sogar die Möglichkeit, statt teurer Neuanlagen gebrauchte Maschinen einzukaufen, die dank Retrofit und in Kombination mit dem ROP einen deutlich verlängerten Lebenszyklus haben.“ Als Plug&Play-Lösung ist das ROP so konzipiert, dass der Austausch schnell erfolgt und vorhandene Anschlüsse und sogar Bohrungen genutzt werden können, die für die PHG/HT6-Geräte passend waren. Da die bisherigen Funktionen zu 100 Prozent erhalten bleiben, kann die aufgewertete Maschine umgehend weiterarbeiten. „Im ROP-Kit ist sämtliches Umbaumaterial enthalten“, so Frank, „und auch am Schaltschrank und anderen sensiblen Teilen bleibt alles unverändert, das schließt auch die Maschinensicherheit und die Konformität (CE) mit ein.“ Zu den möglichen erweiterten Funktionen, die das Panel außerdem bietet, zählen die Verfügbarkeit der Maschinendaten, diese lassen sich per Ethernet-Schnittstelle auslesen. Weitere Features sind automatische Datensicherung, die Möglichkeit zur Fernwartung und nicht zuletzt auch kundenspezifische Anpassungen, vom Einbinden des eigenen Firmenlogos bis hin zu individuellen Maschinenfunktionen und dem Versand von Daten an übergeordnete Systeme des Kunden.
Generationenübergreifende Kommunikation
Ein Schlüsselelement ist die Integration der Software Accon-AGLink von Delta Logic. Sie erfolgt hardwareseitig über einen Programmieradapter, der die Kommunikation zwischen PC und S7-Steuerungen ermöglicht. Mit dem Adapter gelingt es auch alte Maschinen mit Schnittstellen wie MPI-Bus mit Systemen und Steuerungen der neuen Generation per Profibus bzw. mit der IPC-Ethernet-Welt zu vernetzen. Die Bibliothek für die industrielle Kommunikation kommt seit vielen Jahren in zahlreichen Anwendungen und in den verschiedensten Branchen zum Einsatz. Ihre große Stärke besteht darin, alle Steuerungstypen in Siemens-S7-Umgebungen zu unterstützen und den Datenaustausch unabhängig von Programmiersprachen und Betriebssystemen zu ermöglichen – und das in einer überragenden Geschwindigkeit. Auch für individuelle Kundenbedürfnisse findet Delta Logic die passenden Lösungen: So entstand z.B. das Sinumerik-Addon von Accon-AGLink auf Wunsch eines anderen Kunden. Dieses ermöglicht das Auslesen aller Variablen aus dem umfangreichen Listenhandbuch von Siemens. Außerdem wurde der Onlinezugriff auf benutzerdefinierte Variablen, sogenannte GUDs, implementiert. Diese Funktionalität kommt dann natürlich allen Kunden, die auf Sinumerik-Werkzeugmaschinensteuerungen von Siemens zugreifen möchten, zugute.
Alternative zur Neuanschaffung
Die Entscheidung von Siemens, die Handgeräte für Sinumerik nicht länger herzustellen, kommt indes nicht aus ganz heiterem Himmel, sie ist der Branche schon seit Jahren bekannt, weiß auch Frank. Doch jetzt wird es unter Umständen ernst: „Die Zeiten haben sich auch einfach geändert“, erzählt der Vertriebsingenieur. „Aufgrund der Veränderungen am Markt sind viele Unternehmen gezwungen, ihr bestehendes Equipment noch einige Jahre länger produktiv und ökonomisch sinnvoll weiterzubetreiben.“ Ihnen bietet das ROP in dieser Hinsicht die Planungssicherheit, dass es für defekte und abgekündigte Siemens-Handgeräte in jedem Fall Ersatz gibt, und das über einen langen Zeitraum. Inklusive Garantie und umfassendem Kundensupport. Auf diese Weise eröffnet das ROP vielen Unternehmen die Möglichkeit, mittels Retrofit unter Umständen sogar mehrere Millionen Euro einzusparen. Auch bei Delta Logic bleibt die Zeit natürlich nicht stehen. Selbstverständlich werden so bewährte und leistungsstarke Produkte wie die Kommunikationsbibliothek Accon-AGLink fortlaufend verbessert und weiterentwickelt, damit sie mit der technischen Entwicklung Schritt halten – oder sogar selbst den neuen Takt vorgeben. Hier ist das nächste Update mit neuen Features bereits erhältlich: In der aktuellen Version 6.0 bietet Accon-AGLink jetzt auch die Möglichkeit für den sicheren Datenaustausch über Secure PG/PC- und HMI-Kommunikation.